Streit um Neubau

von Redaktion

Tourismusverband mit klarer Position zur Kampenwandbahn im Chiemgau

Aschau – Seit Jahren hängt die Zukunft der traditionsreichen Kampenwandseilbahn in der Schwebe. Jetzt machte sich der Verbandsausschuss des Chiemsee-Alpenland Tourismus (CAT) gemeinsam mit Geschäftsleiterin Tina Pfaffinger und Vertretern des Achentaltourismus sowie Herbert Reiter von der örtlichen Touristinfo ein Bild von der aktuellen Lage. Eric Zbil, der Betreiber der Bahn, informierte über geplante Modernisierungsmaßnahmen und den Stand des Verfahrens. Die Kampenwandseilbahn, ein Wahrzeichen der Region, befördert seit 1957 Gäste und Einheimische auf den Berg. Rund 50 Mitarbeiter sorgen für einen reibungslosen Betrieb, helfen dabei, den Besucherandrang zu kanalisieren und die Natur zu schützen.

Der Zahn
der Zeit nagt

Doch der Zahn der Zeit nagt an der Anlage. „Wer möchte, dass es bleibt, wie es ist, muss für den Umbau sein“, betont Betreiber Eric Zbil. Irene Biebl-Daiber, Bürgermeisterin von Bernau und CAT-Vorsitzende, kann die Gründe für die geplante Modernisierung nachvollziehen: „Die Bahn ist nicht barrierefrei, muss jährlich für zwei Monate zur Wartung geschlossen werden – ein Umstand, der bei moderneren Anlagen nicht mehr notwendig wäre. Zudem sind die Gondeln zu klein, um die Gastronomie am Berg effizient zu beliefern.“

Entgegen mancher Befürchtungen werde sich das Angebot auf dem Berg durch den Umbau nicht verändern, betont Biebl-Daiber. Mit einem überbordenden Anstieg der Fahrgastzahlen müsse nicht gerechnet werden. Dies zeigten Vergleiche mit anderen, bereits modernisierten Seilbahnen.

An der Kampenwand sollen Berg- und Talstation am bisherigen Standort bleiben und barrierefrei neu gebaut werden. Da auf eine Einseilbahn umgestellt werden soll, werden neue Stützenstandorte benötigt. Die Trasse, also der Fahrweg der Bahn, verbreitert sich dabei um jeweils 2,80 Meter pro Seite.

Das Genehmigungsverfahren für das Projekt läuft seit 2016. Damals wurde der Bauantrag eingereicht. Die seilbahnrechtliche Bau- und Betriebsgenehmigung für den Neubau liegt seit 2017 vor. Nachträglich forderten die Behörden zusätzliche Untersuchungen zum Schutz des Birkhuhns. Im Juni 2022 wurde schließlich eine Änderungsgenehmigung für die Aufbaulogistik erteilt, verbunden mit einer abendlichen Einschränkung der Betriebszeiten sowie Anpassungen an Gebäudearchitektur und Stützenstandorten. Einen Monat später klagte der Bund Naturschutz gegen diesen Änderungsbescheid des Landratsamtes. Mit der Begründung, dass in den Naturwald eingegriffen werde. Im November 2023 hob das Verwaltungsgericht München den Bescheid auf. Er sei zu „unbestimmt und daher rechtswidrig“, der erforderliche Eingriff in den unter Schutz gestellten Naturwald nicht eindeutig erkennbar. Das Urteil wurde nie rechtskräftig. Der Betreiber der Kampenwandseilbahn beantragte beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof (BayVGH) im Januar 2024 die Zulassung der Berufung. Ein Jahr später, am 4. Februar 2025, wurde die Berufung zugelassen, weil der Bayerische Verwaltungsgerichtshof an der Richtigkeit des Urteils zweifelte.

Wie sich später herausstellte, war der Naturwald an der Kampenwand im Jahr 2020 zu ungenau kartiert worden. Im Dezember 2024 bereinigte das Bayerische Forstministerium seine Fehler und bildete die Grenzziehung genauer ab.

Seit nunmehr acht Jahren wird um die Zukunft der Kampenwandbahn diskutiert und auch gestritten. Und noch immer ist nicht klar, wann es zu einer mündlichen Verhandlung oder Entscheidung am Bayerischen Verwaltungsgerichtshof kommt. „Es gibt noch keinen Termin für eine mündliche Verhandlung. Die Beteiligten tauschen derzeit noch ihre rechtlichen Standpunkte aus“, informiert ein VGH-Sprecher auf OVB-Anfrage.

„Diese Unsicherheit belastet nicht nur den Betreiber, sondern auch die gesamte Region“, betont Irene Biebl-Daiber. „Die Bahn wird aufgrund des hohen Wartungs- und Energieaufwands zunehmend unwirtschaftlich – nach 68 Jahren Betrieb kein Wunder.“

Zum Chiemsee-Alpenland-Tourismusverband gehören neben Stadt und Landkreis Rosenheim auch alle 46 Landkreiskommunen. Die Bürgermeister, die am Infotreffen mit dem Betreiber der Kampenwandseilbahn teilnahmen, waren beeindruckt von den Plänen. „Gleichzeitig waren sie aber auch irritiert über den langwierigen Fortgang der Genehmigungsverfahren“, berichtet Bernaus Bürgermeisterin. Einig waren sich alle über die hohe Bedeutung der Kampenwandseilbahn für den Tourismus in der Region: „Würde der Betrieb der Seilbahn eingestellt, verlöre die Region eine bedeutende touristische Attraktion, die eine hohe regionale Wertschöpfung mit sich bringt“, fasst Irene Biebl-Daiber die einhellige Meinung des CAD-Verbandsausschusses zusammen.

Unsicherheit
belastet Region

Ob und wann die Modernisierung der Kampenwandseilbahn endlich starten kann, bleibt weiter offen. „Für unsere Region und den Tourismus steht jedoch fest: Eine Lösung muss bald gefunden werden“, fordert die Vorsitzende des Chiemsee-Alpenland-Tourismusverbandes. „Die Kampenwand muss als beliebtes Ausflugsziel auch in Zukunft sicher und umweltfreundlich erreichbar bleiben.“

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