Auf den Spuren Werner Herzogs

von Redaktion

Wilder Liddle spürt in Sachrang dem Wirken des weltbekannten Regisseurs nach

Aschau – „Fitzcarraldo in Sachrang“ – das Werner-Herzog-Open-Air-Kino hat dem Priental Anfang Juli magische Nächte beschert. Werner Herzog (83) gilt als einer der bedeutendsten Filmemacher unserer Zeit. Seine Kindheit verbrachte er in Sachrang. Aus dem engen Priental zog es Herzog schließlich in die Welt. Seit über 50 Jahren findet er seine Themen in den abgelegensten Winkeln der Erde. Seine Fans hingegen zieht es nach Sachrang.

Ein Londoner auf den Spuren seines Idols

Der wohl größte Fan von Werner Herzogs Filmen ist Wilder Liddle. Der 26-jährige Engländer, dessen Eltern für die britische Rundfunkanstalt BBC arbeiten, hat Scriptwriting – also das Drehbuchschreiben – für Film und Fernsehen studiert. Im Moment arbeitet er als Filmemacher für kommerzielle Dienste in London. Zwar sei dieser „very boring corporate stuff“ – sehr langweilige Firmenkram – für ihn eigentlich ein „Verrat an seinen Träumen“. Aber Liddle gibt die Hoffnung nicht auf, später auch einmal Art-Filme im Stil von Werner Herzog zu drehen. Herzog verbinde Dokumentarisches und Fiktionales auf poetische Weise, schwärmt der 26-Jährige. Das wolle er später auch erreichen. Ideen hat er schon.

Seine erste Begegnung mit den Filmen von Herzog hatte Liddle als Jugendlicher mit „Grizzly Man“, einem kritischen Dokumentarfilm von Werner Herzog über den Tierschützer Timothy Treadwell, der 13 Sommer lang mit Grizzlybären in Alaska zusammenlebte. Liddle war sofort fasziniert: Da die Natur und das wilde Leben – dort der Tierschützer, „a diluted maniac“ – ein gemäßigter Verrückter.

Wie sein Vorbild, der 1974 zu einer Wanderung von München nach Paris aufbrach, machte sich Wilder Little fast 50 Jahre später – im Dezember 2023 – auf, um von Salzburg nach Sachrang zu pilgern. Dort suchte der junge Engländer das Wohnhaus von Werner Herzog auf und schloss zahlreiche Freundschaften.

Im Sommer 2024 war er erneut in Sachrang zu Gast. Mit Mutter und Bruder wandelte er auf den Spuren Herzogs. Dazu gehört beispielsweise der Wasserfall bei Berg, der Herzog zum Dampfer-Transport in „Fitzcarraldo“ inspirierte. Seine Spuren hinterließ der Filmemacher aber auch an der Oberkaseralm. Hier ließ sich Werner Herzog für den Dokumentarfilm „Radical Dreamer“ über sein Leben und Werk interviewen. Liddle fand es erstaunlich, dass einige Einheimische nicht wussten, wer Herzog ist. Dabei habe dieser so viel über Sachrang in seine Filme einfließen lassen.

Anfang Juli war Liddle wieder in Sachrang zu Gast, denn das Open-Air-Kino wollte er sich nicht entgehen lassen. „Was für ein einzigartiger und wunderschöner Abend“, schwärmte danach auch Thomas Bauer, stellvertretender Vorsitzender des Aschauer Heimat- und Geschichtsvereins. „Das Bergsteigerdorf Sachrang bietet nicht nur wunderschöne Natur, sondern auch einen reichen Kulturschatz.“ Der reiche vom historischen Müllner Peter über den traditionsreichen Trachtenverein sowie das Musikforum mit klassischer Musik auf höchstem Niveau bis hin zu Werner Herzog, einem der bedeutendsten Filmemacher der Welt. Es sei einfach großartig, dass engagierte Bürger des Vereins „Lebendiges Sachrang“ sowie des Heimat- und Geschichtsvereins ein solches Programm auf die Beine stellten, um Werner Herzog zu würdigen.

Kommt Werner
Herzog selbst?

Das wohl größte Lob kam von Lucki Stipetic, dem Bruder von Werner Herzog und Produzent vieler seiner Filme: Das Open-Air-Kino im Bergsteigerdorf Sachrang gefiel ihm so gut, dass er hier auch in Zukunft Filme von Werner Herzog zeigen möchte. Doch nicht nur das: Er will seinen Bruder auch mitbringen. Sachrang darf sich freuen.

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