Kiefersfelden – „Wir wollen die Eltern in unserer Gemeinde dazu bringen, gemeinsam und solidarisch den Handy-Konsum ihrer Kinder einzudämmen.“ Mit diesem Leitgedanken und dieser Initiative wendet sich Kiefersfeldens Bürgermeister Hajo Gruber an die Eltern des Ortes, nachdem er bereits den Gemeinderat überzeugt hatte. Sein Vorbild ist eine Kommune in Irland. Gruber: „Dort haben sich die Eltern gemeinsam darauf geeinigt, ihren Kindern kein Smartphone zu kaufen. Und es hat geklappt. Die ganz große Masse der Eltern zog es dort durch und blieb standhaft. Die weniger überzeugten Eltern schlossen sich schließlich an.“ Selbes wünscht sich das Gemeindeoberhaupt auch für Kiefersfelden und betont: „Wir wollen mit dieser Empfehlung und Initiative den Druck auf die Eltern verringern, dem sie sich durch die Gesellschaft ausgesetzt fühlen.“ Und er betont: „Wir wollen überzeugen, nicht bestimmen.“ Zumal die Gemeinde dazu auch nicht befugt wäre.
Rückendeckung bekommt Gruber von Familientherapeuten der Rosenheimer Suchtprävention „NEON“. Diese überzeugten den Gemeinderat mit ihrem Referat „Negative Auswirkungen von Bildschirmmedien auf junge Menschen“. Die Empfehlungen an die Eltern fanden Zustimmung: keine Smartphones an Kinder verschenken, sondern nur Leihgabe, klare Regeln an die Leihgabe binden, keine Geräte ohne technische Sicherung und medienfreie Zeiten und Orte bestimmen.
Auch die Schulrektorin der Haupt- und Mittelschule in Kiefersfelden, Antje Radetzky, berichtete dem Gemeinderat von ihren Erfahrungen: „Während des Schulvormittags ist die Nutzung von Smartphones in unserer Schule konsequent verboten. Seither reden die Kinder wieder mehr in den Pausen miteinander, statt sich mit dem Handy zurückzuziehen.“
Nun gilt es die Eltern der Gemeinde zu überzeugen. Konkret findet am Dienstag, 8. Juli, ab 19 Uhr in der Schulturnhalle Kiefersfelden eine Informations- und Diskussionsveranstaltung unter dem Motto „Kindheit neu entdecken – stark aufwachsen ohne digitale Dauerbegleiter“ statt.
Veranstalter ist die Gemeinde zusammen mit den Schul- und Kita-Leitern. Gruber: „Wir wollen nicht zwingen, sondern aufklären, überzeugen und als Gemeinschaft zusammenstehen. Denn es wird nicht leicht sein, gegen den Handy-Konsum anzugehen.“ roc