Brandstiftung oder Funkenflug?

von Redaktion

Noch ist weiterhin unklar, was die beiden Bauernhof-Brände in Hundham in der Nacht auf 1. Juli ausgelöst hat. Die Ermittler gehen dabei mehreren Theorien nach. Eine davon konnte die Polizei jetzt aber „weitestgehend ausschließen“.

Fischbachau – Die Suche nach den Ursachen für die fast zeitgleichen Brände zweier landwirtschaftlicher Anwesen in Hundham bei Fischbachau – es scheint die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen zu sein: Fast vier Wochen ist es nun her, dass zwei verheerende Feuer rund 300 Einsatzkräfte von Feuerwehren aus der ganzen Region in Atem gehalten hatten. Vier Wochen, in denen die Kriminalpolizei Miesbach, die die Ermittlungen übernommen hat, akribisch jedem Hinweis, jeder Spur nachgeht. Und dennoch bleiben die Brandursachen weiter offen, wie Stefan Sonntag, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, am Dienstag auf OVB-Anfrage bestätigt: „Von Brandstiftung bis zum technischen Defekt – momentan können wir nichts ausschließen.“

Übergreifen des Feuers verhindert

Am späten Montagabend, 30. Juni, war den Rettungskräften zunächst ein Feuer auf einem Bauernhof an der Leitzachtalstraße im Herzen von Hundham gemeldet worden. Die Familie, die den Hof bewohnte und bewirtschaftete, konnte sich rechtzeitig in Sicherheit bringen. Vier Kälber verloren bei dem Brand aber ihr Leben, weshalb die Tierschutzorganisation Peta mittlerweile Anzeige gegen Unbekannt erstattet hat. Das Anwesen selbst wurde nahezu vollständig zerstört, der Schaden liegt laut Polizeiangaben im hohen sechsstelligen Bereich.

Noch während der Löscharbeiten brach in einer Entfernung von rund 900 Metern vom ersten Einsatzort auf einem weiteren landwirtschaftlichen Anwesen ein Feuer aus. Der Sohn des Hofbesitzers, der den Hof in Abwesenheit seines Vaters hütete, konnte sich, seine Freundin und ein Kleinkind in Sicherheit bringen. Der Feuerwehr gelang es, das Übergreifen des Feuers auf das Wohnhaus zu verhindern. Ein Nebengebäude sowie dort untergestellte landwirtschaftliche Geräte wurden allerdings ein Raub der Flammen, den Schaden bezifferten die Ermittler auf einen niedrigen sechsstelligen Betrag.

Noch bevor die letzten Feuerwehrleute abgezogen waren, hatten die polizeilichen Ermittlungen durch die Kriminalpolizei Miesbach begonnen – unterstützt unter anderem durch Brandexperten des Bayerischen Landeskriminalamts (BKA). „Brandfälle sind immer recht kompliziert. In diesem Fall kommt noch hinzu, dass bei zwei Bränden ermittelt werden muss. Das dauert natürlich seine Zeit“, erklärt Polizeisprecher Sonntag.

Daher könne die Polizei noch nicht sagen, ob es sich bei einem der Brände oder gar bei den beiden um Brandstiftung gehandelt habe. „Aufgrund der räumlichen und zeitlichen Nähe drängt sich bei den Ermittlern natürlich die Vermutung auf, dass das kein Zufall ist“, sagt Sonntag. Weshalb das Polizeipräsidium bereits wenige Stunden nach den Bränden auf OVB-Anfrage erklärt hatte, dass die Kripo nun auch frühere ungeklärte Brände in der Region – beispielsweise den Brand eines Stadls am 19. September 2024 in Fischbachau – betrachte.

Tatsache ist nach Angaben von Sonntag aber auch: „Der Verdacht einer Brandstiftung hat sich bislang nicht erhärtet.“ Weshalb aus Sicht der Ermittler alle möglichen Ursachen für die Feuer denkbar seien. Nur eine Möglichkeit scheint die Polizei mittlerweile verworfen zu haben. „Die Ermittler haben sogar die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass ein Funkenflug vom ersten Brand das zweite Feuer ausgelöst haben könnte“, gewährt Sonntag Einblick in die Gedankenspiele der Ermittler. „Dass das die Ursache für das zweite Feuer war, konnte man aber zwischenzeitlich weitestgehend ausschließen.“

Befragungen
der Anwohner

Um weitere Ansätze für die Ermittlungen zu bekommen, waren jüngst Polizeibeamte zu Anwohnerbefragungen in Hundham unterwegs. Dabei sei nochmals deutlich geworden, dass „den Anwohnern die Vorfälle große Sorgen bereiten“. Im Rahmen der Befragung habe es auch Hinweise zu einzelnen Personen gegeben. Sonntag: „Diese wurden bereits oder werden aktuell überprüft.“ Eine entscheidende Spur sei bislang aber nicht dabei.

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