Stephanskirchen – Wenn die Feuerwehr ausrückt, muss sie sich auf ihre Fahrzeuge verlassen können. Bei der Feuerwehr Schloßberg ist das gerade nicht der Fall. Denn ihr aktuelles Löschfahrzeug weist „massive Mängel“ auf, wie Kommandant Christian Holewa betont. Deshalb beschloss der Gemeinderat bereits im November 2024: Ein neues Feuerwehrauto muss her. Offen blieb damals, welches Fahrzeug das sogenannte Löschgruppenfahrzeug (LF) 16/12 ersetzen soll. In der jüngsten Sitzung wollte man das nun festlegen und beschließen. Allerdings gab es dort Kritik und Gegenwind.
Kreisbrandrat
bewertet Bedarf neu
Grund dafür war ein Positionswechsel des Kreisbrandrats Richard Schrank. Hatte Schrank sich zuerst für ein Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug (HLF) 10 ausgesprochen, empfahl er nun das größere und wohl teurere HLF 20. Ebendieses hatte die Feuerwehr Schloßberg im Januar beantragt.
Dass Schrank seine Meinung geändert hatte, stieß im Gemeinderat auf Unverständnis. „Was hat sich denn geändert?“, fragte etwa Stephan Mayer (Parteifreie Bürger). „Wir haben gesagt, wir schauen aufs Geld“, betonte er und wunderte sich, warum er dem Beschluss jetzt zustimmen sollte. Diese Frage richtete er auch an die Vertreter der Feuerwehr Schloßberg, die ebenfalls anwesend waren.
Kommandant Christian Holewa betonte, dass man die Situation mit einem HLF 10 deutlich verschlechtern würde. „Das HLF 20 ist erforderlich für unsere Gerätschaften. Wir sind jetzt schon oft überladen mit der ganzen Ausrüstung“, betonte Holewa. Diese sei teilweise nagelneu, man könne sie nicht einfach wegwerfen, nur weil sie in das HLF 10 nicht mehr hineinpasse.
Friedrich Kreutz (AfD) wollte von Bürgermeister Karl Mair (Parteifreie Bürger) wissen, wie viel teurer das HLF 20 wäre. Dieser konnte darauf allerdings keine klare Antwort geben. „Diese Frage lässt sich pauschal nicht beantworten“, betont auch Mirko Hentsche, stellvertretender Kommandant der Feuerwehr Schloßberg, auf OVB-Anfrage. So können die Preise je nach Hersteller stark variieren. „Es kann sein, dass am Ende die Kosten für ein HLF 10 mit den dann für die jeweilige Feuerwehr benötigten Sonderausstattungen an die eines HLF 20 heranreichen“, betont er. Die Förderung durch den Freistaat Bayern für ein HLF 20 falle allerdings um circa 30000 Euro höher aus.
In der jüngsten Gemeinderatssitzung herrschte nun allerdings Uneinigkeit, da einigen Mitgliedern die geänderte Einschätzung des Kreisbrandrats nicht ganz nachvollziehbar erschien. Steffi Panhans (SPD) beantragte deshalb eine Verschiebung der Entscheidung und forderte, den Kreisbrandrat zur Sitzung einzuladen. So könne er vor Ort noch einmal Stellung beziehen.
Sitzung kurz
unterbrochen
„Wir haben bereits mehrere Stellungnahmen erhalten“, entgegnete Bürgermeister Mair. Der Kreisbrandrat habe die Lage schlicht und einfach neu bewertet. Panhans beantragte anschließend eine kurze Unterbrechung, in der sich die Fraktionen besprachen.
Auf OVB-Anfrage bestätigt Kreisbrandrat Richard Schrank seine Entscheidung. „Meine ursprüngliche fachliche Einschätzung basierte auf Gegebenheiten innerhalb der Gemeinde Stephanskirchen“, so Schrank. Diese Gegebenheiten muss er allerdings regelmäßig prüfen.
Aufgrund der Auflösung der Feuerwehr Ziegelberg und geänderter Gefahrenschwerpunkte bewertete er das Gebiet gemeinsam mit der Kreisbrandinspektion neu. Zudem könne das HLF 20 mittlerweile als förderfähig anerkannt werden. Bislang seien die Voraussetzungen dafür nicht gegeben gewesen.
Weiter erklärt Schrank: „Der wesentliche Unterschied zum HLF 10 besteht in der höheren Gesamtmasse des HLF 20, welche durch mehr Löschwasser, eine zusätzliche tragbare Leiter und etwas mehr technische Beladung begründet ist.“ Aufgrund der neu bewerteten Situation und mit Blick auf zukünftige Entwicklungen stimme die Kreisbrandinspektion der Beschaffung eines HLF 20 zu.
Mirko Hentsche von der Feuerwehr Schloßberg teilt diese Einschätzung. „In den über 20 Jahren Einsatzdienst hat sich unser Schutzgebiet stetig weiterentwickelt“, sagt er. So sei etwa die Einwohnerzahl stark gestiegen, der Einsatzraum habe sich durch die Auflösung der Feuerwehr Ziegelberg vergrößert. Unter anderem umfasse er jetzt auch die Hamberger Industriewerke. Hentsche verweist auch auf diverse Unfallschwerpunkte wie beispielsweise die Kraglinger Kreuzung oder die Innbrücke.
Verein steuert
50000 Euro bei
Zudem hatte der Verein der Feuerwehr Schloßberg zugesagt, ein HLF 20 mit einem Zuschuss von 50000 Euro an die Gemeinde zu unterstützen. „Ein großer Teil der Mehrkosten sollte damit aufgefangen werden können und fällt so nicht ausschließlich der Gemeinde zur Last“, so Hentsche.
Während der Gemeinderatssitzung wies Kommandant Christian Holewa auch auf die Dringlichkeit des Beschlusses hin. „Wenn unser aktuelles Fahrzeug ausfällt, haben wir ein riesiges Problem.“ Dann müsse die Gemeinde nämlich die Ersatzkosten tragen, bis das neue Fahrzeug in Stephanskirchen ankommt. Das könne bis zu drei Jahre dauern, so Holewa.
Einstimmiger
Beschluss
Florian Beck (Bayernpartei), selbst Kommandant bei der Feuerwehr Stephanskirchen, fasste noch einmal zusammen. „Ich verstehe die Kollegen, aber wir müssen uns an den Fachmann, den Kreisbrandrat, halten. Er wird sich etwas dabei gedacht haben.“ Für die Zukunft wünsche er sich aber ausführlichere Erklärungen bei derartigen Entscheidungen. Letztendlich wurde in der Sitzung doch noch abgestimmt. Mit 22:0 sprach sich der Gemeinderat für die Beschaffung eines HLF 20 unter dem Vorbehalt einer Förderzusage aus.