„Blauer Blitz“ gegen „Rennsemmel“

von Redaktion

Beim Seifenkistenrennen des MSC Sonnering zählen Geschwindigkeit und Gaudi

Eggstätt – Beim Seifenkistenrennen in Eggstätt-Oberndorf gilt: Dabei sein ist alles. Hier messen sich „Rennsemmel“ mit „Bett“ und „Biertragerl“ mit „Blauem Blitz“. Doch die Namen trügen: Beim Aussehen und bei der Namensgebung sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt, aber wenn es um das Bewältigen der 400 Meter langen Rennstrecke geht, sind Mut, Schnelligkeit und Kurvengefühl gefragt. Es geht aber auch um Spaß, um die Freude am Tüfteln, am Basteln und am Fachsimpeln. „Hast du denn zu fest aufgepumpt?“ Der Fahrradreifen an einem elegant-schnittigen Gefährt ist geplatzt. Das Flickzeug wird schnell weitergereicht. Ob jung oder alt, sprich erfahren, das Rennfieber hat alle gepackt.

Rennfieber packt
auch die Zuschauer

Auch die Zuschauer: Eine Familie aus Breitbrunn, eigentlich auf einer Radtour unterwegs, legte einen freiwilligen Boxenstopp ein. Denn da ist die Rennstrecke mit Zieleinlauf mit der schwarz-weißen Zielflagge vor dem Blumenfeld, da gibt es die Ansagen vom Stadionsprecher, und drumherum wuseln knapp ein Dutzend Helfer, die sich um die Strecke und die Fahrer kümmern und für das leibliche Wohl mit Getränken, Gegrilltem und Süßem sorgen.

Der kleine Ferdinand (3) ist mit seinen Eltern aus Prien vorbeigekommen: „Wenn ich größer bin, will ich auch.“ Die Eltern scheinen nicht abgeneigt, Felix’ Papa freut sich schon jetzt auf Bastelabende mit seinem Nachwuchs.

Doch zurück zum eigentlichen Geschehen: Das Seifenkistenrennen findet heuer zum 18. Mal statt und ist für alle – Veranstalter und Mitfahrer – jedes Jahr aufs Neue ein großes Vergnügen. „Wir sind wie eine große Familie“, strahlt Kerstin Huber, „man kennt sich.“ Die Szene ist bunt gemischt: Da teilen sich Geschwisterkinder oder gar mehrere Generationen ein selbst gebautes Gefährt. Die einen nutzen Jahr für Jahr das gleiche Gefährt, andere wiederum warten Jahr für Jahr mit neuen Modellen auf.

Neulinge sind stets willkommen, so wie Bürgermeister Christoph Kraus. Er ging zum ersten Mal an den Start. Die erste Testfahrt auf der Rennstrecke war „schon recht gach“, gibt er zu: „Die Haarnadelkurve hat es echt in sich.“ Aber Spaß hat es gemacht. „Den hat’s imma“, bestätigt Nick Wagenstetter. Er selbst sei „ganz narrischer Rennfahrer“ und seit vielen, vielen Jahren dabei. Ob es heuer für einen Platz auf dem Podest reicht?

Kristina Huber (23) fuhr schon als Kind mit, dann jahrelang nicht mehr. Jetzt betrachte sie die Strecke mit viel mehr Respekt.

22 Teilnehmer gingen heuer an den Start, in drei Durchgängen maß sich die Renn-Elite. Der jüngste Teilnehmer war sechs, der älteste 76 – das Seifenkistenrennen kennt keine Altersgrenzen. Ausschlaggebend ist allein die Schnelligkeit.

Die Teilnahmebedingungen sind sehr streng: Der Fahrer braucht einen geschlossenen Schutzhelm und das Fahrzeug muss lenk- und bremsbar sein. Vor dem eigentlichen Rennen ist ein Testlauf angesetzt, bei dem auch die Bremskraft überprüft wird.

„Für uns ist das Seifenkistenrennen das Highlight des Jahres“, strahlt so mancher Oberndorfer an der Rennstrecke. Familie und Freunde säumen ebenfalls die bestens gesicherte Rennstrecke. Genau wird beobachtet und kommentiert, wie die Rennfahrer die mit Reifen gesicherte Kurve nehmen („ui, der liegt gut in der Kurve“) und wie sich der Rennfahrer der Zielgeraden nähert („ob der des derbremst?“).

Es gilt das Motto:
„Dabei sein ist alles“

Ein großer Spaß ist es allemal für alle Beteiligten. Es geht um Gaudi, Ruhm und Ehre, hatte Rennleiter und Stadionsprecher Mane Huber vor den Rennen als Devise ausgegeben. Beim Grand Prix von Oberndorf siegte der siebenjährige Matteo di Franco als Jüngster in seiner Altersklasse auf „Donnerblitz“, bei den Middies (acht bis zwölf Jahre) gewann Leo Fischer (zwölf) auf „Stadlkiste“, mit dem gleichen Gefährt gelang auch Lena Mauser (16) der erste Platz bei den Teenies (13 bis 17 Jahre).

Bei den Herren (18 bis 99) gewann mit über einer Sekunde Vorsprung nach drei Rennen Leonhard Oswald (71) mit seinem „Blauen Blitz“ und bei den Damen siegte Monika Weinberg (68) in der „Rennsemmel 1“. Dabei sein ist alles, das olympische Prinzip zählt in Oberndorf. Im nächsten Jahr wieder.

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