Aschau – Rund 360 Bio-Eier benötigt die Orthopädische Kinderklinik Aschau (KiZ) pro Woche für die kleinen Patienten – in Form von Kaiserschmarrn, Spätzle oder Sonntagsei. Auch für Bio-Landwirt Franz Bauer vom Samerberg ist dies von Vorteil, da er nun die Klinik und einen örtlichen Lebensmittel-Nahversorger beliefert. Die Bio-Eier stehen beispielhaft für den Erfolg des fünfmonatigen Bio-Regio-Coachings, das das KiZ jüngst erfolgreich abgeschlossen hat.
Für eine Großküche wie die des KiZ stellt Bio-Regio eine Herausforderung dar, da Bio-Qualität ihren Preis hat. Dennoch schafft es die Klinikküche, die täglich rund 300 Essen für die Kinder und Eltern in der Orthopädischen Kinderklinik Aschau sowie für die Kinder in den weiteren dem KiZ Chiemgau angeschlossenen heilpädagogischen Einrichtungen in Aschau, Piding und Ruhpolding zubereitet, das Budget einzuhalten und Bio-Standards zu erfüllen. Zwölf Prozent der eingekauften Lebensmittel sind Bio aus Bayern, zwölf Prozent sind Bio und 49 Prozent der Lebensmittel stammen aus Bayern. Zusammengerechnet macht der Bio-Regio-Anteil der Küche 73 Prozent aus.
In einer kleinen Feierstunde im KiZ überreichte Alexandra Schenk, Ministerialdirigentin im Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus, Küchenleiterin Nicole Rogge und ihrem Team eine Urkunde. Schenk lobte: Ein gesundes und schmackhaftes Essen sei „viel mehr als Sattwerden. Essen ist Genuss, Tradition und sozialer Ankerpunkt, (…) ist Ausdruck von Wertschätzung. Mit Ihrer Verpflegung übernehmen Sie nicht nur Verantwortung für die Gesundheit und das Wohlergehen Ihrer Essensgäste. Sie unterstützen direkt die heimische Landwirtschaft und Verarbeiter in der Öko-Modellregion.“
Der Erfolg hat viele Väter und Mütter: Das Landwirtschaftsministerium finanziert das Bio-Regio-Coaching. Der Beratungsprozess wurde fachlich unterstützt von Diplom-Ökotrophologin Irmgard Reischl vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ebersberg-Erding und von Bio-Coach Hubert Bittl, langjähriger Leiter der Küche der Versicherungskammer Bayern in München. So bekam das Küchenteam Hilfe, beispielsweise bei der Einkaufsanalyse und einer Rezeptur-Datenbank. Mengen und Preise der Zutaten sowie die Allergene der Speisen sind dabei auf einen Blick erkennbar und ermöglichen einen schnellen Überblick bei Preis- und Rezepturänderungen.
Aber auch die Öko-Modellregion Hochries-Kampenwand-Wendelstein (ÖMR) mit Sitz in Frasdorf hat sich eingebracht. Welche Lebensmittel kann man direkt von einem Landwirt aus der Öko-Modellregion beziehen? „Gerade bei tierischen Lebensmitteln spielen Tierwohl, Transparenz bei der Haltung und Fütterung sowie das Vertrauen in den Landwirt eine große Rolle“, erklärte Irmi Prankl, Agrarökonomin und Managerin der ÖMR.
Die Erfolgsgeschichte der Klinikküche hat schon zwei Jahre vor dem Bio-Regio-Coaching begonnen, als sich die Klinikleitung dazu entschloss, wieder eine hauseigene Küche zu betreiben. Ein schmackhaftes und vielfältiges Speisenangebot trage wesentlich zur Zufriedenheit, Gesundheit und zum Wohlbefinden der Patienten bei, betonte KiZ-Geschäftsführer Stefan Schmitt in der Feierstunde.
Küchenleiterin Nicole Rogge und ihr Stellvertreter Oliver Preuße haben dabei von Anfang an gesunde Speisen nach den Vorgaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) zubereitet und auf Fertigprodukte verzichtet. Die Regionalität der Lebensmittel war und ist ihnen dabei sehr wichtig, viele Produkte kommen aus dem Priental und der Region.
„Eier, Milchprodukte, Äpfel, Mehl, Honig, Nudeln, Apfelmus und Kaffee kaufen wir bereits in Bio-Qualität“, sagte Rogge. Nun soll der Bio-Anteil bei den Produktgruppen Obst, Gemüse und Fleisch erhöht werden. Denn das nächste Ziel in Sachen Bio ist schon für Ende dieses Jahres anvisiert: die Bio-Zertifizierung in Bronze. Dafür braucht es dauerhaft einen Bio-Anteil zwischen 20 und 49 Prozent. Die kulinarischen Köstlichkeiten am Büfett, alles natürlich in Bio-Regio-Qualität, jedenfalls hatten schon Gold-Standard. elk