Voller Wucht und Zwischentöne

von Redaktion

Maximilian Brückner brilliert mit Programm über Räuber Kneißl im Volkstheater Flintsbach

Flintsbach – Im bis auf den letzten Platz gefüllten Volkstheater Flintsbach erlebte das Publikum kürzlich einen Theaterabend, der weit über klassische Erzählformen hinausging. Ein besonderes Schmankerl im Rahmen des 350-jährigen Jubiläums, denn die Theatertradition in Flintsbach reicht bis ins Jahr 1675 zurück.

Eindringliche
Lesung

Schauspieler Maximilian Brückner fesselte mit seiner eindringlichen Lesung über das Leben des sagenumwobenen Räubers Mathias Kneißl, begleitet von den Riederinger Musikanten, die mit ihrer fein nuancierten Klangsprache dem Abend musikalische Tiefe verliehen.

Aus Sicht vieler armer Landbewohner galt der „Kneißl“ als eine Art Volksheld, der sich gegen die Obrigkeit und soziale Ungerechtigkeit auflehnte. Er lebte und wirkte vor allem im Raum Dachau, Aichach und Fürstenfeldbruck und wurde wegen Wilderei, schwerem Raub, räuberischer Erpressung sowie zweifachem Polizistenmord verurteilt. In einer dichten, atmosphärischen Inszenierung verwebte Brückner historische Briefe, Polizeiprotokolle und andere Zeitdokumente zu einem dramatischen Porträt eines Mannes zwischen Rebellion, Armut und Ausgrenzung.

Was sich auf der Bühne entfaltete, war dann kein biografisches Pflichtprogramm, sondern ein packendes Zeitbild, das in seiner künstlerischen Gestaltung und thematischen Vielschichtigkeit überzeugte. Mal rau und trotzig, dann wieder leise und melancholisch spiegelte die Musik die inneren und äußeren Konflikte Kneißls wider – immer in feinem Einklang mit der nuancierten Darstellung Brückners, der dem historischen Stoff spürbar Leben einhauchte. Die Inszenierung changierte geschickt zwischen szenischer Lesung, dokumentarischem Theater und Volksstück. Dabei blieb sie stets nah an den drängenden Fragen: Wer war Kneißl wirklich – Verbrecher oder Opfer seiner Zeit? Wo beginnt Schuld, wo versagt die Gesellschaft?

Eine innerlich zerrissene Figur

Längst hat sich die Produktion als außergewöhnlicher Beitrag zum zeitgenössischen Theater etabliert. Kritiker loben insbesondere Brückners Fähigkeit, Kneißl als ambivalente Figur mit innerer Zerrissenheit und stillem Widerstand zu verkörpern – fern von klischeehafter Räuberromantik.

Die Riederinger Musikanten unterstützten diesen Zugang mit einer Instrumentierung, die historische Volksmusik nie museal erscheinen lässt, sondern als vitalen Teil der Erzählung. Die Vorstellung war ein großer Wurf: künstlerisch ambitioniert, emotional berührend und inhaltlich hoch aktuell.

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