Saison voller Höhepunkte zu Ende gegangen

von Redaktion

Finale für „Madam Bäurin“ beim Volkstheater Flintsbach – 6300 Zuschauer an 24 Abenden gezählt

Flintsbach – Mit einem langen und herzlichen Schlussapplaus endete im ausverkauften Theaterstadl die letzte Aufführung der diesjährigen Produktion „Madam Bäurin“. Damit fand nicht nur eine erfolgreiche Theatersaison ihren feierlichen Abschluss, sondern auch ein Jubiläumsjahr, das in vielerlei Hinsicht Maßstäbe setzte.

An 24 Abenden war das historische Haus bis auf den letzten Platz besetzt, rund 6300 Zuschauer ließen sich von der Inszenierung des Lena-Christ-Romans begeistern. Der Stoff, der das Spannungsfeld zwischen Stadt und Land, gesellschaftlicher Erwartung und persönlicher Selbstbestimmung mit leiser Ironie und psychologischer Tiefe auslotet, traf bei Publikum und Kritik gleichermaßen auf einhellige Zustimmung.

Martin Obermair, Regisseur und Spielleiter, hatte sich für eine reduzierte, konzentrierte Umsetzung entschieden, die ganz auf die Sprache Lena Christs und die darstellerische Ausdruckskraft seines Ensembles setzte. Ohne überladene Effekte und mit Gespür für Rhythmus, Pausen und stille Zwischentöne ließ er die Szenen atmen – ein Ansatz, der sich als tragfähig erwies. Die emotional aufgeladene Begegnung der jungen Städterin Rosalie mit der bäuerlichen Welt des Schiermoserhofs wurde zum Brennspiegel für innere Konflikte, soziale Gegensätze und menschliche Entwicklungen, die bis in die Nebenrollen sorgfältig ausgeleuchtet waren. Die Herausforderung, die sprachlich und dramaturgisch anspruchsvolle Vorlage in ihrer Tiefe auszuloten, verlangte dem Ensemble viel ab – und wurde, wie Obermair selbst sagte, „mit Hingabe und hoher Präzision“ gemeistert.

Auch das Bühnenbild – entworfen und realisiert mit viel Sinn fürs Detail – trug entscheidend zur Wirkung bei. Der Schiermoserhof, der Markt in Glonn, die Wohnräume: Alles wirkte authentisch, aber nicht museal, vielmehr lebendig und zugleich einladend. Historische Kostüme, stimmige Maskenarbeit und die eigens komponierte und live aufgeführte Musik setzten weitere Akzente, die das Publikum auf unaufdringliche Weise ins Jahr 1919 versetzten. Der historische Rahmen wurde so nicht zur Kulisse, sondern zum resonanzfähigen Hintergrund für ein Stück, dessen gesellschaftliche Themen auch in der Gegenwart relevant bleiben.

Dass die Produktion in einem besonderen Jahr zur Aufführung kam, verlieh der gesamten Spielzeit zusätzliche Strahlkraft. 2025 feierte das Volkstheater Flintsbach sein 350-jähriges Bestehen – eine beeindruckende Zahl, die nicht nur auf eine reiche Geschichte verweist, sondern auch auf ein fortdauerndes, lebendiges kulturelles Engagement im ländlichen Raum. Für den Vorsitzenden des Theatervereins, Toni Obermair, war „Madam Bäurin“ nicht nur ein künstlerischer Höhepunkt, sondern ein klares Bekenntnis zur regionalen Theaterkultur. In seiner Festrede betonte er, wie sehr das Stück mit seinen Themen von sozialer Ungleichheit, Selbstbehauptung und Zwischenmenschlichkeit zum Haus und zum Ensemble passe. Das Spieljahr 2025 sei ein voller Erfolg gewesen – nicht nur in Zahlen, sondern vor allem durch das, was auf und hinter der Bühne geleistet worden sei. Die Produktion sei ein Gemeinschaftswerk gewesen, getragen von Schauspiel, Technik, Maske, Bühnenbau, Kostüm, Musik – und nicht zuletzt vom freiwilligen Einsatz vieler Helferinnen und Helfer. „Wir dürfen auf das Erreichte nicht nur stolz sein, wir dürfen es auch als Verpflichtung für die Zukunft begreifen“, so sein Fazit.Volkhard Steffenhagen

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