Aschau im Chiemgau – Die Maro-Genossenschaft ist gerettet, doch das Wohnprojekt in Sachrang noch nicht. Jetzt erhielt die Gemeinde Aschau im Chiemgau erste Informationen, wie es weitergehen soll. Warum bezahlbarer Wohnraum am Linnerareal nicht auf der Prioritätenliste steht.
Die Insolvenz der Maro Genossenschaft ist abgewendet. Nach der erfolgreichen Kapitalbeschaffung von über 4,45 Millionen Euro hatte die Gläubigerversammlung am 11. März am Amtsgericht München der Annahme des Insolvenzplanes zugestimmt. „Damit ist die Maro saniert und kann aus eigener Kraft weitergeführt werden“, teilte die Genossenschaft mit. Mit dem Gerichtsbeschluss vom 27. Mai galt das Insolvenzverfahren schließlich als abgeschlossen. „Erst seitdem sind wir wieder handlungsfähig“, teilte Inge Schmidt-Winkler vom Vorstand der Maro-Genossenschaft der Gemeinde Aschau im Chiemgau mit.
Projekt in Sachrang rückt in weite Ferne
Auf der jüngsten Gemeinderatssitzung wollte sie eigentlich über das Projekt in Sachrang berichten, musste sich dann aber aus persönlichen Gründen entschuldigen. Dafür stellte sie die Situation in einer E-Mail an die Gemeinde ausführlich dar. Ursprünglich war geplant, am Linnerareal in Sachrang 28 Wohneinheiten zu errichten. Der Vorentwurf für den Bebauungsplan wurde dem Gemeinderat schon im Januar 2023 vorgestellt. Die Hälfte der Wohnungen sollte einkommensorientiert gefördert werden. Je nach Förderstufe sollten die Bewohner in den EOF-Wohnungen dann zwischen sechs und neun Euro pro Quadratmeter zahlen. Die Gemeinde hatte für das Projekt mit der Maro einen Erbpachtvertrag geschlossen.
Dann der Schock: Im März 2024 meldete die Genossenschaft Insolvenz an. Dieser Schritt war notwendig geworden, nachdem die Finanzierungszusage für ein Projekt in Landsham im Landkreis Ebersberg mit Demenz-Wohngemeinschaften und Mehrgenerationen-Wohnungen zurückgezogen wurde, erklärte die Genossenschaft damals. Das habe die Liquidität des Unternehmens erheblich belastet.
Im März 2024 hatte Inge Schmidt-Winkler, Vorstandsmitglied der Maro-Genossenschaft, in Aschau noch versichert, dass „der Geschäftsbetrieb unverändert aufrechterhalten bleibt und auch die bestehenden Wohnprojekte fortgeführt werden“. Und so blieb den Aschauern die Hoffnung, dass die Maro erfolgreich saniert wird und es danach weitergeht.
Insolvenzplan hat oberste Priorität
Danach ist jetzt. Doch die Hoffnung schwindet. Denn im aktuellen Schreiben der Genossenschaft wird Sachrang mit keiner Silbe erwähnt. „Zunächst haben die Maßnahmen des Insolvenzplanes oberste Priorität“, informiert Schmidt-Winkler über die aktuelle Lage. Dazu gehöre unter anderem die vertragliche Sicherung aller Darlehen und Fördermittel für die laufenden Bauprojekte. Auch die Anpassung der Mieten in den Bestandshäusern oder die Abarbeitung von Mängeln gehörten dazu.
Neun Maro-Projekte waren zum Zeitpunkt der Insolvenzeröffnung im Bau oder in einer fortgeschrittenen Planungsphase – darunter eigentlich auch das Linner-Areal in Sachrang. Fortgeführt werden nach Informationen der Maro-Genossenschaft ab August aber erst einmal die Bauprojekte in Wolfratshausen, Landsham, Andechs und Wielenbach. „Sobald die Projekte Landsham und Andechs in die Bezugsphase kommen, bestehen wieder freie Kapazitäten“, informiert die Maro-Geschäftsführerin.
Baustart verschiebt sich weiter
Vermutlich im dritten Quartal 2026 könnten dann die Bauvorbereitungen für das Projekt im Rosenheimer Stadtteil Happing beginnen. Hier ist eine Demenz-WG mit neun Plätzen geplant. Von 19 weiteren Wohnungen soll ein Viertel an Bewohner mit anerkannter Behinderungen vergeben werden.
Noch im September 2024 hatte Maro-Vorstandsmitglied Inge Schmidt-Winkler in der Gemeinderatssitzung in Aschau im Chiemgau versichert, dass im Jahr 2025 mit den Bauarbeiten in Sachrang begonnen werde, wenn die Genossenschaft erhalten bleibe. Die Wohnungen sollten spätestens 2027 bezogen werden. „Doch das aktuelle Schreiben an unsere Gemeinde enthält keinerlei Aussagen zum Projekt in Sachrang“, informierte Bürgermeister Simon Frank den Gemeinderat.
Wer zwischen den Zeilen lese, wisse, was das bedeute: „Es wird mehrere Jahre dauern, ehe neue Projekte angeschoben werden.“ Lediglich eine Information könnte sich auf Sachrang beziehen: „Mit Fertigstellung des Projektes in Wielenbach (zweites Quartal 2027) sollen die Planungsaktivitäten der im Insolvenzplan gesicherten Erbpachtprojekte wieder aufgenommen werden.“
Gemeinderat berät nicht öffentlich
Über das weitere Prozedere diskutierte der Aschauer Gemeinderat nicht öffentlich. Ob die Gemeinde am Erbpachtvertrag mit der Maro-Genossenschaft festhält oder von vorn anfängt und einen neuen Projektpartner sucht, ist nicht bekannt. Bürgermeister Frank wollte sich dazu noch nicht öffentlich äußern. Nur so viel erklärte er: „Der Erbpachtvertrag ist nie inkraft getreten. Für unsere Gemeinde ist also keinerlei Schaden entstanden.“