Aschau – Zu schnell und rücksichtslos werde in der Zillibillerstraße gefahren, sagt ein Anwohner. Er macht sich Sorgen um spielende Kinder, Fußgänger, Radfahrer und Tiere. Noch viel mehr, seitdem er selbst auf dem Rad angefahren wurde, weil ihm an der Einfahrt in die Schulstraße die Vorfahrt genommen wurde und er verletzt im Krankenhaus landete.
Jetzt wandte er sich an Polizei und Gemeinde. Mit der Bitte, die Raserei in der 30er-Zone zu unterbinden. Er wünscht sich mehr Aufmerksamkeit, mehr bewusstes Fahren auf einer Strecke, die vor allem Anwohner täglich benutzen. Immerhin begegnen sich in der Zillibillerstraße auf einer Breite von maximal vier Metern – oft noch zusätzlich eingeengt durch Hecken und Büsche – Fußgänger, Radfahrer, Pkw und Lkw.
Kein
Unfallschwerpunkt
Die Polizeiinspektion Prien hat in die Verkehrsstatistik geschaut: Demnach ist die Zillibillerstraße kein Unfallschwerpunkt. Ganz im Gegenteil habe es hier seit mehr als fünf Jahren keinerlei Vorkommnisse gegeben, informiert ein Sprecher. Trotzdem sei es wichtig, „subjektive Eindrücke“ im ersten Schritt „objektiv zu messen“ und danach – abhängig vom Ergebnis – weitere Maßnahmen zu ergreifen.
Die Gemeindeverwaltung hat den ersten Schritt gemacht. Seit Dezember besitzt sie ein eigenes, mobiles Verkehrserfassungsgerät. Das misst nicht nur die Geschwindigkeit, sondern zählt und kategorisiert auch die Fahrzeuge. Zwei Wochen lang war es an der Zillibillerstraße im Einsatz. In dieser Zeit passierten 2350 Fahrzeuge die Messstelle, darunter 1903 Pkw, 281 Motorräder, 130 Lkw und 36 Lkw mit Anhänger. Die meisten Fahrzeuge wurden um 16 Uhr registriert.
38 Prozent aller Fahrzeuge waren in der 30er-Zone schneller als erlaubt unterwegs: der schnellste Pkw mit 46 Kilometern pro Stunde, der schnellste Lkw mit 38 Kilometern pro Stunde. Trotzdem ist das Ergebnis gut, denn „bei der Auswertung von Geschwindigkeitsmessungen wird der V85-Wert als Indikator für das tatsächliche Geschwindigkeitsverhalten verwendet“, erklärt Martin Stuffer, in der Gemeindeverwaltung für öffentliche Ordnung und Sicherheit verantwortlich. „Dieser Wert bezeichnet die Geschwindigkeit, die von 85 Prozent der gemessenen Fahrzeuge nicht überschritten wird.“ In der Zillibillerstraße lag diese 85-Prozent-Tempoquote bei 34 Kilometern pro Stunde. Nach Toleranzabzug von fünf km/h – also dem Abzug der zulässigen Geräteabweichungen und Toleranzwerte – ist das seiner Einschätzung nach kein außergewöhnliches Verkehrsverhalten. Und damit kein Einsatzschwerpunkt für die Polizei.
15 Prozent der Verkehrsteilnehmer verstoßen in der Zillibillerstraße gegen die Höchstgeschwindigkeit von 30 Kilometern pro Stunde. Wie viele von ihnen das als Einsatzkräfte von Rettungsdiensten, Feuerwehr, Bergwacht oder Polizei nach Paragraf 35 StVO dürfen, ist nicht bekannt.
Bleibt die Frage, wie auch die wenigen uneinsichtigen Anwohner der Zillibillerstraße noch „diszipliniert“ werden könnten. Mit elektronischen Anzeigetafeln, die sich mit grünem Smiley freuen oder rotem Wutgesicht auf Verstöße aufmerksam machen? Die Gemeinde hat 13 davon im Einsatz, vor allem in Bereichen, in denen Staatsstraßen in Ortschaften übergehen. „In einer Siedlungsstraße, in der fast nur Anwohner unterwegs sind, bringen diese Geräte erfahrungsgemäß nicht viel“, sagt Martin Stuffer.
Objektiv sicher,
subjektiv nicht
Objektiv gesehen ist die Zillibillerstraße sicher. Subjektiv fühlt sie sich aber nicht für alle so an. Ein Anwohner hat die Straße ausgemessen und beobachtet, wie viel Platz Fußgängern und Radfahrern bleibt, wenn sie überholt werden. Nach der Straßenverkehrsordnung müssten es 1,50 Meter sein. Doch das ist in einer vier Meter breiten Straße nur selten möglich. Daher wünscht er sich beispielsweise ein freiwilliges Schritttempo, wenn Lkw Fußgänger überholen, oder gestutzte Hecken, die den Verkehrsraum nicht einschränken – einfach eine größere gegenseitige Rücksichtnahme für mehr Sicherheit auf der Zillibillerstraße.