Vierbeinige Ermittler im Einsatz

von Redaktion

Seit 2024 ist in Bad Aibling eine Hundestaffel der Polizei stationiert. Hier werden junge Schnüffel-Azubis ausgebildet und bereits ausgebildete Schnüffel-Profis trainiert. Ein Ortsbesuch bei den tierischen Kommissaren und ihren Hundeführern.

Bad Aibling – Im Polizeidienst sind mit Pferden und Hunden auch vierbeinige Einsatzkräfte tätig. Während es bisher kein Polizeipferd zu einem großen öffentlichen Bekanntheitsgrad geschafft hat, ist der Polizeihund „Rex“ zu einem Fernsehstar geworden. Zumindest die älteren Leser erinnern sich sicher an die österreichische TV-Serie „Kommissar Rex“, die zwischen 1994 und 2007 für hohe Einschaltquoten sorgte.

In Bad Aibling zwölf
Diensthundeführer

Doch wie schaut es im „richtigen Leben“ von Polizeihunden aus? Unsere Zeitung hat sich bei der Hundestaffel informiert, die seit 2024 bei den Zentralen Einsatzdiensten (ZED) der Polizei in Bad Aibling stationiert ist. Ihr Einsatzbereich umfasst die Landkreise Rosenheim und Miesbach. „Weitere Hundestaffeln im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern-Süd sind noch in Traunstein und Murnau stationiert“, erläutert der Arbeitsgruppenleiter, Polizeihauptkommissar (PHK) Harald E., unserer Zeitung.

In Bad Aibling sind zwölf Diensthundeführer tätig. Vier von ihnen betreuen neben ihrem fertig ausgebildeten Hund noch einen „Azubi“. Während die vierbeinigen Mitglieder der Pferdestaffel in ihren Ställen untergebracht sind, leben Polizeihunde „rund um die Uhr“ bei ihren Hundeführern – oft schon bei der Ausbildung. Diese beginnt bereits im Welpenalter von zehn Wochen und dauert durchschnittlich zweieinhalb Jahre.

Die Welpen stammen von ausgewählten Züchtern, sie werden vor dem Ankauf untersucht. In der Aiblinger Hundestaffel sind Belgische Schäferhunde („Malinois“), Holländische Hütehunde und Deutsche Schäferhunde im Einsatz. Die Hunde sind in etwa zu gleichen Teilen männlich oder weiblich.

In die Familie
integriert

PHK Günther G. bildet derzeit die Belgische Schäferhunddame Maggie aus. Sie ist 15 Monate alt und kam als Welpe zu ihm. „Der Hund ist in unsere Familie integriert, sie steht voll dahinter“, betont der Hundeführer. „Maggie wird spielerisch an Geräusche, Gerüche und insgesamt an die Umwelt gewöhnt“, erklärt er. „Sie lernt Stressresistenz und ich mache mit ihr unter anderem Gehorsamsübungen. Die Bindung zwischen Hundeführer und Hund muss sehr stark sein.“

Anschließend werden die Vierbeiner dual ausgebildet: Jeder Hund wird auf einen bestimmten Geruch spezialisiert – auf Geld, Drogen, Sprengstoff, Datenträger oder Leichen. Diese neun- bis zwölfwöchige Spezialausbildung wird in der zentralen Diensthundeschule in Herzogau in der Oberpfalz durchgeführt. Eine weitere Spezialausbildung gibt es für den alpinen Einsatz in felsigem Gelände oder bei Lawinenabgängen.

Zusätzlich werden die Hunde zu Polizeischutzhunden ausgebildet. Sie lernen, Täter zu verfolgen, sie zu stellen und im Notfall zu beißen. Während ihrer „Lehrzeit“ müssen die „Schnüffel-Azubis“ vor ihrer „Gesellenprüfung“ fünf aufeinander aufbauende Leistungsfeststellungen (LS) absolvieren. Die LS 3 (unter anderem Nase, Gehorsam, Gewandtheit) und die LS 5 (unter anderem Personen stellen zum Eigenschutz, Täter aufstöbern und verbellen und bei Bedarf attackieren) erfolgen ebenfalls in Herzogau.

Die Leistungsfeststellungen werden jährlich wiederholt, dazu kommt die monatliche Fortbildung bei den heimischen Einsatzdiensten, unter anderem mit Schulungen für neu dazugekommene Varianten von Sprengstoff oder Rauschgift.

Zum Fortbildungsprogramm zählt auch die herausfordernde Atemschutzstrecke, die auch von Feuerwehrleuten bewältigt werden muss.

Beim Treffen unserer Zeitung mit den Polizeihunden und ihren Führern ist auch Polizeihauptmeister Michael S. dabei, der zudem als Bergführer ausgebildet ist. Er ist für die fertig ausgebildete, vierjährige Fenja verantwortlich, eine Deutsche Schäferhündin. Sie ist auf Rauschgift spezialisiert und gibt vor der Presse eine Kostprobe ihres Könnens.

In einem Gebäude des THW-Ortsverbandes Bad Aibling in Heufeld, wo die Polizeihunde öfter trainieren, ist eine Wand aus herkömmlichen Mauerziegeln aufgebaut mit einer Gitterseite als Front. Fenja schaut zu, als Michael S. geruchsneutral mit Handschuhen und Pinzette eine kleine „Rauschgiftprobe“ in eine der Gitteröffnungen platziert. Damit der Hund die genaue Ablagestelle nicht erkennen kann, simuliert der Hundeführer die Ablage kreuz und quer über die Wand verteilt an vielen Stellen. Dann erteilt er Fenja den Suchauftrag – und in weniger als 15 Sekunden hat sie das Rauschgift punktgenau erschnüffelt.

Zur Belohnung
ein Leckerli

Zur Belohnung gibt es ein Leckerli. „Fenja hat Spaß an ihrer Arbeit, das zeigt ihr nach oben gerichteter Schweif“, erklärt der Hundeführer.

Auch Maggie tritt für die Presse in Aktion. Angeleitet von „Herrchen“ PHK G. zeigt sie Gehorsamsübungen, darunter auch unterschiedliche Sitzhaltungen und stellt anschließend in einem dunklen und verwinkelten Kellerbereich eine „flüchtige Person“.

PHK Harald E. berichtet von zwei spektakulären Einsätzen der Aiblinger Polizeihunde. So wurde bei einer Rettungsaktion im Zugspitzgebiet auf 2500 Metern Höhe ein Hundebergführer samt Alpinhund von einem Hubschrauber aus in das betreffende Gelände abgeseilt. Und ein Hund aus der Aiblinger Staffel spürte vor einigen Wochen in einem Waldstück zwischen Ellmosen und Thann die dort abgelegte Leiche der zu diesem Zeitpunkt vermissten Ägypterin Eman E. auf.

Vor Kurzem begannen übrigens die Dreharbeiten für eine Neuauflage der „Kommissar Rex“-Serie. Ein Hund der Bad Aiblinger Hundestaffel ist allerdings nicht mit dabei. Doch die vierbeinigen Ermittler aus der Kurstadt haben wichtigere Aufgaben zu erledigen.

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