Quarantänezone ausgeweitet

von Redaktion

Bislang erstreckte sich die Quarantänezone für den Asiatischen Moschusbockkäfer rund um Kolbermoor, Großkarolinenfeld und Bad Aibling. Nach einem neuen Fund sind jetzt auch Raubling und Pang betroffen. Welche Regeln hier gelten und was zu beachten ist.

Großkarolinenfeld/Kolbermoor
Rosenheim
– Seit 2016 treibt der Asiatische Moschusbockkäfer sein Unwesen in Kolbermoor. Damals wurde das erste Mal ein Befall von Gehölzen durch diesen Käfer amtlich nachgewiesen. Seitdem haben das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Rosenheim und auch das AELF Traunstein einiges unternommen, um seine Verbreitung einzudämmen. Trotzdem gibt es jetzt auch in Pang den ersten Befall.

Raubling, Nicklheim und Thansau dabei

Der Tag von Margarita Leka spielt sich viel im Wald ab. Täglich fahren sie und ihr vierköpfiges Team (AMB-Team) rund um Rosenheim ins Grüne, kontrollieren Sträucher und Bäume. Nicht alle Arten, nur Prunusarten, also Steinobst. Dazu zählen unter anderem Vogelkirsche, Zwetschge, Pflaume, Aprikose, Pfirsich und Schlehe sowie die im Wald häufig vorkommende Traubenkirsche. Diese sind gefährdet, vom Asiatischen Moschusbockkäfer befallen zu werden. „Die Kontrollen werden von uns in der Befallszone zweimal pro Jahr durchgeführt“, erklärt Leka.

Die Forstingenieurin ist beim AELF Rosenheim die Projektleiterin für den Bereich Forsten. Dadurch kümmert sie sich primär um die Eindämmung des Asiatischen Moschusbockkäfers in den Wäldern der Quarantänezone. Diese Zone wird bei Bedarf zum 1. Januar eines Jahres aktualisiert. Ist ein Baum vom Asiatischen Moschusbockkäfer befallen, entsteht um ihn herum im Radius von 100 Metern eine Pufferzone.

Diese wird auch Befallszone genannt. In ihr gelten besondere Regeln für die Waldgrundstücksbesitzer. So darf in diesem Bereich beispielsweise keine Prunusart neu angepflanzt werden. Im Rest der Quarantänezone gilt dieses Verbot nicht. Die Zonengrenzen verlaufen im Radius von vier Kilometern um die befallenen Bäume. „In diesem Jahr wurde die Quarantänezone erweitert, weil in Pang ein befallener Baum gefunden wurde“, erklärt Leka. Durch diesen Fund gehören jetzt auch Raubling, Nicklheim und Teile von Thansau zur Quarantänezone. In diesem Bereich kontrollieren Leka und ihr Team einmal im Jahr alle Bäume der Prunusart.

80000 Bäume untersucht

Einmal im Jahr klingt erstmal nicht häufig. Doch die vier Mitarbeiter vom AELF Rosenheim sind täglich unterwegs und haben in diesem Jahr bereits 80000 Bäume untersucht. „Wir kontrollieren die Bäume und Sträucher auf Bohrspäne, Löcher, gepresste Bohrspäne und Gummifluss. Die Bäume sind meist so hoch, dass wir Ferngläser brauchen“, sagt Leka. Gummifluss bezeichne ausgetretenes Harz, so die Forstingenieurin. Dieses setze der Baum ein, um den Eindringling zu bekämpfen. Zeigen sich diese Merkmale bei einer Prunusart, kann ein Befall durch den Asiatischen Moschusbockkäfer vorliegen.

Der Asiatische Moschusbockkäfer sucht sich Spalten in der Rinde von Bäumen, besonders in gesunden Stämmen. Dort legt er seine Eier ab. „Die Larven und Puppen vom Asiatischen Moschusbockkäfer verbringen ihre gesamte Entwicklungszeit im Holz. Deshalb sieht man sie während der ersten ein bis zwei Jahre gar nicht“, erklärt Leka. „Die Larven fressen sich tief ins Holz. Dies führt zu mechanischen Verletzungen des Baumes. Dadurch ergeben sich Eintrittspforten für Pilze und Bakterien.“

Je größer die Larve wird, desto größer werden auch die Befallsmerkmale. Am Ende ist der Käfer zwischen 2,5 und vier Zentimeter lang. Zwischen Mai und September schlüpfen die Käfer. Verlassen sie dann den Baum, hinterlassen sie etwa zwölf Millimeter große, ovale Löcher. „Bei einem starken Befall durch den Asiatischen Moschusbockkäfer stirbt das Gehölz“, erklärt Leka.

In Deutschland gab es 2016 den ersten amtlich bestätigten Befall – in Kolbermoor. Die Quarantänezone im Landkreis Rosenheim ist aktuell die einzige in ganz Deutschland, was zeigt, dass die Verbreitung bisher gut kontrolliert werden konnte. „In Asien kommt er häufig vor und wird teilweise mit Chemie bekämpft. Bei uns in der EU sind bisher keine Pflanzenschutzmittel zugelassen“, erklärt Leka.

In Deutschland, und damit beim AELF Rosenheim, funktioniert die Bekämpfung anders. Der Fokus liegt vor allem auf dem Monitoring, also dem Kontrollieren der Bäume. Finden Leka und ihr Team einen befallenen Baum, wird dieser sofort unter Aufsicht gefällt und kontrolliert, fachgerecht beseitigt oder verbrannt.

Das Gleiche gilt für Bäume, bei denen nur ein Verdacht besteht. „Im Sommer müssen wir schnell handeln, denn wir wissen nicht, ob der Käfer noch im Baum ist“, sagt Leka. Je schneller sie und ihr Team reagieren, desto wahrscheinlicher ist es, dass der Käfer noch nicht ausgeflogen ist, und sie ihn erwischen.

Ausbreitung soll unterbunden werden

Wenn Leka und ihr Team einen Käfer oder eine Larve finden, wird diese getötet. Ziel ist es, die Ausbreitung des Käfers zu verhindern. Das ist eine Verordnung der Europäischen Union, denn der Käfer ist als Schädlingsorganismus eingestuft worden. Durch den dazugehörigen Durchführungsbeschluss der EU gelten Notfallpläne und Schutzmaßnahmen, die jedes Land umsetzen muss. Deshalb gibt es rund um Kolbermoor und Pang die verschiedenen Zonen bis nach Raubling und Bad Aibling. Dass der Käfer so stark bekämpft werden muss, liegt daran, dass er hier in der Region nicht heimisch ist und deshalb das natürliche Gleichgewicht stört.

Es gibt auch einen heimischen Moschusbockkäfer. Er hat einen grün-violett bis gold-orange metallisch schimmernden Körper. Der asiatische Käfer hingegen ist schwarz und hat einen roten Halsbereich. Der einheimische Käfer steht unter Naturschutz und geht vor allem an Weichlaubhölzer wie Weiden. Er ist keine Gefahr für die Obstbäume wie der Asiatische Moschusbockkäfer.

„Kolbermoor und Pang sind die Hotspots“, sagt Leka. Der Käfer ist dort vor allem in den Siedlungen unterwegs, um die sich das AELF Traunstein kümmert. Das AELF Rosenheim ist für das Waldgebiet zuständig. Das ist oftmals nicht gut zugänglich, weshalb sich Leka und ihr Team oft durch Unterholz und Gestrüpp kämpfen müssen. Aber sie kontrollieren nicht nur die Bäume. „Ich muss mich auch viel mit dem Verbringungsverbot beschäftigen“, erzählt Leka.

Dieses Verbot gilt in der ganzen Quarantänezone. Es regelt, dass Grundstücksbesitzer Grünschnitte von Prunus-Arten nicht einfach in den normalen Container für Grünabfälle werfen dürfen. „Es gibt extra Container in den Wertstoffhöfen in Bad Aibling, Kolbermoor, Rosenheim und neu auch an der Feuerwehr in Raubling“, sagt Leka. So soll die Verbreitung vermieden werden. Darauf weist auch die Stadt Rosenheim auf ihrer Webseite hin: „Wegen der Verbreitungsgefahr des Asiatischen Moschusbockkäfers bitte alle Gehölze der Gattung Prunus ganzjährig kostenfrei am Wertstoffhof, Innlände 25, als Quarantänematerial in die dafür vorgesehenen Container entsorgen.“

Es drohen
hohe Geldstrafen

Das gilt allerdings nur für Gärten, im Waldgebiet ist es anders. Der Prunus-Grünabfall aus dem Wald muss dort verbleiben. Die Äste sollen dort verrotten oder können unter Aufsicht des AMB-Teams zu Hackschnitzeln verarbeitet werden. Auch die müssen an Ort und Stelle der Fällung bleiben. „Das Holz der Prunus-Bäume darf auch nicht als Hackgut, Brennholz oder anderweitig verwendet werden“, sagt Leka.

Da das Waldgebiet in der Quarantänezone überwiegend aus Privatgrundstücken besteht, sind Leka und ihre Kollegen auf die Mitarbeit der Besitzer angewiesen. Diese müssen sich an das Verbringungsverbot halten. Tun sie das nicht, kann eine hohe Geldstrafe anfallen. Dass das Verbot etwas bewirkt, zeigt die Zahl der befallenen Bäume, die jedes Jahr sinkt.

Vorbeugende Maßnahmen gegen einen Befall gibt es leider noch nicht. „Dieses Projekt zur Bekämpfung des Asiatischen Moschusbockkäfers ist ein laufender Prozess. Wir lernen jeden Tag dazu, um die Bekämpfungsmaßnahmen besser zu gestalten“, sagt Leka. Sie und ihr Team unternehmen alles, um diesen Schädling zu bekämpfen.

Befall erkennen und richtig handeln

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