Arbeit gegen Dach über dem Kopf

von Redaktion

Der Fachkräftemangel in den Kitas ist nach wie vor vielerorts ein Problem. Die Gemeinde Neubeuern wirkt dem allerdings schon länger entgegen: mit einer Kita-WG. Was hinter dem Projekt steckt, wie es in Neubeuern um das Personal steht – und wie die etwas andere Wohngemeinschaft ankommt.

Neubeuern – In den Kitas mangelt es an Personal und an Wohnraum ohnehin überall in den Kommunen. Die Gemeinde Neubeuern geht deshalb schon seit einigen Jahren mit einem Projekt dagegen vor. Und schlägt dabei zwei Fliegen mit einer Klappe. Im Mai 2023 rief die Gemeinde eine sogenannte Kita-Wohngemeinschaft ins Leben.

Derzeit sind alle
Stellen besetzt

In der Gemeinde gibt es aktuell zwei Kitas: den Gemeindekindergarten „Zwergerlburg“ und den Pfarrkindergarten der katholischen Kirche. Ab September werden dort laut Angaben der Gemeinde 24 Erzieherinnen, 14 Kinderpflegerinnen, eine Assistenzkraft, zwei Berufspraktikantinnen und eine Bundesfreiwillige tätig sein. „Derzeit gibt es keine unbesetzten Stellen“, informiert die Gemeinde auf OVB-Anfrage.

Dafür gibt es dort aber ein ungewöhnliches Konzept: die Kita-WG in Fröschenthal. 2023 griff Bürgermeister Christoph Schneider zu, als bei Wohnanlagen-Betreiber Stefan Mayer eine Mitarbeiterwohnung leer stand. Dort wurde dann eine Wohnung für drei Personen eingerichtet – mit großem Gemeinschaftsraum, Küche und Balkon. Hier sollte das händeringend gesuchte Personal für die Kitas unterkommen.

Denn damals sah die Personalsituation in Neubeuern nicht ganz so rosig aus wie heute. „Vor allem in den Kindergärten ist die Situation aufgrund der hohen Nachfrage nach Betreuungsplätzen sehr angespannt“, erklärte Christine Bayer, Leiterin für Personal und Organisation im Rathaus Neubeuern, vor etwa zwei Jahren gegenüber dem OVB.

Die Kita-WG sollte Abhilfe schaffen, möglichen Bewerbern einen Anreiz bieten. „Ich sehe dieses Wohnangebot als Chance, sich aus dem riesigen Sammelsurium an Stellenanzeigen für Kita-Personal herauszuheben“, betonte Bürgermeister Schneider damals. Kurz nachdem das Angebot in den sozialen Netzwerken gepostet wurde, hatte sich auch schon eine Interessentin gemeldet.

Das Projekt fand also Anklang. „Eine Mitarbeiterin konnte durch die Kita-WG für die Einrichtung gewonnen werden“, teilt die Gemeinde nun Anfang August mit. Gerade in einem „mietpreisintensiven Ort wie Neubeuern“ sei bezahlbarer Wohnraum für Berufseinsteiger besonders schwer zu finden.

Diese Lücke soll die Kita-WG schließen. Sie ist „zentral gelegen, mit guter Anbindung und fußläufiger Nähe zu beiden Kindertagesstätten“, heißt es aus Neubeuern. „Für junge Fachkräfte ist das ein attraktives Gesamtpaket“, sagt Bürgermeister Schneider.

Dem stimmten bei der Eröffnung der WG auch die beiden Kita-Leiterinnen Michaela Fischer von der „Zwergerlburg“ und Stefanie Seigner vom Pfarrkindergarten zu. „Die Wohnung ist ein Neubau, die Angelegenheiten des alltäglichen Lebens sind vom Standort aus fußläufig erreichbar und die beiden Kindertagesstätten können ebenfalls schnell zu Fuß erreicht werden“, erklärten die beiden zu diesem Zeitpunkt. Gerade für junge Kollegen sei das von Vorteil.

Auch heute stehen sie noch hinter dem Projekt. Für sie ist die WG eine „echte Bereicherung im Werben um qualifiziertes Personal“. Beispielsweise habe man eine kroatische Grundschullehrerin durch die Wohnung an den Kindergarten binden können.

Keine Bewerbungen
mehr eingegangen

Allerdings, so die Gemeinde, seien sonst keine Bewerbungen mehr aufgrund des Angebots eingegangen. Ob dennoch mehr solcher Wohngemeinschaften ins Leben gerufen werden? Darauf hat die Gemeinde eine klare Antwort: „Eine Ausweitung des Projekts ist derzeit nicht vorgesehen, die Nachfrage ist noch nicht so weit.“

Der Fokus liege deshalb weiter auf den Arbeitsbedingungen, den Teams sowie der Zusammenarbeit mit den Trägern der Kitas. Neubeuern ist aber überzeugt, dass die Kita-WG „ein wichtiger Beitrag“ bleibt, um die Gemeinde für pädagogische Fachkräfte interessant zu machen. Und so auch in Zukunft dem Personal- und Wohnungsmangel den Kampf anzusagen.

Artikel 1 von 11