Ein Leben für Oberaudorf

von Redaktion

Nachruf Gemeinderat, Bahnchef, Familienmensch – Hannes Rechenauer (60) ist tot

Oberaudorf – „Er hat für Oberaudorf gelebt“, sagt Sigrid Rechenauer. Die Schwester des Verstorbenen fasst in einem Satz zusammen, was in jeder Ecke der Gemeinde zu sehen ist – ohne Hannes Rechenauer wäre Oberaudorf nicht das, was es ist. 

Da wäre beispielsweise der „Erlebnisberg Hocheck“. Was mittlerweile ein Markenzeichen in der gesamten Region geworden ist, stand im Jahr 2002 vor dem Aus.

Hocheck ohne Hannes
– einfach undenkbar

Doch Hannes Rechenauer setzte sich mit Leidenschaft für die damals überholte Bergbahn ein und machte sie als neuer Leiter zu einer Attraktion, die nach wie vor zahlreiche Touristen in die Gemeinde lockt.  

Doch das ist nur eines von zahlreichen Beispielen. „Die Weiterentwicklung des Ortes war ihm ein Herzensanliegen. Er wollte, dass Oberaudorf eine Gemeinde für alle Generationen ist und hat sich dafür unglaublich engagiert”, meint seine ältere Schwester. Seit der Kindheit ist Hannes fest in der Heimat verwurzelt. Sein Vater Hans Rechenauer übernahm das Amt des Bürgermeisters im Jahr 1970, da war Hannes gerade einmal fünf Jahre alt. Die folgenden 20 Jahre erlebte er dadurch hautnah, was es heißt, Verantwortung für Oberaudorf zu übernehmen. „Und genau diese Verantwortung hat er sein Leben lang weitergeführt, ohne auch nur einmal zu zögern”, meint Sigrid Rechenauer. 

Demnach war es für ihn selbstverständlich, da zu sein, wenn andere ihn brauchten. Und speziell die eigene Familie hatte für ihn einen hohen Stellenwert. Nach seinem Studium zum Textilbetriebswirt in Nagold bei Stuttgart, dem Marketing-Studiengang in München sowie ein paar weiteren Zwischenstationen kehrte er in seine Heimat zurück. Gemeinsam mit seiner Frau Ursula und seinem Sohn Johannes gründete er seine eigene Familie in der Gemeinde und vertrat mit Nachdruck die Interessen der Oberaudorfer im Gemeinderat. 

Seit 1993 führte er außerdem das Mode- und Trachtengeschäft Rechenauer zusammen mit seiner Frau. „Wir haben das von Anfang an zusammen gemacht. Er war in der ganzen Zeit ein Rückhalt und Anker, sowohl für mich als auch für unseren Sohn“, sagt Ursula Rechenauer. Obwohl er so engagiert war und so viele Projekte hatte, meisterte er immer den Spagat zwischen seinem Einsatz für die Öffentlichkeit und der Rolle in der Familie.

„Fast 30 Jahre war er im Gemeinderat aktiv. In dieser Zeit hat er unglaublich viele Dinge ermöglicht, wofür wir ihm alle sehr dankbar sind”, sagt Bürgermeister Matthias Bernhardt. Er kannte Rechenauer schon lange und schätzte seine Erfahrung und klare Meinung, egal ob im Gremium, als Vorstand bei der Feuerwehr oder Bergbahn-Chef. 

„Sehr sozial und
immer in Bewegung“

Doch auch außerhalb seiner Ämter war Rechenauer engagiert. „Er war sehr sozial und immer in Bewegung“, berichtet seine Schwester. Egal, ob beim Golfspielen, Skifahren, Mountainbiken, Familienchronik schreiben oder nebenbei eine eigene Schnapsbrennerei einrichten. Stillsitzen war nie die Art von Hannes Rechenauer. „Er hat so viel erlebt. Er war Privatdozent am Bildungszentrum des bayerischen Handelsverbands, hat zusätzlich ein Diplom in Betriebswirtschaft per Fernstudium absolviert oder 1996 das 125-jährige Bestehen der Feuerwehr mit Ehrengast Edmund Stoiber organisiert“, berichtet seine Ehefrau. Die Liste von Hannes Rechenauers Engagement scheint endlos.

Studium in Stuttgart
und München

Auch für seine Freunde war er immer zur Stelle und begleitete sie auch in ihren schwersten Zeiten. So war er beispielsweise einer der letzten Ansprechpartner für den Oberaudorfer Pfarrer Walter Hartmann, der 2024 im Alter von 90 Jahren starb. Für all das und mehr wird ihn die Gemeinde in Erinnerung behalten.

Am 19. Juli im Alter von 60 Jahren erlag Hannes Rechenauer den Folgen einer komplizierten Operation. „Er wird uns fehlen und in Oberaudorf eine große Lücke hinterlassen”, sagt Bürgermeister Bernhardt zum Abschied. Am heutigen Freitag um 11 Uhr findet die Trauerfeier mit anschließender Beerdigung in der Pfarrkirche Oberaudorf statt.

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