Brannenburg – Zu jedem Trachtenfest und insbesondere zum Gaufest gehört das Gedenken an die verstorbenen Trachtenkameraden. Ihnen ist zu verdanken, dass die Trachtenbewegung heute da steht, wo sie steht.
Gerade beim Trachtenverein D’Sulzbergla Brannenburg, der vor 105 Jahren nur wenige Monate nach dem Ende des Ersten Weltkrieges gegründet wurde, bietet sich ein Blick auf „die, die in den Dienst für das Vaterland gerufen wurden und ihr Leben ließen“, betonte der Brannenburger Pfarrer Helmut Kraus und nahm damit auch Bezug zu „heute, wo sich die Frage nach der Verteidigung des Landes wieder stellt, was gerade die junge Generation betrifft“.
Mit dem Bus
zum Heimatabend
Den gedenkenden und auch mahnenden Worten des Pfarrers schloss sich Peter Zaggl, Vorsitzender der Brannenburger Trachtler, mit seinen Worten an. Auch er erinnerte an die gefallenen Helden und die Gründer der beiden Festvereine: die Trachtler und die Feuerwehr Brannenburg, die ebenfalls in den kommenden Tagen ihr 155-jähriges Bestehen feiert. „Deswegen ist’s a unsere Pflicht, Tradition und Brauchtum in unseren Vereinen weiterzuführen und zu bewahren. Es soll ihr Erbe in unseren Herzen weiterleben, die Werte von Zusammenhalt und Gemeinschaft bewahrt werden“, schloss er.
Gauvorsitzender Pankraz Perfler erinnerte an den ersten Vorsitzenden der Brannenburger, Otto Bodenstein, und seine Mitstreiter, die 15 Monate nach Kriegsende den Verein gründeten: „Wenn wir sie heute fragen könnten, würden sie uns sicher sagen, was für ein unsagbares Glück wir haben, dass wir in einem Land leben können, in dem es seit 80 Jahren keinen Krieg und keine Vertreibung mehr gibt. Und welchen Wert es hat, eine Heimat zu haben.“
Stellvertretend für alle Vorfahren nannte Pankraz Perfler zwei Trachtler: Gauehrenmitglied Sepp Bartsch, der dieses Jahr starb, und Schorsch Bichler, der 25 Jahre Zweiter Gaukassier und 30 Jahre Vorsitzender der Brannenburger Trachtler war und den Verein maßgeblich geprägt hat. „Hoit ma die Erinnerung an sie und an alle unsere Vorgänger in Ehren und dean mia unser Möglichstes, um ihr Erbe zu erhalten“, rief er die anwesenden Trachtler auf.
Aufgrund des Wetters fand das Totengedenken nicht am Kriegerdenkmal, sondern in der Brannenburger Mariä-Himmelfahrts-Kirche statt. Da es auch nach dem Ende des Totengedenkens noch stark regnete, wurden die anwesenden Trachtler, Feuerwehrkameraden und Mitglieder der Ortsvereine kurzerhand mit dem Bus zum anschließenden Heimatabend im Festzelt Brannenburg gefahren.
Nach dem Totengedenken fand im vollen Brannenburger Festzelt der diesjährige Gauheimatabend statt. Traditionell starteten die Kinder und Jugendlichen nach dem „Gruß an Oberbayern“ der Festmusi, der Musikkapelle Brannenburg, mit dem Auftanz in den Heimatabend, durch den Maria Gasteiger und Sepp Bliemetsrieder führten.
Im Anschluss sang ein Kinderchor, der aus den Plattlergruppen des Vereins besteht, zwei Lieder in bairischer Mundart, bevor der Verein die „Olympia Sternpolka“ zeigte. Auch die Gaujugendgruppe zeigte ihr Können mit dem „Innsbrucker“ (Plattler) und dem „Gaujugendgruppentanz“.
Neben den Goaßlschnalzern des Festvereins spielte ein Bläserensemble auf. Außerdem spielte eine Gruppe aus 16 Ziacherern, von jung bis alt, zwei Stücke. „Die haben nur ein paar Mal geprobt und können nur zwei Stücke“, wurde sie vorgestellt: Diese zwei Stücke waren aber trotz der kurzen Probezeit ein echter Genuss.
Die beiden Patenvereine der Brannenburger, D’Jenbachtaler Bad Feilnbach (Gau I) und D’Kaltentaler Pang (Inngau), zeigten den Edelweiß-Tanz beziehungsweise den Kronentanz und freuten sich sichtlich, dass sie bei ihrem Göd auftreten konnten. Natürlich durfte auch die Gaugruppe nicht fehlen: Sie zeigten den Marquartstoana (Marschplattler) und den „2012er“. Ein Gemeinschaftsplattler und der abschließende „Sterntanz“ des Festvereins rundeten das Programm ab.
Ein Höhepunkt des „Sterntanzes“ war mit Sicherheit, dass die Lichter im Zelt ausgingen – und die Sterntanzbögen zu leuchten anfingen. Dieser moderne Aspekt des Sterntanzes passte auch gut zu einem Gedicht, das die Ansager vorgetragen hatten: Sie ließen die künstliche Intelligenz (KI) ein Gedicht über das Platteln verfassen. „Das war jetzt arg leer und wie wenn es von jemand geschrieben wäre, der noch nie in Bayern war“, so Sepp Bliemetsrieder und ließ den Vergleich mit einem Gedicht, das von einem Plattler übers Platteln geschrieben wurde, folgen. Besonders freute sich Zweiter Gauvorsitzender Markus Kronberger in seiner Ansprache, dass er neben den zahlreich erschienenen Trachtlern aus dem Gaugebiet und Mitgliedern der Ortsvereine auch die Vertreter der beiden Patengaue begrüßen durfte. So war vom Chiemgau-Alpenverband Gauvorsitzender Thomas Hiendl mit mehreren Ausschussmitgliedern vor Ort. Auch Michi Hauser, Gauvorsitzender beim Gauverband I, bei dem der Bayerische Inngau-Trachtenverband im Vorjahr die Patenschaft über die neue Gaustandarte übernommen hat, war mit etlichen Ausschussmitgliedern anwesend. Außerdem war der Oberlandler Gauverband durch Gaukassier Andreas Kirchhuber, der Unterinntaler Trachtenverband aus Tirol mit Obmann Markus Nachtschatten und die Gebirgsschützen durch Günter Reichelt vertreten. Auch Günter Frey vom Bayerischen Trachtenverband war mit etlichen Sachgebietsmitgliedern und Andreas Wachs sowie Stephanie Perfler von der Bayerischen Trachtenjugend vor Ort. Außerdem konnte Markus Kronberger Landrat Otto Lederer, die beiden Landtagsabgeordneten Sebastian Friesinger und Sepp Lausch sowie Christian Glas vom Bayernbund begrüßen.
Markus Kronberger nutzte seine kurze Ansprache außerdem, um auf den Festverein zu blicken: Nur wenige Monate nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Verein am 3. März 1920 gegründet. Heute hat er über 500 Mitglieder und damit ein sehr gesundes Fundament. Nach 1931 und 1975 richtet er nun zum dritten Mal das Gaufest des Bayerischen Inngau-Trachtenverbandes aus.
Gemeinschaft
und Gemütlichkeit
„Die Sulzbergler Brannenburg leben die Trachtensache. Sie verbinden dabei Gemeinschaft und Gemütlichkeit. Ihr feiert keine Feste für die Zuschauer, sondern fürs Herz“, betonte Markus Kronberger und lobte die hervorragende und vertrauensvolle Zusammenarbeit im Vorfeld des Gaufestes. Wie es der Brauch ist, übergab er zusammen mit Gauvorsitzendem Pankraz Perfler als Dank Bierkrügerl an den Brannenburger Bürgermeister Matthias Jokisch, Festleiter Markus Vogt und den Vorsitzenden Peter Zaggl.
Landesvorsitzender Günter Frey vom Bayerischen Trachtenverband betonte die Wichtigkeit des Zusammenhaltes im Dorf: „Nur so sind solche Fest überhaupt möglich.“ Der Zusammenhalt sei der „Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält.“ Außerdem wies er darauf hin, dass die Hingabe und das Bekenntnis zur Heimat die Trachtler ausmacht. „Wir leben Heimat und Brauchtum und geben das auch an unsere Kinder weiter“, so Frey.