Ein Mann kämpft für seine Lebensretter

von Redaktion

Die Krankenhausreform gefährdet das Fachzentrum für Herzchirurgie an der Schön-Klinik Vogtareuth. Mehr als 4400 Menschen kämpfen mit ihrer Unterschrift für den Erhalt einer der besten Herzkliniken Deutschlands. Auch Anita und Dieter Fuchs aus Bad Aibling gehören dazu. Aus einem lebenswichtigen Grund.

Bad Aibling/Vogtareuth – Der Schock hat sich ins Gedächtnis einer ganzen Familie gebrannt: „Es war Montag, der 10. September 2007, unser erster Urlaubstag. Tags darauf wollten wir verreisen“, erzählt Dieter Fuchs. Damals war er in der IT-Branche tätig, pendelte jeden Tag zwischen seinem Zuhause in Bad Aibling und der Arbeit in Ismaning. Die älteste Tochter hatte gerade ihr Abitur gemacht. Die jüngste war 15. Alle freuten sich auf den gemeinsamen Urlaub.

Eine „Explosion
in der Brust“

„Es war gegen 10 Uhr, als ich plötzlich einen stechenden Schmerz verspürte“, erinnert er sich. „Er kam aus heiterem Himmel, wurde immer stärker und fühlte sich schließlich an wie eine Explosion in meiner Brust.“ Der damals 53-Jährige verlor das Bewusstsein. Was danach geschah, nahm er wie durch einen Schleier nur noch bruchstückhaft wahr.

Seine Frau Anita und die Töchter riefen den Notarzt. Der schloss zwar einen Herzinfarkt aus, ahnte aber, dass etwas mit dem Herzen nicht in Ordnung war. Bis dahin, berichtet Dieter Fuchs, hatte er den jährlichen Gesundheitscheck immer bestanden. Dass „das gelegentliche Stolpern von meinem Puls“ auf ernste Herzprobleme hindeuten könnte, ahnte er nicht. Dann aber machte eine Herzkatheder-Untersuchung im Romed-Klinikum in Rosenheim seinen lebensbedrohlichen Zustand deutlich: „Ein Aorten-Aneurysma, Einriss und Blutung in den Herzbeutel“, erzählt Fuchs.

Heute weiß er, dass sein Leben nur noch an einem seidenen Faden hing. Einrisse im Bereich der Aorta in unmittelbarer Nähe zum Herzen sind besonders gefährlich. Das Blut im Herzbeutel kann das Herz abdrücken, zu einem Kreislaufschock und zum Tod führen. Die richtige Diagnose und eine schnelle Behandlung sind überlebenswichtig. Dass Dieter Fuchs jetzt seinen 71. Geburtstag feiern konnte, verdankt er der Entscheidung, die die Ärzte am Mittag des 10. September 2007 trafen. „Zunächst plante man, mich mit dem Helikopter ins Herzzentrum nach München zu bringen, verwarf diese Möglichkeit aber, weil ich diesen Transport wahrscheinlich nicht überlebt hätte“, berichtet Fuchs. Es war eine Verkettung glücklicher Umstände, die ihm das Leben rettete. „In der Herzchirurgie in Vogtareuth war gerade eine Operation zu Ende gegangen. Also brachte man mich im Rettungswagen in die Schön-Klinik, wo mich das OP-Team von Professor Dr. Albert Schütz bereits erwartete“, erzählt er. Kurze Wachphasen in einem anhaltenden Dämmerzustand sind ihm in Erinnerung geblieben: „Im Klinikum Vogtareuth angekommen, wurde ich in einem Affenzahn vom Rettungswagen zum OP-Raum transportiert. Auf dem Weg dorthin und durch die Gänge des Klinikums kann ich mich nur noch an die Fliehkräfte und das laute Rattern der Rollen erinnern.“ Seine Frau und seine Kinder fuhren mit ihrem Auto dem Rettungswagen hinterher. Auch Kardiologe Dr. Martin Morgenstern, der ihn am Romed-Klinikum behandelt hatte, fuhr in seinem Wagen mit nach Vogtareuth. Gegen 14 Uhr begann eine etwa achtstündige Notoperation. Dieter Fuchs bekam eine künstliche Herzklappe. Den geschädigten Abschnitt seiner Aorta ersetzten die Chirurgen durch eine Aortenprothese.

Rettung in acht
Stunden Not-OP

Dazu wurde der Patient auf 28 Grad Celsius Körpertemperatur heruntergekühlt und ins künstliche Koma versetzt. „Dr. Schütz informierte mich nach der OP darüber, dass es sehr knapp war. Etwas später hätten sie mich nicht mehr retten können“, erzählt Fuchs.

Schon fünf Tage nach der Notoperation saß er mit seiner Familie bei Kaffee und Kuchen im Café der Klinik. „Nach zehn Tagen in der Schön-Klinik Vogtareuth wurde ich wieder nach Rosenheim in die Kardiologie der Romed-Klinik verlegt. Nach weiteren zehn Tagen schloss sich direkt eine knapp dreiwöchige Reha in der Klinik St. Irmingard in Prien an“, beschreibt „Kassenpatient“ Fuchs die Kooperation regionaler Krankenhäuser. „Am 19. Oktober, nach fünf Wochen und vier Tagen, war ich wieder zu Hause.“

Seit 2008 feiert Dieter Fuchs zweimal im Jahr Geburtstag: am 12. August und am 11. September. Knapp dem Tod entronnen kämpfte er eine ganze Zeit lang noch mit Panikattacken. Auch an das klopfende Geräusch seiner neuen Herzklappe musste er sich gewöhnen. „Inzwischen ist sie Teil meines Körpers geworden. Sie hat zum Glück eine sehr lange Lebensdauer und wird mich selbst wohl überdauern“, sagt Fuchs. Er ist glücklich: „Nach fast 18 Jahren geht’s mir hervorragend. Zusammen mit meiner Frau konnte ich unsere Töchter durch die Ausbildung bringen, sie beim Erwachsenwerden begleiten und darf heute meinen Enkel aufwachsen sehen.“

Am Dienstag, 12. August, ist Dieter Fuchs 71 Jahre alt geworden: „Der großartigen Zusammenarbeit aller beteiligten Mediziner der Romed-Kardiologie und der Herzchirurgie in Vogtareuth verdanke ich mein Leben. Dafür möchte ich allen noch einmal herzlichen Dank sagen.“

Funktionierende
Kooperation

Sein Fall, so betont der Bad Aiblinger, zeige, wie gut schon damals die Kooperation zwischen Kardiologie (Romed) und Herzchirurgie (Schön Klinik) funktionierte und wie wichtig die Nähe zur Herzchirurgie für die Menschen in der Region ist. Familie Fuchs unterstützt die Petition der Mitarbeiter der Schön-Klinik. Mit seiner persönlichen Geschichte verbindet Dieter Fuchs auch einen Aufruf an die Leser der OVB-Heimatzeitungen:

„Bitte setzen Sie sich für den Erhalt des Fachzentrums für Herzchirurgie an der Schön-Klinik Vogtareuth ein. Wir brauchen weiterhin eine Herzchirurgie in der Region Südost-Oberbayern, denn sie rettet Leben.“

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