Irschenberg – In der Nacht auf Mittwoch vergangener Woche kam es auf der A8 in Richtung München in Höhe der Anschlussstelle Irschenberg zu einem Unfall. Ein Reisebus mit 50 Passagieren fuhr in den Anhänger eines vorausfahrenden Lastwagens. Bei dem Zusammenstoß wurden 30 Personen verletzt. Ein Sprecher der Autobahnpolizei Holzkirchen teilte dem OVB mit, dass die Ursache noch geklärt werden müsse. Sicher ist allerdings: „Der Lastwagen ist ganz normal mit Vorschriftsgeschwindigkeit auf dem rechten Fahrstreifen gefahren. Der Bus ist ihm hinten, etwas versetzt, aufgefahren.“
Unfallsituationen werden analysiert
Bislang ist also noch nicht klar, wie es genau zu diesem Unfall kam. Dennoch entbrannte in den sozialen Medien eine Diskussion, die für viele nicht neu sein dürfte. Einige Menschen fordern, dass am Irschenberg ein Überholverbot für Lkw-Fahrer in Richtung München gelten soll. Es sei nicht selten, dass es gerade dort immer wieder zu Unfällen mit Lkw-Fahrern komme.
Einige Nutzer auf Facebook gehen sogar noch weiter. So schreibt einer: „Es sollte generell ein Überholverbot für Lkws geben, denn diejenigen, die überholen, fahren eh schneller als sie eigentlich dürfen.“
Andere Nutzer stellen klar, dass der Lastwagenfahrer für den Unfall am Mittwoch keine Schuld treffe und deshalb kein Überholverbot seinetwegen gefordert werden könne. So schreibt einer auf Facebook: „Ein Bus fährt auf einen auf der rechten Spur fahrenden Lkw auf. Was hat das mit einem nicht existierenden Überholverbot zu tun?“
Doch ist ein Überholverbot an genau dieser Stelle möglich und ist der dortige Streckenabschnitt ein Hotspot für Unfälle? „Bisherige Auswertungen haben gezeigt, dass es zwar Unfälle gibt, diese aber nicht immer an der gleichen Stelle und aufgrund unterschiedlicher Ursachen“, erklärt Josef Seebacher, Leiter der Stabsstelle der Niederlassung Südbayern der Autobahn des Bundes.
Unfallsituationen werden regelmäßig von einer Unfallkommission – bestehend aus Vertretern der Polizei, der Verkehrsbehörde und des Straßenbaulastträgers – analysiert und auf Verbesserungen hin untersucht. Was zu den aktuellen Unfällen am Irschenberg geführt hat, werden die Auswertungen der Polizei erst noch zeigen. Diese liegen derzeit noch nicht vor und werden erst bei der kommenden Sitzung der Unfallkommission vorgestellt. Erst dann könne diese Strecke nach Verbesserungspotenzial überprüft werden. Klar ist laut Seebacher: „Die Schwierigkeit besteht darin, dass der Faktor Mensch der entscheidende Unfallfaktor ist.“
Was ebenfalls klar ist: Aufgrund der Steigungs- und Gefällebereiche am Irschenberg kommt es immer wieder zu Unfällen. „Aber eine Häufung an Unfällen an einer bestimmten Stelle ist aktuell nicht zu verzeichnen“, betont Seebacher. In beiden Fahrtrichtungen sei die Sicherheit durch Verkehrsregelungen wie Geschwindigkeitsbegrenzungen und durch vorhandene „Streckenbeeinflussungsanlagen“, die verkehrsabhängig Anzeigen schalten, ausreichend gegeben.
Doch wie steht es nun um ein Überholverbot? Denn in Richtung Salzburg gilt auf der A8 an der Anschlussstelle Irschenberg ein Überholverbot für den gesamten Bereich. In Fahrtrichtung München gilt dieses Verbot allerdings nur für einen Teil der Strecke. Laut Josef Seebacher ab „Kilometer 42,800“. „Der vergangene Bus-Unfall ereignete sich im Bereich des Lkw-Überholverbots“, sagt er weiter. Dennoch ist derzeit nicht geplant, das Verbot auszuweiten und für den gesamten Bereich des Irschenbergs geltend zu machen. „Für eine Änderung der Verkehrsregelung gibt es derzeit keine rechtliche Begründung“, so Seebacher.
Allerdings soll die Situation am Irschenberg in der kommenden Unfallkommissionssitzung angesprochen werden. „Grundsätzlich hat die Bundesautobahn A8 aufgrund ihres Alters und ihrer Streckenführung Defizite gegenüber einer modernen und ausgebauten Autobahn“, sagt Seebacher.
Schrittweise Verbesserungen
Ein Ausbau der A8 sei zwar zeitnah nicht geplant, dennoch sollen Verbesserungen schrittweise durchgeführt werden. Wie die am Bernauer Berg kurz vorm Chiemsee. „Hier erreichen wir durch Änderungen an den Markierungen, die Stabilisierung des Autobahndamms mit neuen Schutzsystemen und der Nachrüstung von Rückhalteschächten eine Verbesserung der Umwelt- und Verkehrssicherheit“, so Seebacher. Es bleibt also abzuwarten, was sich an der Anschlussstelle Irschenberg im Laufe der Zeit verbessern wird, um die Sicherheit auf der Autobahn noch mehr zu gewährleisten.