Personen und Facetten der bayerischen Aufklärung

von Redaktion

Vortragsabend „Kantige Zeiten“ mit Simon Hausstetter beim Hofwirt in Neubeuern am morgigen Freitag, 1. August

Rosenheim – „Habe Mut, Dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.“ Mit diesen Worten antwortete der Philosoph Immanuel Kant auf die Frage, was Aufklärung sei – er tat dies übrigens in einem Zeitschriftenartikel.

Und dieser Satz kann als eine Art Grundlage gelten für alles, was wir in Gesellschaft, Recht und Politik seit Beginn des 18. Jahrhunderts errungen haben. Mehr noch: Er hat auch heute noch Bedeutung.

Er könnte als Handlungsanweisung gelten, wie man ein Zeitalter übersteht, in dem Unwissen, moderner Aberglaube und Verschwörungstheorien, kurz: Fake News, immer mehr zur Richtschnur privaten, teilweise auch politischen Handelns werden.

Aufklärung hat also auch heute noch Bedeutung, und deshalb versucht der Historische Verein in einem Vortrag diesem Thema nahezukommen.

Der Titel „Kantige Zeiten in Altbayern und Salzburg“ verrät, dass der Referent, Simon Hausstetter, sich vor allem der bayerischen Spielart der Aufklärung annehmen wird. Denn hier hält sich bis heute das Vorurteil, dass sich der bayerische Katholizismus und das Streben nach mehr Vernunft in allen Lebensbereichen widersprochen haben, in Bayern der neue Geist der Aufklärung deshalb nur vor sich hingedümpelt sei, während er im sonstigen Europa mit Macht voranschritt.

Das war auch damals schon so. Denn der Berliner Verleger Friedrich Nicolai schrieb 1781 in einem Reisebericht: „Ich wusste zwar, dass Bayern einige verdiente Gelehrte hat, wusste aber ebenso gut, wie viel Macht dort die stumpfe Bigotterie und der Aberglaube noch haben“. Von der Realität zeigte er sich dann sehr erstaunt: „Als ich nach München kam, war ich auf eine sehr angenehme Weise überrascht, denn ich fand Aufklärung und Gedankenfreiheit sehr viel weiter verbreitet, als ich mir vorgestellt hatte“.

Überrascht sein dürften auch die Besucher des Vortrages, der am Freitag, 1. August, um 18 Uhr beim Hofwirt in Neubeuern stattfindet. Denn Simon Hausstetter wird Personen und damit auch Facetten der bayerischen Aufklärung vorstellen, die einen in ihrer Modernität ins Erstaunen versetzen: Die bayerische Spielart der Aufklärung, die Verstand und Katholizismus zu vereinigen suchte, hat durchaus die gesamte Bewegung vorangebracht.

Nicht umsonst lobte auch einer der Vorzeigepoeten der Aufklärung, Gotthold Ephraim Lessing, die „helle Denkart“ und den „gesunden Verstand“ von Kurfürst Max III. Joseph. Aufklärung, das wird man im Vortrag erleben, beschränkt sich aber nicht nur auf einige große Namen, die man noch halbwegs so kennt, wie etwa den Schriftsteller Lorenz von Westenrieder oder den Reformator Benjamin Thomp-son, den späteren Reichsgraf von Rumford. Aufklärung fand sich Bayern in vielen Schichten und an vielen Orten – mit bisweilen überraschenden Folgen.

Möglich ist es durchaus, dass man deshalb den Vortragsabend mit viel mehr Optimismus verlässt, als man beim Eintreffen hatte.jt

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