Kolbermoor – Vor wenigen Wochen vermittelten sie noch den Eindruck von gräulichen Wollknäueln, die in der Regel nur zum Fressen die kleinen Köpfchen gehoben haben. Doch mittlerweile sind Pitti und Platsch, der Nachwuchs des Kolbermoorer Storchenpaars Kaira und Alexander, unverkennbar auf dem Weg zu jungen Störchen. „Ich bin mit der Entwicklung sehr zufrieden“, sagt Cindy Kock (42), die das Kolbermoorer Storchen-Projekt ins Leben gerufen hat. Jetzt fiebert die Mitarbeiterin der Caritas-Kita Wiederkunft Christi den ersten Flugstunden des Geschwisterduos entgegen.
Die Jungvögel
entwickeln sich rasch
Das weiß-schwarze Federkleid, die langen, dünnen Beine, die markanten Augenpartien – Pitti und Platsch aus dem Storchennest in Kolbermoor werden ausgewachsenen Störchen immer ähnlicher. Markantestes Zeichen dafür, dass sich die beiden Tiere noch mitten in der Entwicklung befinden, ist vermutlich der Schnabel, der derzeit noch schwarz und recht kurz ist. Erst wenn sie flügge werden, wird auch der Schnabel langsam die übliche Rotfärbung annehmen.
Doch wann werden die beiden, die vor gut fünf Wochen aus ihren Eiern geschlüpft sind, eigentlich flügge und verlassen erstmals das Nest? „Man kann sagen, dass wir jetzt ein bisschen über der Halbzeit sind“, verrät Kock. „Man geht von so ungefähr neun Wochen aus, in denen die Küken, nachdem sie aus dem Ei geschlüpft sind, im Nest bleiben.“
Dass die Vorbereitungen auf die Jungfernflüge von Pitti und Platsch bereits laufen, ist laut Kock aber unverkennbar. „Sie beginnen ja jetzt schon immer wieder, mit ihren Flügeln zu schlagen“, berichtet die 42-Jährige, die im Herbst 2024 das Storchennest ins Leben gerufen und unter anderem mit Hortkindern an dem Nest gearbeitet hat. „Diese Übungen mit den Flügeln dienen unter anderem dem Muskelaufbau.“
Ende der siebten, Anfang der achten Woche – also vermutlich in der Kalenderwoche 30 – wird es für das Geschwister-Duo dann nach Einschätzung der Storch-Expertin langsam richtig ernst. „Da werden die Jungtiere dann bereits versuchen, sich noch über dem Nest ein bisschen in der Luft zu halten“, prophezeit Kock. Für die Besucher der Webcam, die unter der Adresse www.storchennest-kolbermoor.de abrufbar ist und rund um die Uhr Einblicke ins Storchennest gewährt, vermutlich ein besonderes Erlebnis: „Da wird man dann zeitweise nur noch die Beinchen der Kleinen von oben in die Linse hängen sehen“, sagt Kock und lacht. „Da fiebert man dann schon besonders mit.“ Mit dem wirklichen Jungfernflug von Pitti und Platsch rechnet die 42-Jährige dann Anfang August. Ein Termin, an den die Kolbermoorerin mit gemischten Gefühlen denkt. Denn dann dauert es nicht mehr lange, bis die beiden Jungstörche gar nicht mehr auftauchen. „Am Anfang werden sie natürlich immer wieder ins Nest zurückkehren. Aber irgendwann kommt der Tag, an dem sie dann nicht mehr zurückkommen“, weiß Kock, die aufgrund der bisherigen Entwicklung eine gehörige Portion „Stolz, aber auch Wehmut“ empfindet. „Natürlich berührt mich diese Entwicklung“, sagt die 42-Jährige, die dennoch klarstellt, dass es falsch wäre, eine derartige Situation zu „vermenschlichen“: „Es ist einfach so, dass die irgendwann weg sind. Darauf muss man sich einstellen – das ist eben Natur.“
Ebenso wie der Tod der Geschwister von Pitti und Platsch: Denn Mia und Hunter, die beiden anderen Küken der Brut, waren kurz nach dem Schlüpfen gestorben. Auch das gehöre einfach dazu, so Kock. Dennoch denkt die 42-Jährige immer wieder an die beiden, die es nicht geschafft haben. „Ich stelle mir dann vor, dass sie jetzt von oben aus dem Storchenhimmel zuschauen und ganz stolz auf ihre beiden Geschwister sind“, sagt Kock, die glaubt, dass derartige Gedanken sensibleren Menschen „ein gutes Gefühl“ geben könnten.
In Elternrolle gut
eingefunden
Apropos „gutes Gefühl“: Das hat Kock mittlerweile auch in Bezug auf die Elternrolle von Kaira und Alexander. „Natürlich ist das Elternverhalten, vor allem bei Storch Alexander, noch ausbaufähig“, findet Kock, die dennoch recht zufrieden ist, wie die Altstörche ihren Nachwuchs mittlerweile versorgen. Zumal es bei Alexander durchaus der erste Nachwuchs sein könnte. Kock: „Da muss man schon so fair sein, ihm auch zugestehen, dass noch kein Storchen-Papa vom Himmel gefallen ist.“