Rohrdorf – Die Zeiten wandeln sich und das gilt seit längerem auch schon für die Begräbniskultur: Die Nachfrage nach klassischen Gräbern ist seit Jahren im Rückgang. Denn so ein Erdgrab verlangt Pflege und setzt deshalb voraus, dass sich Angehörige in der Nähe befinden, welche diese Arbeit übernehmen können und auch wollen. Das ist aber immer seltener der Fall, denn oftmals wohnen die Angehörigen anderswo oder haben nicht die Zeit für die Grabpflege.
Nur noch 40 Prozent
Sargbestattungen
Eine Alternative dazu, die immer häufiger gewählt wird, sind Urnenbestattungen. Martin Grick, der in der Gemeinde Rohrdorf für die Friedhofsverwaltung zuständig ist, zitiert hierzu aus einer deutschlandweiten Umfrage aus dem Jahr 2024. Demnach steht die Urnenbestattung in Bayern bereits bei 77 Prozent, im Vergleich zu 23 Prozent Sargbestattungen. Das bedeutet: Kaum noch jede vierte Bestattung findet als Sargbestattung statt; die Tendenz ist abnehmend.
Die Gemeinde Rohrdorf rangiert hier bislang noch unter diesem Durchschnitt: Doch auch hier stehen 60 Prozent Urnenbestattungen zu 40 Prozent Sargbestattungen gegenüber. Allerdings steigt, wie Martin Grick feststellt, auch in der Gemeinde Rohrdorf die Zahl der Urnenbestattungen stark. So waren etwa 2017 – 20 Jahre nach der Fertigstellung der ersten Urnenwand in Thansau – lediglich ein Viertel der Urnenwandfächer belegt. Stand heute, acht Jahre später, wurde vor kurzem der letzte Nischenplatz vergeben.
Attraktiv ist die Urnenbestattung sicher auch deswegen, weil hier die „Vielfalt“ der Bestattungsmöglichkeiten deutlich erhöht ist, auch in der Gemeinde Rohrdorf. In Thansau ist neben einer Bestattung in der Urnenwand und dem Urnenerdgrab auch die Beisetzung in der sogenannten Urnenwiese möglich. Im Boden eingebrachte Urnenrohre, bedeckt durch Halandia- und Verde-Maritaka-Steine. Seit diesem Jahr ist im Friedhof Lauterbach und Rohrdorf neben dem Urnenerdgrab auch eine Baumbestattung möglich.
In der jüngsten Gemeinderatssitzung wurde nun eine weitere Urnenbestattungsmöglichkeit auf den Weg gebracht. Das Friedhofsamt erarbeitete auf Antrag aus Reihen der Gemeinderatsmitglieder die Möglichkeit einer „Urnenfeldbestattung“. Im Friedhof Thansau werden demnächst zwei Urnenfelder angelegt. Diese rund 15 Quadratmeter großen Einfassungen bieten Platz für jeweils 24 Urnen, sind teils Steingarten, teils naturbelassen bepflanzt und fügen sich bestens in dem bestehenden alten Friedhofsteil ein. Ein Urnenfeld beinhaltet in der Mitte eine Stele aus regionalen Materialien – Nagelfluh und Untersberger Marmor – in denen die Namen der hier Bestatteten eingraviert werden. Ein zweites Feld soll gänzlich ohne Stele und ohne Namensnennungen auskommen, um dem Wunsch nach einer nahezu „anonymen Bestattung“ gerecht werden zu können.
Für Martin Grick geht es bei der Verteilung der Begräbnismöglichkeiten immer mit darum, dass auch im Tode niemand an den Rand gedrückt werden soll. „Früher“, so sagt er „war es üblich und schon aus Platzgründen nötig, Urnengräber eher an den Rand der Friedhöfe zu verlegen. Heutzutage versuchen wir immer mehr, sie mit den klassischen Gräbern zu verbinden und zu integrieren“.
Lücken harmonisch
schließen
Ein schlicht notwendiges Umdenken, da immer mehr klassische Familiengräber aufgelöst, die Nachfrage nach neuen Gräbern für Sargbestattungen jedoch stark zurückgeht. Diese Lücken sollen daher harmonisch mit alternativen Urnenbestattungsmöglichkeiten geschlossen werden. Eine Aufgabe, die in den letzten Jahren nahezu alle Friedhofsbetreiber bewältigen müssen.
Ob nun Urnenwand, -wiese, -erdgrab oder -feld: Den individuellen Bedürfnissen und zeitlichen Möglichkeiten der Angehörigen in der Gemeinde Rohrdorf wird somit ein Stück mehr Rechnung getragen.