Wasserburg – Es ist wohl eines der größten Projekte, das die Stadt Wasserburg in den kommenden Jahren angehen wird: das Wohnbauprojekt „Ehemalige Essigfabrik“ am Holzhofweg. 79 neue Wohnungen sollen dort entstehen – und nun ist das Vorhaben in trockenen Tüchern.
Nun wurde der Kaufvertrag zwischen dem Bauherren, der Firma Schmölzl aus Bayrisch Gmain, und der Stadt Wasserburg unterzeichnet. „Ein Meilenstein“, betonte Bürgermeister Michael Kölbl bei der dazu anberaumten Pressekonferenz und freute sich gemeinsam mit Stadtbaumeisterin Mechtild Herrmann, Kämmerer Robert Mayerhofer sowie Seniorchef Werner und Juniorchef Josef Schmölzl vom gleichnamigen Bauunternehmen über die Neuigkeit.
Rund 8000
Quadratmeter
Die drei Grundstücke mit insgesamt rund 8000 Quadratmeter Fläche in bester Lage am Inn, die sich im Besitz der Kommune und der von ihr verwalteten Heiliggeist-Spitalstiftung befanden, gehören nun dem Bauunternehmen.
Allerdings habe sich die Stadt durch Ankaufsrechte die Möglichkeit offengehalten, Teile der Anlage bei Bedarf später zurückzukaufen. Zudem gebe es eine öffentliche Bindung für insgesamt 50 Prozent der Wohnungen, erklärte Mayerhofer. Damit werde sichergestellt, dass sozialer Wohnraum vorhanden sei. Ganz konkret hat die Stadt Wasserburg die zivilrechtlichen Ankaufs-, Vorkaufs-, Wiederkaufs- und Rücktrittsrechte sowie die Planungshoheit für das Projekt, so der Kämmerer.
Kölbl freute sich darüber, als Investor einen Familienbetrieb zu haben, der das Projekt generationenübergreifend erhalten will. Seit 1897 ist das Unternehmen Schmölzl im Baubereich tätig, so Werner Schmölzl bei der Pressekonferenz.
Die Firma übernehme Tief- und Straßenbau und sei schon öfter in der Region, unter anderem in Rosenheim und Reitmehring, im Einsatz gewesen. „Die ganze Familie ist in der fünften Generation im Bauwesen tätig“, so der Seniorchef. Rund 230 Mitarbeiter beschäftige das Unternehmen.
Der Firma sei es wichtig, „über Generationen Werte zu schaffen“, erklärte Josef Schmölzl. Und so habe sich in Wasserburg diese große Chance aufgetan. Der nächste Schritt in der Bauphase: der städtebauliche Vertrag. „Es geht also nahtlos weiter“, erklärte Herrmann und Josef Schmölzl, der das Bauprojekt federführend begleiten wird, ergänzte schmunzelnd, dass es nun „richtig viel Arbeit“ für ihn und sein Team gebe. In den vergangenen sechs Monaten war die Stadtverwaltung sowie der Stadtrat in enger Abstimmung mit dem Unternehmen, habe die Pläne dazu immer wieder geändert und verbessert, so Kölbl, Herrmann und Josef Schmölzl.
Das Bauunternehmen und die Stadt würden gemeinsam am Nutzungskonzept sowie am architektonischen Konzept arbeiten. Geplant seien ein Gemeinschaftsgarten, Spielplatz, Radl-Parkplätze, Ladestationen für E-Mobilität, Entladestation für Kinderwagen und Rollstühle, Photovoltaik und eine regenerative Wärmeerzeugung über Grundwasserpumpen, erklärte Josef Schmölzl das Vorhaben.
Zudem gebe es für die 79 Wohnungen insgesamt 90 Parkplätze. „Wir haben also einen Überhang an Stellplätzen. Das war uns sehr wichtig“, so Josef Schmölzl.
Das Thema Verkehr am Holzhofweg ist für die Anwohner ein großer Streitpunkt, dessen ist sich die Stadtverwaltung bewusst. Bürger haben wiederholt Bedenken geäußert, dass die Fahrzeuge der zusätzlichen Bewohner zu einem hohen Verkehrsaufkommen führen könnten.
Halteverbotsschilder
für Holzhofweg
Laut Herrmann sei dies nicht der Fall. „Der Holzhofweg ist ausreichend leistungsfähig“, betonte sie. Das habe das Verkehrsgutachten ergeben. „Früher oder später werden dort Halteverbotsschilder aufgestellt werden müssen“, sagte die Stadtbaumeisterin und Mayerhofer ergänzte: „Das war früher auch schon so, als die Essigfabrik noch in Betrieb war. Da sind jeden Tag zahlreiche Lkw gefahren.“
Verwaltung nimmt
Bedenken ernst
Die Stadtverwaltung kenne aber die Bedenken der Anwohner und nehme diese sehr ernst, so Herrmann. Die Bürger würden weiterhin von den nächsten Schritten rund um das Wohnbauprojekt in Kenntnis gesetzt und mit einbezogen, so der Rathauschef.
Die Schmölzls gehen davon aus, dass sie in einem bis eineinhalb Jahren mit dem Bau beginnen können. „Das ist realistisch“, so der Juniorchef. In den nächsten Monaten werde das Unternehmen eine Plattform anbieten, bei der sich Interessenten melden könnten. Bis die ersten Mieter einziehen könnten, werde es aber noch rund drei bis fünf Jahre dauern, meinte er. So werde aus dem „Lost Place“, wie ihn der Bürgermeister bezeichnete, Wohnraum mit großer Aufenthaltsqualität mitten in der Wasserburger Altstadt geschaffen.