Oberaudorf – Die Oberaudorfer fühlen sich übergangen. Denn die Ankündigung, dass im ehemaligen Gasthaus Berghupferl ein Flüchtlingsheim entstehen soll, kam für viele Anwohner vollkommen überraschend. Laut des Rosenheimer Landratsamtes wurde das leerstehende Gebäude an der Sudelfeldstraße 12 für die kommenden fünf Jahre zur Miete angeboten.
Zur Sprache kamen diese Pläne allerdings erst durch einen Antrag auf Nutzungsänderung des Geländes im Bauausschuss. Die Folge: Das Gremium lehnte den Antrag ab. „Damit wollen wir dem Landrat die Gelegenheit geben, den Betroffenen die Hintergründe zu erklären und gemeinsam eine Lösung zur Integration zu finden“, erklärte Bürgermeister Dr. Matthias Bernhardt.
Flugblätter in
Oberaudorf verteilt
Genau das soll nun auch passieren. Am morgigen Freitag um 18 Uhr laden Landkreis und Gemeinde zu einer „Besprechung der Situation einer geplanten Flüchtlingsunterkunft“ mit Landrat Otto Lederer im Oberaudorfer Kursaal ein. Aber auch hier gab es Ärger mit der Kommunikation. Denn die Veranstaltung wurde nur den Oberaudorfern in der direkten Umgebung des geplanten Flüchtlingsheims angekündigt.
Doch der Termin sprach sich schnell herum. „Ich bin fassungslos. Nachdem das Landratsamt uns erst vor vollendete Tatsachen stellt, werden jetzt nur wenige Anwohner per Flyer in ihren Briefkästen eingeladen“, ist beispielsweise in den sozialen Medien zu lesen. „Wir werden schon wieder übergangen. Ich wohne nicht weit weg vom Berghupferl und habe gar nichts bekommen“, klagt zudem ein Anwohner, der anonym bleiben möchte, gegenüber dem OVB.
Einige Oberaudorfer reagierten daher schnell und versuchten, die komplette Gemeinde mit Flugblättern auf die Veranstaltung aufmerksam zu machen. „Das Projekt einer Sammelunterkunft für Migranten geht alle Oberaudorfer an“, ist darauf zu lesen. Ebenso der Aufruf, möglichst „zahlreich“ am Infoabend zu erscheinen.
Hintergrund der sehr klein gehaltenen Einladung war laut Bernhardt die Erfahrung von solchen Veranstaltungen aus den vergangenen Jahren. „Oft kamen auch Personen, die nicht einmal im Ort beheimatet waren. Dann ging es um die übergeordnete Flüchtlingspolitik und die Sorgen der direkt betroffenen Anwohner gingen unter“, erklärt der Bürgermeister.
Offene Veranstaltung
für alle Interessierten
Er sei daher überzeugt, dass die direkt Betroffenen die Ängste aller Oberaudorfer durchaus formulieren können und mit dem Landrat zielführend über den Sachverhalt sprechen werden.
„Gleichermaßen wird niemand von der Veranstaltung verwiesen“, versichert der Rathauschef. Dementsprechend dürfen alle Oberaudorfer an der Veranstaltung am morgigen Freitag im Kursaal teilnehmen.