Unverständnis über Streit um Stadel

von Redaktion

Radweg wegen Abrissbescheid blockiert – Passanten haben wenig Verständnis für Amt

Großkarolinenfeld – Mit dem Fahrrad von Großkarolinenfeld nach Kolbermoor – die kleinen weißen Wegweiser zeigen geradeaus, in den Wald. Doch da geht es nicht weiter. Große Betonblöcke versperren den Weg. Ein Schild weist auf die verbotene Durchfahrt hin und den Grund dafür. Die Grundstücksbesitzerin ist im Streit mit dem Landratsamt Rosenheim (wir berichteten).

Vor dieser Blockade steht Theresa aus Bad Aibling. Mit ihrem vollen Namen möchte sie nicht genannt werden. Sie nutzt den regenfreien Morgen, um eine Runde Joggen zu gehen. Sie macht gerne eine Tour von Bad Aibling nach Großkarolinenfeld über Kolbermoor und dann zurück nach Bad Aibling. „Ich genieße die Ruhe hier im Wald. Am Weg entlang fließt ein Bach, das finde ich sehr schön“, sagt die Aiblingerin über ihre Laufroute. Doch ihre übliche Strecke ist jetzt von Betonhindernissen blockiert.

„Die Frau
hat recht!“

Max, ein älterer Herr aus Rosenheim, ist extra mit seinem roten E-Bike hergekommen, um sich die Blockade auf der Lichtung im Wald anzuschauen. Er kennt die Strecke von Großkarolinenfeld nach Kolbermoor und hat sie schon mehrfach benutzt. Zu den Hintergründen der Blockade sagt er: „Die Frau hat recht!“

„Die Frau“ ist Monika Engl. Ihr gehört der Stadel, der jetzt abgerissen werden soll und über den sie seit Jahren mit dem Landratsamt streitet.

Nach Aussagen des Kreisbaumeisters Rupert Seeholzer gegenüber dem OVB gibt es keine Alternative zu dem bevorstehenden Abriss. Engl hatte sich gerichtlich gewehrt und auch Landrat Otto Lederer aufgesucht. Das hat alles nichts geholfen. Als Reaktion auf den Abrissbescheid stellte Engl die Betonblockade auf. Schließlich gehört das Grundstück zum Familienunternehmen Engl Bagger-Fuhrbetrieb & Recycling GmbH. Ein Zeichen gegen das Rosenheimer Landratsamt. Doch direkt betroffen sind Leute wie Theresa und Max.

Doch Max sieht kein Problem. Genauso wenig wie mit dem Stadel von Frau Engl: „Wen stört dieser Stadel? Die lagern da ein bisschen Holz. Diese Bürokratie ist nur Schikane“, sagt er entschlossen zu dem Thema.

Ähnlich sehen das auch zwei Joggerinnen. Sonja und Kathrin aus Kolbermoor klettern einfach um die Barrikade herum. Schließlich steht auf dem Schild nur Durchfahrt und nicht Durchgang verboten.

Für die beiden Frauen ist es der kürzeste Weg von Kolbermoor nach Großkarolinenfeld. „Ohne den muss man ein paar Kilometer an der Straße entlang. Mit dem Fahrrad geht das, aber beim Joggen ist das nichts“, erklärt Kathrin.

Das Landratsamt Rosenheim pocht weiter auf den Abriss. Laut Kreisbaumeister Seeholzer ist auch eine nachträgliche Legalisierung in diesem Fall nicht möglich, da der Stadel in der Filze liegt.

Jogger Daniel aus Kolbermoor wiederum hat von dem Ganzen nichts mitbekommen. „Auf einmal stand dieser Betonblock auf meiner Laufstrecke“, sagt der Jogger. Er kennt den Weg. Hier sind laut ihm viele Radfahrer und Fußgänger unterwegs. Allerdings lässt er sich von den Hindernissen nicht aufhalten: Sein Joggen wird nur kurz zum Hindernislauf.

Wie lange die Blockade noch stehen bleibt, weiß keiner genau. Das Landratsamt hat in persona von Kreisbaumeister Seeholzer angekündigt, dass die Grundstücksbesitzerin die Sperrung wieder entfernen muss. Denn es handelt sich laut Seeholzer um „eine bauliche Anlage, die so in der freien Natur überhaupt nicht zulässig ist“. Eine Anhörung zu dem Fall sei bereits in Vorbereitung.

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