Feuerwehren nach Starkregen im Dauereinsatz

von Redaktion

Der Landkreis Rosenheim ist mit einem blauen Auge davongekommen. Die Regenfälle ließen Pegel ansteigen und überschwemmten Straßen und Keller. Eine Katastrophe blieb aus. Doch wie bei der Flut 2024 waren Bad Feilnbach und Raubling die Einsatzschwerpunkte der Feuerwehren.

Rosenheim – Der Dauerregen von Samstagabend hat Erinnerungen an die Katastrophennacht vom 3. Juni 2024 geweckt. Diesmal waren die hydrologischen Bedingungen anders: Der Boden war nicht komplett gesättigt wie im vergangenen Jahr. Er war auch nicht staubtrocken, sondern ausreichend angefeuchtet, um Niederschläge aufzunehmen. Bäche und Flüsse führten Niedrigwasser und hatten ausreichend Volumen, um die Niederschläge aufzunehmen, ohne über ihre Ufer zu steigen. Und doch haben die Berge einmal mehr bewiesen, dass sie unberechenbar sind. Wildbäche sorgten für Überschwemmungen von Straßen und Kellern.

„Wir hatten etwa 60 Einsätze mit 150 Einsatzkräften“, bilanziert Kreisbrandrat Richard Schrank die Nacht von Samstag zu Sonntag im Landkreis Rosenheim. Schwerpunkte waren Raubling, Bad Feilnbach, Nußdorf und Neubeuern.

Raubling fährt
„Maschinerie“ hoch

Vor allem in Raubling sind die Menschen vorgewarnt. Hier fällt die Landschaft von den Bergen über die Moore in Richtung Raubling ab. Aus den Bergen stürzt der Regen als Oberflächenabfluss und Wildbachhochwasser gen Osten zum Tiefpunkt von 460 Metern über dem Meeresspiegel: vor allem Raubling und Kirchdorf waren im vergangenen Jahr extrem betroffen. „Anfangs war das Szenario mit 2024 vergleichbar“, berichtet Wolfgang Cerweny aus Kirchdorf. „Als wir am Samstagabend hörten, dass in der Gemeinde Bad Feilnbach die Bäche randvoll sind, waren wir vorgewarnt.“

Die Hochwasserschutz-Maschinerie von Feuerwehren, Gemeinde und Bauhof lief an. Am Bauhof wurde die Sandsackabfüllanlage aktiviert, ausreichend Sand und Sandsäcke gelagert. Die vier Raublinger Gemeindefeuerwehren waren ab Samstagabend im Einsatz. Unterstützung kam aus Kiefersfelden. Ab 22.30 Uhr wurden Sandsäcke verteilt. Auch Kreisbrandrat Richard Schrank und Kreisbrandinspektor Martin Gruber waren in der Nacht zur Unterstützung der Kameraden vor Ort.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) kündigte Regenfälle und Gewitter für die Nacht auf den heutigen Montag an. Im Hochwassereinzugsgebiet von Raubling ist die Lage so empfindlich, dass es von der Intensität der Niederschläge – also der Regenmenge und der Niederschlagsdauer – abhängt, ob es zu Überschwemmungen kommt.

„Wir beobachten die Lage fortlaufend und haben alle notwendigen Vorbereitungen getroffen, um im Ernstfall schnell und effektiv reagieren zu können“, informiert Raublings Kommandant Michael Margreiter. „Unsere Mannschaft steht auf Stand-by, um jederzeit ausrücken zu können.“

Hochwasserschutz der
Gemeinde funktioniert

Auch wenn die Pegel der Entwässerungsgräben und Wildbäche am Sonntag deutlich sanken: Die Raublinger sind sensibilisiert. Die Feuerwehren verteilten auch am Sonntag weiter Sandsäcke. „Für den Notfall wurden im Pfarrheim Kirchdorf Sandsäcke deponiert, die die Bürger abholen können, um gefährdete Bereiche auf ihren Grundstücken vorsorglich zu schützen“, informiert die Feuerwehr.

Zum Glück hatte die Gemeinde Raubling in den vergangenen Monaten Hochwasser-Krisenherde entschärft, Bachläufe geräumt und damit die Abflussquerschnitte der Gewässer vergrößert. So auch in Kirchdorf. Am Wochenende machte ein Blick auf den Litzldorfer Bach klar: Die Siedlungen in Kirchdorf wären wieder untergegangen, wenn der Bachlauf nicht vertieft worden wäre. Der Litzldorfer Bach brachte auch diesmal enorm viel Wasser aus den Bergen ins Dorf. Auch die Brücke an der Straße nach Neubeuern – 2024 ein Nadelöhr – funktionierte diesmal. Der Durchlass war im Zuge der Bachräumung um etwa 50 Zentimeter vertieft worden. Das Wasser konnte abfließen. Genügend Luft nach oben war noch vorhanden.

Auch die Bürgerinitiativen, die sich nach dem Juni-Hochwasser von 2024 in einigen Gemeinden gegründet habe, sind in Hab-Acht-Stellung. Beispielsweise die BI von Oberwöhr. Nach ihren Informationen war in der Nacht zum Sonntag die Gemeinde Bad Feilnbach der Niederschlagshotspot im Landkreis Rosenheim. „Die Wasserstände in Jenbach, Aubach und Dettendorfer Kalten sind extrem hoch, sodass die Durchfahrt Wasserwiesen wegen Überflutung gesperrt werden musste“, warnte die Bürgerinitiative am Sonntagmorgen per Whatsapp.

In Bad Feilnbach begann der Hochwassereinsatz der Feuerwehr schon am frühen Samstagabend. „Gegen 20.15 Uhr war die Straße zwischen Bad Feilnbach und Au überschwemmt“, informiert Kommandant Johannes Roth. Ab 21.30 Uhr waren Feuerwehr und Bergwacht im Bereich des Kaiser-Campings im Einsatz.

Jenbach überflutet
den Campingplatz

Zu der Zeit standen im Keller des Hauptgebäudes etwa 1,40 Meter Wasser. „Trotz einer Pumpleistung von 7000 Litern pro Minute konnte der Wasserstand anfangs nur gehalten, aber nicht abgesenkt werden. Es lief mehr nach, als wir abpumpen konnten“, beschreibt Roth. Innerhalb von 20 Minuten war der Jenbach um einen halben Meter angestiegen. „Der nördliche Bereich des Campingplatzes musste evakuiert werden“, informiert der Kommandant. Die Camper wurden in den östlichen, höherliegenden Teil des Campingplatzes verlagert.

Wer am Sonntag sowieso abreisen wollte, wurde für die Nacht auf den sicheren Penny-Parkplatz verwiesen. In der Nacht musste auch die Staatsstraße 2089 zwischen Torfwerk und Kläranlage wegen Überschwemmung gesperrt werden. Erst am Sonntagvormittag war sie wieder befahrbar.

Auch der Steinbach
steigt enorm an

Vor einem Jahr war auch die Gemeinde Nußdorf stark vom Hochwasser betroffen. Der Steinbach hatte an seinem Oberlauf für extreme Verwüstungen gesorgt. Doch am Wochenende war es in Nußdorf relativ ruhig.

Zwar stieg auch der Steinbach stark an, doch bis zum Damm blieben noch etwa 45 Zentimeter Platz. Die Feuerwehr war von 22.30 bis 3 Uhr im Einsatz. Unter anderem wurde an einer Engstelle des Larbachs im Bereich Urstall Wasser abgepumpt, um Wohngebäude zu sichern. Im Laufe des Sonntags führte die Feuerwehr ihre Gewässerkontrollen im Gemeindegebiet fort.

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