Nußdorf/Irschenberg – Die junge Volksmusikgruppe „Saitenstraßenmusi“ aus Nußdorf gehört seit ihrem Erfolg beim Alpenländischen Volksmusikwettbewerb 2024 zu den viel beachteten Ensembles der alpenländischen Nachwuchsszene. In Innsbruck, wo der Wettbewerb im Oktober sein 25-jähriges Bestehen feierte, wurde die Gruppe mit der Höchstnote „mit ausgezeichnetem Erfolg“ sowie dem renommierten Herma-Haselsteiner-Preis ausgezeichnet.
Auszeichnung
und Verpflichtung
Diese doppelte Würdigung, vergeben von einer Jury mit langjähriger Expertise in der alpenländischen Volksmusik, ist nicht nur Auszeichnung, sondern auch Verpflichtung: Die Preisträger sollen im Folgejahr selbst einen Hoagascht ausrichten – ein Abend, bei dem sie musikalisch Gastgeber sind und die Vielfalt ihrer Stilistik präsentieren. Am Freitag, 5. September, ist es nun so weit. Im Trachtenheim Irschenberg lädt die Saitenstraßenmusi zum Hoagascht. Beginn ist um 19.30 Uhr. Mit dabei sind die Kranzberg Blos, der Sagschneider Dreigsang, die Geschwister Strasser – selbst Träger des Haselsteiner-Preises – sowie die Streichmusik Vielsaitig aus der Schweiz. Durch den Abend führt Maria Kaiser.
Die Geschichte der Saitenstraßenmusi begann 2018 bei einem Musikseminar in Mauterndorf, wo sich Christoph Sinhart aus Nußdorf, Hannes und Flori Schmid aus Uffing sowie Jakob Hampel aus Wall kennenlernten. Ein Jahr später gründeten sie anlässlich des Saitenstraßen-Festivals eine gemeinsame Gruppe – der Name ergab sich wie von selbst. Seit 2023 sind auch Christophs Schwestern Julia und Elisabeth mit dabei. Ihr erster gemeinsamer Auftritt als sechsköpfige Besetzung führte sie direkt ins Radiostudio von BR Heimat.
Was die Musiker verbindet, ist nicht nur ihre Herkunft aus verschiedenen Regionen Oberbayerns, sondern auch ein hohes Maß an musikalischer Disziplin und Eigenständigkeit. Die Gruppe arrangiert ihr Repertoire selbst, das von traditioneller Tanzmusik bis zu eigenen Kompositionen reicht. Dabei spielt es für sie keine Rolle, ob sie im Konzertsaal auftreten, bei einer Hochzeit oder in der Kirche – entscheidend ist für sie, dass die Musik authentisch bleibt.
Sechs Musiker, sechs Persönlichkeiten – und doch ein Klangkörper, wie aus einem Guss. Christoph Sinhart, 23 Jahre alt und Bauingenieurstudent aus Nußdorf, wechselt mit leichter Hand zwischen Posaune und Ziach. An seiner Seite steht Schwester Julia (21), ausgebildete Erzieherin, die nicht nur auf der Klarinette überzeugt, sondern auch die Harfe virtuos beherrscht. Beide sind zudem in der Familienmusik Sinhart aktiv. Die Jüngste im Bunde ist Elisabeth Sinhart (19), Studentin für Grundschullehramt, ebenfalls aus Nußdorf. Sie bringt mit Geige und Harfe eine besondere klangliche Wärme ein und musiziert ebenfalls im Harfenduo Sinhart. Aus Uffing am Staffelsee stammen die beiden musikalischen Freunde der Gruppe: Hannes (22) hat in diesem Jahr sein Musikstudium am Mozarteum in Salzburg abgeschlossen und lässt seine Steirische Harmonika mit tänzerischer Leichtigkeit erklingen. Flori Schmid (22) bringt als leidenschaftlicher Kontrabassist seit Februar 2023 das rhythmische Fundament ins Ensemble. Komplettiert wird das Sextett durch Jakob Hampel aus Wall bei Miesbach. Der 27-jährige Spenglermeister spielt seit seinem zwölften Lebensjahr Gitarre und Flügelhorn und ist auch in der Blaskapelle Wall, dem Gitarrenduo Hampel & Schmid sowie im Oimbliah Dreigesang musikalisch zu Hause.
Die Heimat
als Klang
Der Begriff „Volksmusik“ ist für die Saitenstraßenmusi kein starres Etikett, sondern eine lebendige Ausdrucksform, die Heimat nicht als Ort, sondern als Klang beschreibt. Dass sie sich dabei auch über regionale Grenzen hinweg bewegt – etwa durch den Austausch mit Musikgruppen aus der Schweiz oder Südtirol – zeigt, wie durchlässig die alpenländische Musikkultur geworden ist. Der Hoagascht am Irschenberg ist somit mehr als ein Konzertabend – er ist Teil eines kulturellen Netzwerks, das Tradition nicht konserviert, sondern zum Klingen bringt. Wer dabei sein will, sollte früh da sein.