„Schwimme im Glück“

von Redaktion

Die Erinnerung an ihre eigene Weihe führte sieben Geistliche in der Klosterkirche Au zusammen. Prälat Dr. Walter Brugger (96), ein Wegbegleiter von Papst Benedikt, feierte sogar 69 Jahre Priestertätigkeit. Sein Auftritt: emotional, augenzwinkernd, geprägt von der Weisheit des Alters.

Gars/Au am Inn – Das Fest Peter und Paul, das Ende Juni gefeiert wird, ist der klassische Termin für die Priesterweihe in der katholischen Kirche. Die Erinnerung an ihre eigene Weihe führte in diesem Jahr sieben Geistliche in der Klosterkirche Au zusammen, wo sie in einem feierlichen Gottesdienst dankbar zurückblickten.

Franziskanerinnen
als Gastgeberinnen

Die Franziskanerinnen von Au, die mit ihnen auf vielfältige Weise verbunden sind, hatten diese Begegnung möglich gemacht. Im Mittelpunkt stand mit 96 Lebensjahren der Senior, Prälat Dr. Walter Brugger, der vor 69 Jahren in Freising die Weihe empfangen hatte.

Hinzu kamen drei Patres des Benediktinerklosters Scheyern, die vor 25 Jahren geweiht wurden: Abt Markus Eller, Prior Pater Benedikt und Cellerar Pater Lukas, der einst sein Seelsorgepraktikum in Gars absolviert hatte. Die Weltpriester Monsignore Konrad Kronast sowie die Pfarrer Ludwig Sperrer und Konrad Roider blickten auf 60, 27 und 14 Jahre in der Pfarrseelsorge zurück.

Beeindruckt von
Pater Alfred Delp

Prälat Dr. Brugger aus Marquartstein, langjähriger Weggefährte des späteren Papstes Benedikt XVI., war zunächst Kaplan in Traunstein und München, dann Dozent am Priesterseminar und Pfarrer in Freising. An seine Zeit als Pfarrer von Berchtesgaden schlossen sich lange Jahre an, in denen er als Kurat der Wallfahrtskirche Wies bei Freising tätig war. Schon 1979 hatte er in Salzburg promoviert und in der Folgezeit an zahlreichen historischen und kunstgeschichtlichen Werken mitgearbeitet. Mit seiner Ansprache, vorgetragen mit der überzeugenden Weisheit des Alters und zuweilen auch mit einem Augenzwinkern, verstand es Prälat Brugger, die kleine Gottesdienstgemeinde, bestehend aus dem Konvent der Franziskanerinnen, Verwandten und Freunden zu fesseln. Er „schwimme im Glück“, noch am Altar stehen zu dürfen, und Dankbarkeit erfülle ihn, 69 Jahre Priester gewesen zu sein. Er erinnerte an seinen Weihespruch, demzufolge Jesus im Johannesevangelium zu den Jüngern sage: „Nicht mehr Knechte, sondern Freunde nenne ich euch.“

Einem anwesenden, ihm persönlich verbundenen Ehepaar, das einander seit 56 Jahren die Treue hält, erwies er seine Referenz, indem er diesen Ehebund als eher seltenes „Biotop“ in der heutigen säkularen Gesellschaft bezeichnete. Beeindruckt habe ihn Pater Alfred Delp (1907 bis 1945), der kurz vor seiner Hinrichtung zum begleitenden Gefängnispfarrer gesagt habe: „In einer halben Stunde weiß ich mehr als Sie.“

Brugger schloss mit einem Zitat von Dietrich Bonhoeffer (1906 bis 1945): „In der Dankbarkeit gewinnen wir das rechte Verhältnis zur Vergangenheit – in ihr wird Vergangenes fruchtbar für die Gegenwart.“

Lesung aus dem
Korintherbrief

Die Lesung aus dem 1. Korintherbrief und das Evangelium nach Lukas trugen dem festlichen Anlass insofern Rechnung, als sie die Berufung durch Gott und die Dankbarkeit für Heilung und Rettung durch Jesus in den Mittelpunkt stellten. Zugleich trug die Liturgie auch Züge franziskanischer Spiritualität: Ein Lied griff den Sonnengesang des heiligen Franziskus auf und die Schwestern sangen abschließend den franziskanischen Segen mehrstimmig.

Nicht zuletzt wies Generaloberin Dominica Eisenberger auch darauf hin, dass Prälat Dr. Brugger langjähriges Mitglied der franziskanischen Gemeinschaft des Dritten Ordens sei und als Ordensnamen den Namen des heiligen Bonaventura trage, eines Franziskaner-Gelehrten aus dem 13. Jahrhundert.

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