Brannenburg – „Der war schneller als die Feuerwehr“ – so lautet ein Spruch, den man heute noch ab und zu hören kann. In Brannenburg allerdings wohl eher nicht, denn dort war es schon immer die Feuerwehr, die ganz vorne dran war: Sie ist mit ihrem Ursprungsjahr 1870 eine der ältesten Wehren im Inntal und wurde damit nur vier Jahre nach der Feuerwehr in der Landeshauptstadt München gegründet. Deutlich rascher als anderswo hatte man in Brannenburg auf eine „Königliche allerhöchste Verordnung, die Verhütung von Feuergefahren betreffend“ reagiert. Mit ihr hatte Ludwig II. 1868 zur Gründung von Feuerwehrvereinen in ganz Bayern aufgerufen.
Hydrantenwagen
im Jahr 1910
Diese Vorreiterrolle behielt die Brannenburger Wehr dann bis zum Ersten Weltkrieg. Sie galt als eine der am besten organisierten Wehren im Bezirk. Das bewies zum Beispiel der sogenannte Hydrantenwagen, den man schon 1910 angeschafft hatte. Der war im Grunde ein Vorläufer der heutigen Feuerwehrfahrzeuge und – gewissermaßen eine Tradition begründend – damals schon immens teuer.
Auch waren der Steiger- und der Spritzenzug bereits seit Längerem uniformiert. Hinter dem Begriff „Steigerzug“ verbargen sich diejenigen Einsatzkräfte, die händisch und mit Einzelleitern versuchten, auf die Dächer von brennenden Gebäuden zu kommen, um den Brand von oben zu bekämpfen. Ihre Arbeit wurde ab 1915 deutlich leichter, denn ab da gab es in Brannenburg die erste fahrbare Schubleiter.
Dieser „Feuerwehrsenior“ wird übrigens zusammen mit einigen anderen Feuerwehrgeräten aus alter Zeit auch beim großen Festumzug mitfahren, der am kommenden Sonntag, 20. Juli, die dreitägige Feier zum 155 jährigen Jubiläum krönen wird. Und könnte diese Schubleiter erzählen, so wüsste sie sicher davon zu berichten, dass sich die Feuerwehraufgaben in den 110 Jahren seit ihrer Indienststellung doch erheblich verändert haben.
Heute sind die Einsätze vor allem im Bereich technischer Hilfeleistung zu finden, wie Festleiter Thomas Vogt berichtet. Bei Autounfällen zum Beispiel und – immer häufiger – bei Hochwassereinsätzen. Brände selbst sind glücklicherweise eher selten geworden, doch auch hierzu hat die Brannenburger Feuerwehr ihren Beitrag geleistet. Dort ist noch heute ein sogenanntes Heuwehrgerät zu finden. Das ist eine Lanze, mit der die Temperatur im Innern eines Heustocks gemessen werden konnte. Denn gärende Heulager, die sich wegen ihrer steigenden Innentemperatur selbst entzündeten, waren eine häufige Ursache für Brände auf landwirtschaftlichen Anwesen.
Dass die kommenden drei Jubiläumsfeiertage, die am morgigen Donnerstag mit einem Spanferkelessen beginnen, ein wirklich tolles Fest sein werden, ist zumindest allen Brannenburgern jetzt schon klar. Denn wie gut die Brannenburger Wehr Feste ausrichten kann, zeigt alljährlich das Brannenburger Weinfest, das mittlerweile schon legendär geworden ist. Seinen Ursprung hatte es 1968 und es wurde schlicht aus der Tatsache heraus geboren, dass sich die Feuerwehr keine neue Fahne anschaffen konnte, weil die Kasse zu leer war. So leer übrigens, dass der damalige Bürgermeister Lorenz Unker den Wein, den man zu verkaufen gedachte, aus eigener Tasche vorfinanzieren musste.
Heute gehört das Weinfest zu den Höhepunkten im Festkalender Brannenburgs und die Erlöse daraus helfen der Feuerwehr, das Gemeindesäckel zu schonen: Eines der beiden Fahrzeuge der Brannenburger Feuerwehr, das Kleinalarmfahrzeug, konnte so überwiegend aus angesparten Eigenmitteln finanziert werden – und auch in die Erweiterung des Feuerwehrhauses flossen viel eigenes Geld und vor allem auch eigener Arbeitseinsatz.
Zusammenlegung
ad acta gelegt
Für die jetzt anstehenden Festtage erwartet man nun ebenfalls jede Menge Besucher: Zusätzlich zu den Brannenburger Bürgern werden Feuerwehren aus dem ganzen Landkreis, selbst aus dem angrenzenden Österreich, kommen, allen voran natürlich die Feuerwehren aus den Ortsteilen Degerndorf und Großbrannenberg. Schließlich sind viele der heutigen Einsätze nur durch die enge Zusammenarbeit aller drei Feuerwehren zu bewältigen.
Dass es trotzdem drei Teilwehren gibt, erklärt Festleiter Thomas Vogt so: „Es gab Überlegungen zur Zeit der Neuordnung des ehemaligen Kasernengeländes, die Feuerwehren in ein gemeinsames Feuerwehrhaus zusammenzulegen. Es hat sich aber herausgestellt, dass man damit fürs ganze Gemeindegebiet die vorgeschriebenen kurzen Ausrückzeiten nicht mehr hundertprozentig hätte sicherstellen können.“
So aber wissen die Brannenburger, dass ihre Feuerwehr auch heute noch schneller als alles andere für ihren Ortsteil unterwegs ist – und auch lieb gewordene Festtraditionen wie das Weinfest erhalten bleiben.