Vogtareuth – Die Möglichkeit, als Privatmann ein bei der Gemeinde stationiertes E-Auto auszuleihen, gibt es mittlerweile in vielen Kommunen des Landkreises. Die Akzeptanz läuft dabei eher oft langsam an, es muss sich erst herumsprechen, dass man da ein Fahrzeug ausleihen kann, dessen Bedienung einfach ist, und dass es auch nicht viel Bürokratie braucht, um als Nutzer zugelassen zu werden.
Ausflüge für
junge Patienten
Auch Vogtareuth hat nun so ein E-Fahrzeug, doch hier ging man beim Erschließen der Nutzerklientel anders vor: Zwei sichere Abnehmer standen schon fest, ehe das Fahrzeug in die Gemeinde kam. Es sind dies das Ronald-McDonald-Haus bei der Schön Klinik und die Bürgerhilfe.
Im Ronald-McDonald-Haus können Eltern unterkommen, während ihre Kinder in der Klinik in Behandlung sind. Gerade wenn es denen wieder besser geht, würden die Familien gerne den einen oder anderen Ausflug unternehmen. Wie Andrea Weichselbaumer vom Ronald-McDonald-Haus erklärt, scheitert das aber oft daran, dass das Kind nur von einem Elternteil begleitet wird – der andere muss arbeiten, ist deshalb zu Hause und hat in der Regel auch das Auto. Mit dem E-Fahrzeug, das an einer Ladesäule vor der Gemeinde steht, sind in Zukunft auch Ausflüge möglich, die sich nicht nur aufs Spazierengehen in Vogtareuth beschränken.
Bedarf gibt es auch bei der Bürgerhilfe, wie Bürgermeister Rudolf Leitmannstetter erläutert. Denn etwas, das dort vielfach nachgefragt wird, sind Fahrten zum Arzt oder auch zum Einkaufen. Diese müssen die Ehrenamtlichen bislang mit dem eigenen Fahrzeug durchführen. Ein Umstand, so darf man vermuten, der durchaus den einen oder anderen abschreckt, der sich diesen Dienst am Nächsten prinzipiell durchaus vorstellen könnte. Zumal da immer die vage Befürchtung ist, es könnte Probleme mit der Versicherung geben, für den Fall, dass doch einmal etwas passiert. Das Carsharing-Fahrzeug könnte hier viel Vereinfachung bringen.
Möglich wird das alles, weil sich die Gemeinde Vogtareuth, anders als andere Kommunen mit einem E-Fahrzeug, kein Nutzungsvorrecht vorbehalten hat. Es ist also nicht so, dass das Fahrzeug von Privatleuten nur ab dem späten Nachmittag, ab 16 Uhr, und an den Wochenenden genutzt werden kann, während es tagsüber allein der Gemeinde zur Verfügung steht.
Eine Mietanfrage ist über eine entsprechende App zu jeder Tages- und Nachtzeit möglich. Wenn für den gewünschten Zeitraum nicht schon eine andere Reservierung vorliegt, wäre das Fahrzeug auch für einen ganzen Tag oder sogar mehrere zu mieten. Die einzige Größe, die hier wohl beschränkend wirkt, ist die Tatsache, dass die Leihgebühr stundenweise abgerechnet wird – pro Stunde fallen hier 12,90 Euro an. Allerdings sind die Kosten fürs Wiederaufladen des Fahrzeugs darin schon enthalten.
Der Anbieter des Fahrzeugs, die Firma „deer“, ist schon seit 2019 im Geschäft, bislang vor allem in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen. In Bayern ist man gerade dabei, ein Stationsnetz aufzubauen, mit Vogtareuth als dem Vorreiter in der Region, wie Eileen Stork von der Firma erklärt. Es soll mit dem Aufbau in absehbarer Zukunft auch möglich sein, das Fahrzeug an anderen Standorten abzugeben.
Interessant gerade
auf dem Land
Bürgermeister Leitmannstetter ist jedenfalls zuversichtlich, dass das Fahrzeug in Vogtareuth schon jetzt seine Nutzer finden wird, über die beiden „Abnehmer“, die bereits feststehen, hinaus. Denn in ländlichen Gebieten, in denen man für jede, auch die kleinste Besorgungsfahrt ein Auto braucht, könnte dieses Angebot den Zwang reduzieren, pro Familie mindestens zwei Fahrzeuge zu haben. Und für die Nutzer hat es einen weiteren Nebeneffekt: Man kann so zwanglos ausprobieren, ob ein elektrisch betriebenes Auto für den eigenen Bedarf praxistauglich wäre. Und wohl auch feststellen, wie schnell man sich mit der elektrischen Fahrweise anfreunden kann. Wie man sich für die Nutzung des Fahrzeugs registriert, ist auf der Homepage der Firma „deer“ nachzulesen.