Ohne Handy, ohne Internet

von Redaktion

Die Navigation per Handy hat mittlerweile für viele die klassische Landkarte ersetzt. Nicht jedoch für neun Buben aus Berlin. Die Siebtklässler wollen ohne Handy und damit auch ohne Internet von Großkarolinenfeld an den Königssee radeln. Wie das funktionieren soll.

Großkarolinenfeld/Königssee – Mit dem Fahrrad an den Königssee, ohne Handy, ohne Internet, ohne moderne Navigation. Das haben sich neun Schüler aus Berlin vorgenommen. Begleitet werden die Siebtklässler von zwei 18-Jährigen, ebenfalls Schüler. Ansonsten sind sie für etwa elf Tage ganz auf sich allein gestellt.

„Wir starten von Großkarolinenfeld aus“, erzählt Fiete, einer der beiden 18-Jährigen. Gemeinsam seien sie am Tag vor dem Start mit dem Zug aus Berlin angereist und mehr als 13 Stunden unterwegs gewesen. „Die erste Nacht haben wir in Großkarolinenfeld verbracht“, erzählt Fiete.

Die Radler haben einfach bei der Gemeinde angerufen und gefragt, ob sie dort übernachten dürfen. „Da wir von einer evangelischen Schule kommen, waren die da sehr offen“, so der 18-Jährige. Die Übernachtungsmöglichkeiten während der Tour haben die Siebtklässler im Vorhinein schon ausgesucht. „Zumindest teilweise. Manchmal schauen sie auch spontan“, sagt Fiete.

Herausforderung als
Pflichtprojekt

Bei der „Evangelischen Schule Berlin Zentrum“ müssen alle Schüler so eine „Herausforderung bewältigen“, wie Fiete erklärt. In der siebten, achten und neunten Klasse ist dieses Projekt Pflicht. Die Fahrt an den Königssee haben sich die Schüler aber selbst ausgesucht. „Man kann auch einige Tage auf dem Bauernhof verbringen oder eine kleine Radtour machen, bei der man nur zehn Kilometer am Tag fährt.“ Auf dem Weg zum Königssee müssen die Jungs – alle zwischen 13 und 14 Jahre alt – aber täglich 40 Kilometer fahren. Navigiert wird ganz klassisch mit der Karte.

„Die Kinder haben die Route vorher eingezeichnet und die Karte dann ausgedruckt“, erklärt Fiete. Wo es lang geht, müssen sie also selbst herausfinden. Unterwegs können sie auch andere Menschen ansprechen und um Hilfe bitten. „So sollen sie lernen, wo es im Leben lang geht, wie man sich orientieren kann. Auch ohne ihre Eltern und vor allem ohne Handy.“

Denn mit dem Smartphone verbringen gerade junge Menschen heutzutage viel Zeit. Das Projekt der Berliner Privatschule soll dem entgegenwirken. „Bei diesen Herausforderungen, die die Schüler bewältigen müssen, sind generell keine Handys erlaubt“, erklärt Fiete. Für die Planung des Trips durften allerdings Handys oder I-Pads verwendet werden. Dafür gebe es im Stundenplan extra vorgesehene Zeiten, in denen die Schüler alles vorbereiten.

Da es ganz ohne Geld aber nicht klappt, bekommt jeder der Siebtklässler vorab 130 Euro. „Davon müssen sie sich selbst und auch uns als Begleiter versorgen“, betont Fiete. Zusammen mit seinem Kollegen Yvan trägt er die Verantwortung für die Jungs. „Wir haben beide eine Juleica-Ausbildung gemacht“, so der Berliner. In dieser Kinderbetreuungsausbildung seien sie auch für Notfälle geschult worden. „Wir können also situationsbedingt handeln.“

Fiete und Yvan sind die Einzigen in der Gruppe, die ein Handy dabeihaben dürfen. „Im schlimmsten Notfall können wir die Schule anrufen. Wir haben aber auch ein Erste-Hilfe-Set dabei“, betont Fiete. Die beiden sollen nur eingreifen, wenn die Gruppe nicht mehr weiter weiß, also „nur, wenn es wirklich nötig ist.“ Dann können er und Yvan auch mal die nächste Etappe der Route heraussuchen oder jemanden kontaktieren.

Ein paar Tage am
Königssee geplant

Jetzt sind die Siebtklässler aber erst einmal auf sich allein gestellt und müssen sich Stück für Stück in Richtung Königssee navigieren. „Dort bleiben wir ein paar Tage und dann geht es zurück nach Rosenheim oder Großkarolinenfeld“, erklärt Fiete. Und schließlich mit dem Zug wieder nach Berlin. Dort dürfen dann auch die Handys wieder eingeschaltet werden.

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