Rückkehr nach 20 Jahren

von Redaktion

Ex-Dynafit-Chef Benedikt Böhm vor gefährlicher Expedition auf Muztagh Ata

Kiefersfelden/China – Der Gipfel des Muztagh Ata ist ein Gipfel, den man selbst geübten Bergsteigern wohl kaum empfehlen würde. Über 7500 Meter hoch, mit tückischen Flächen aus Eis, abgelegen im Westen Chinas an der Grenze zu Kirgisistan ragt der Berg empor. „Die vereinzelten Touristen, die es dorthin verschlägt, brauchen um die drei Tage zwischen Basiscamp und Gipfel“, erzählt Benedikt Böhm, Extrem-Skibergsteiger und ehemaliger Geschäftsführer der Sportmarke Dynafit. 

Mit Geschwindigkeit
auf den Gipfel

Doch ein gewöhnlicher Tourist ist Böhm definitiv nicht. Schon im Jahr 2005 bestieg er den sogenannten „Vater der Eisberge“ in Rekordzeit. Insgesamt zehn Stunden und 41 Minuten brauchte er mit seinen damaligen drei Begleitern, um einmal mit den Skiern über die Eisfläche hinaufzusteigen und im Eiltempo wieder abzufahren. Also hoch und runter direkt vom Basecamp. Eine extreme Leistung, die Böhm in der Szene bekannt machte und als eine Art Durchbruch in der Welt des Speed-Bergsteigens gilt. „Wir kamen damals aus dem Nichts und haben versucht, das Prinzip des Skitourenrennlaufs auf so hohe Gipfel wie den Muztagh Ata anzuwenden“, erklärt Böhm.

Seitdem ist der Extremsportler, der unter anderem die Sportmodemarke Dynafit nach Kiefersfelden brachte, nicht mehr aus den Bergen wegzudenken. Tausende von Höhenmetern noch vor dem Frühstück, Speed-Begehungen auf teilweise 8000 Metern Höhe – Benedikt Böhm lebt für die besonderen Leistungen und Momente. 

Doch der Muztagh Ata ist nicht nur mit guten Erinnerungen verknüpft. „Damals haben wir kurz vor unserer Speed-Begehung plötzlich zwei dunkle Punkte in der Landschaft gesehen, die da nicht hingehörten“, berichtet Böhm. Wie sich herausstellte, handelte es sich um zwei Tourengeher, die vor ihnen aufgebrochen waren. Eine Person lag bereits tot im Schnee. Die andere stand kurz vor dem Erfrieren. Mit vereinten Kräften versuchten Böhm und seine Mitstreiter, den verunglückten Bergsteiger zu retten. „Wir haben versucht, ihn irgendwie zurück zum Lager zu schleppen. Doch leider war es zu spät, und er ist dort oben gestorben“, berichtet Böhm. 

Trotzdem zog er kurz darauf seine waghalsige Speed-Tour durch und machte das Skibergsteigen auf so hohe Berge salonfähig. Nach 20 Jahren kehrt er nun zurück. „Ich verbinde einfach so viele Emotionen und Erinnerungen mit diesem Berg“, meint Böhm. Zusammen mit seinem langjährigen Tourenpartner Prakash Sherpa wird der Extremsportler versuchen, an seine damalige Zeit heranzukommen. Was er damals an jugendlicher Energie hatte, muss der 47-Jährige nun mit Erfahrung wettmachen. „Natürlich war ich damals fitter“, meint Böhm, mittlerweile Geschäftsführer des Outdoor-Lichtherstellers Lupine. Trotzdem sei er zuversichtlich, eine ähnliche Zeit zu schaffen. 

„Vorbereitung
ist alles“

Im August startet das Projekt, bei dem in den zehn Stunden jeder Schritt und jeder Handgriff stimmen muss. „Vorbereitung ist daher alles“, meint Böhm. Anders ließen sich die klimatischen Bedingungen und der Mangel an Sauerstoff bei gleichzeitig hoher Geschwindigkeit nicht umsetzen.

Im Gegensatz zu seiner ersten Expedition vor 20 Jahren wird diesmal ein ARD-Filmteam dabei sein. Die Dokumentation soll im März präsentiert werden. Deutlich früher wird Benedikt Böhm dem OVB berichten, ob sein Ausflug in die Extreme geglückt ist. 

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