Wärmewende im Priental gestartet

von Redaktion

Aschauer Gemeinderat gibt grünes Licht für Zukunftsprojekt

Aschau – Zehn Beschlussfassungen waren in der Sondersitzung des Aschauer Gemeinderates notwendig, um das Wärmeversorgungsprojekt Priental Wärme auf den Weg zu bringen. Es gab wenig Nachfragen oder Diskussionsbedarf, sodass der gesamte Themenkomplex binnen 90 Minuten abgehandelt werden konnte.

„Wir waren
sehr fleißig“

Schon seit vielen Jahren setzt sich die Prientalgemeinde mit dem Thema nachhaltige Energieversorgung auseinander. Es habe viele Sitzungen des Gemeinderates gegeben, mehrfach habe man auch die Bürger über den Stand der Dinge informiert, erklärte Bürgermeister Simon Frank (ZfA). Nun werde es konkret, an einigen Eckpunkten, wie Standort und Zufahrt zur Energiezentrale, Kundenakquise, Kooperation mit Biomassehof Achental, Gründung GmbH, Vorbereitung Bauleitplanung und Projektfinanzierung, habe man grüne Haken setzen können. Nun brauche es nur noch die Zustimmung des Gemeinderats für den „Einstieg in die Umsetzung des Vorhabens.“

Wolfgang Wimmer vom Biomassehof Achental betonte ebenfalls: „Wir waren sehr fleißig.“ Binnen eines Jahres habe man viel geschafft. Basierend auf 3D-Gebäudemodellen und einer Abschätzung des Wärmebedarfs seien in einem ersten Bauabschnitt 200 Gebäude mit einer Drei-MW-Biomassekesselanlage realisierbar. Diese sei aber nicht ausreichend für das ganze Ortsgebiet, eine spätere Anlagenerweiterung sei also vorstellbar. Rund 13 Millionen Euro seien an Gesamtinvestitionen geplant, abzüglich Förderung und Baukostenzuschüsse bleiben rund 5,79 Millionen Euro offen. Stand Anfang Juli hätten 227 Anschlüsse beziehungsweise Haushalte Wärmelieferverträge abgeschlossen. Die Wirtschaftlichkeit werde laufend aktualisiert, versprach Wimmer. Mit nur einer Gegenstimme gaben die übrigen Ratsmitglieder schließlich den Startschuss für das Projekt. Im nächsten Punkt ging es um den Standort: 28 mögliche Standorte wurden ausgewertet. „Aufgrund der erfreulichen Anschlusszahlen aus der Akquise“ soll nun die Energiezentrale am Standort D an der Pölchinger Straße Nord/Ahgraben gebaut werden. Zum Schutz der Bewohner der Pölchinger Straße soll als Zufahrt vorzugsweise die direkte Anbindung an die Staatsstraße umgesetzt werden. Diese Variante komme die Gemeinde um 124000 Euro brutto billiger als eine Zufahrt über die Pölchinger Straße (hier sind eine halbe Million Euro angesetzt, ohne Berücksichtigung des noch nicht bestehenden Unterbaus der Pölchinger Straße im Bereich des Wohngebiets bis zur Staatsstraße), fügte Martin Stuffer vom Bauamt hinzu. Für den Standort D samt favorisierter Zufahrt vom Norden und die dafür notwendige Erschließungsplanung gab es einstimmig grünes Licht.

Ebenso einstimmig erfolgten die Beschlüsse für die vorgelegte Betriebsbeschreibung, für die entsprechende Änderung beim Flächennutzungsplan und im Parallelverfahren für die Aufstellung eines Bebauungsplans. Mit 18:0 stimmte das Gremium auch zu, dass vorwiegend Biomasse aus heimischen/regionalen Wäldern und nicht übermäßig lange Logistikwege zu beschaffen ist.

Bezüglich Anschluss Grundschule und Seniorenheim Priental an das Wärmenetz der Priental Wärme kam Stefan Aberger aus der Verwaltung zu Wort. Er erläuterte, dass bei beiden Gebäuden jeweils ein Kessel kaputt sei. Bei der Schule sei eine Überbrückung bis zum Anschluss an die Priental Wärme möglich, ein Umstand, den das Gremium ohne weitere Nachfragen akzeptierte und dem Anschluss der Preysing-Grundschule an das Wärmenetz der Priental Wärme mit 18:0 zustimmte. Bezüglich Anschluss des Seniorenheims Priental hingegen stellten einige Gemeinderäte die Wirtschaftlichkeit eines Austausches der bestehenden, nicht einmal zwölf Jahre alten Pelletsheizung infrage. Es gehe hier um eine Empfehlung für einen Anschluss, machte Bürgermeister Frank deutlich. Ein Anschluss sie nachhaltig und wirtschaftlich sinnvoll. Wolfgang Wimmer betonte, dass das Seniorenheim „eine gewisse Bedeutung für den Ort“ habe und dass es Solidarität brauche. Künftige Kosten einer Pelletsheizung, auch bezüglich Wartung und Reparatur, könne er nicht vorhersagen, das sei „Glaskugel-Leserei.“ Mit 14:4 folgte das Gremium schließlich dem Beschlussvorschlag.

Spatenstich für
Ende 2026 geplant

Abschließend stellte Wimmer noch den Projektzeitplan vor. Sollte alles weiter nach Plan verlaufen, könnte der Spatenstich für das Wärmenetz im Oktober 2026 und der für das Heizkraftwerk im April 2027 erfolgen. Nach relativ kurzer Bauphase könnte ab August 2027 der Testlauf starten und ab November 2027 der Normalbetrieb. „Flüssig und sportlich“ sei der Plan, urteilte der Bürgermeister. Dem hatte der Gemeinderat nichts hinzuzufügen und stimmte dem Projektzeitenplan zu. Bürgermeister Frank dankte abschließend allen Beteiligten: Mit dem Biomassewerk schaffe man Mehrwert. Es sei „ein wegweisendes Zukunftsprojekt. Damit können wir die Wärmewende voranbringen.“

Grundstück für Energiezentrale

Artikel 1 von 11