Raubling – Die Gemeinde Raubling hat in der jüngsten Gemeinderatssitzung ein umfassendes Mobilitätskonzept erhalten. Fachreferenten vom Büro für Verkehrs- und Raumplanung (BVR) in Innsbruck analysierten die Verkehrssituation in der Gemeinde über einen Zeitraum von zwei Jahren und erarbeiteten ein entsprechendes Konzept, das sie dem Gremium vorstellten.
„Nichts ist in
Stein gemeißelt“
Klaus Schlosser, Diplom-Ingenieur beim BVR, betonte bei der Präsentation, die in drei Teilbereiche gegliedert war: „Es geht nicht darum, das Konzept von A bis Z durchzuarbeiten. Es ist nicht in Stein gemeißelt, sondern es soll ein Werkzeugkasten sein, mit dem die Gemeinde arbeiten kann.“ Ihm zufolge sei vor zwei Jahren ein umfangreicher Aufgabenkatalog an sie herangetragen worden.
Anhand der Bestandsanalyse und der formulierten Ziele wurden Lösungen und Maßnahmen erarbeitet und vorgeschlagen. Ziele seien beispielsweise die Initiierung der Kfz-Verkehrsberuhigung, der Ausbau des öffentlichen Verkehrs, die Förderung des Radverkehrs, die Förderung des Zufußgehens, die bessere Vernetzung der Ortsteile, die Erhöhung der Aufenthaltsqualität sowie die barrierefreie und inklusive Gestaltung des Verkehrssystems. Friedrich Rauch vom BVR ergänzte, dass es vonseiten der Gemeinde und der Bevölkerung viele Begehungen und Besichtigungen gegeben habe, um das Verbesserungspotenzial zu erkennen und aufzuzeigen. Es wurden Verkehrsmodelle nach dem Stand von 2024 und nach der Prognose für 2035 erstellt. Rauch erklärte: „Im Gemeindebereich Raubling fahren laut Statistik aus dem Jahr 2024 68000 Fahrzeuge pro Tag. Wenn man keine Gegenmaßnahme auf der Staatsstraße B15 ergreifen würde, dann sei nicht mehr Verkehr zu erwarten, weil die Werte ohnehin schon so hoch sind, dass gar nicht mehr darüber fließen kann. Aber der Ausweichverkehr auf die Prinzregentenstraße im Westen etwa würde deutlich zunehmen, so unsere Erkenntnis basierend auf einer Prognoserechnung, wenn keine Maßnahmen erfolgen sollten.“
Es wurden Lösungsansätze in drei Varianten vorgestellt und für das Maßnahmenprogramm ein „Werkzeugkasten“ mit Empfehlungen erarbeitet, über die im Umwelt- und Verkehrsausschuss beraten werden soll und die in der Folge eine Detailplanung erfordern. Das BVR sieht folgenden Zeithorizont vor: Sofortmaßnahmen 2025/26, kurzfristige Maßnahmen 2025 bis 2030, mittelfristige Maßnahmen 2030 bis 2035 und langfristige Maßnahmen ab 2035.
Ein Beispiel für mögliche Sofortmaßnahmen: Um den Verkehrsablauf im Bereich bestehender Engstellen zu verbessern und insgesamt zu einer Reduzierung des Durchgangsverkehrs beizutragen, wird für den Ortskern von Pfraundorf eine geänderte Verkehrsführung empfohlen. Vorgesehen sind abschnittsweise Einbahnstraßen in der St.-Nikolaus-Straße und der Hoppenbichlstraße gegen den Uhrzeigersinn. Um den Durchgangsverkehr entlang der Achse Breiteicher Straße-Prinzregentenstraße zu unterbinden, wird die Errichtung einer Durchfahrtssperre für den Kfz-Verkehr empfohlen.
Zu den Kernmaßnahmen zählen diejenigen, die eine hohe Wirksamkeit im Hinblick auf die Ziele des Mobilitätskonzeptes haben. Dazu zählt auch der Bahnhofsbereich. Zur Erhöhung der Verkehrssicherheit und der Attraktivität im Bahnhofsumfeld wird eine bauliche Umgestaltung der Bahnhofstraße im Abschnitt Poststraße bis Hirterstraße empfohlen.
Das Maßnahmenpaket umfasst folgende Details: ein Fußgängerüberweg mit Fahrbahnteiler, Bushaltestellen auf der Fahrbahn, Kiss&Ride-Plätze in beiden Fahrtrichtungen, eine Tempo-30-Regelung und eine Verkehrsberuhigung, eine attraktive Oberflächengestaltung und die Optimierung des Knotens Poststraße.
Kernbereiche
attraktiver machen
Um den Bereich rund um Nahversorgung und Gemeindehalle als räumlichen Schwerpunkt und als Kernbereich in der Gemeinde zu definieren, wird empfohlen, den zentralen Abschnitt der St2363 attraktiver zu machen. Auch die Kreuzung an der Staatsstraße beim Lidl sollte optimiert werden. An den Reisewochenenden wird zur Vermeidung von Ausweichverkehren von der Autobahn die Verordnung einer Verkehrsbeschränkung mit Ausnahmen für den Anliegerverkehr und für den Ziel- und Quellverkehr empfohlen.
Die Kernmaßnahmen alleine füllen fast einen ganzen Katalog. Dieser beinhaltet auch ein lückenloses Radwegenetz.
Bürgermeister Olaf Kalsperger prognostizierte: „Eine Riesenaufgabe kommt auf uns zu.“ Er ergänzte, man könne sich aus dem „Werkzeugkasten“ bedienen und umsetzbare Maßnahmen für die Gemeinde auswählen. Das Mobilitätskonzept wurde vom Gremium einstimmig befürwortet.