Aus nach 17 Jahren

von Redaktion

Bauerngolf am Samerberg schließt – Gemeinde verliert Freizeitaktivität

Samerberg – Der Abschied schmerzt sie bereits jetzt, denn Spaß macht ihr die Arbeit immer noch. Sophie Spöck kümmert sich seit über 17 Jahren fast jeden Tag um das Bauerngolf am Samerberg. Es ist ihr Herzensprojekt. Doch jetzt hat sich die 66-Jährige dafür entschieden, das Bauerngolf zu schließen.

Die Saison macht sie noch fertig, zum Ende des Jahres ist für das beliebte Ausflugsziel am Samerberg aber Schluss. „Es geht an meine Grenzen. Ich werde langsamer und kann es nicht mehr so handhaben, wie ich gerne möchte“, sagt Spöck. Vor allem die Arthrose mache es für sie immer schwieriger. „Darum habe ich mir gesagt: Ich muss jetzt Schluss machen, bevor ich es schlecht mache“, sagt Spöck. Allerdings würde sie sich sehr über einen Nachfolger freuen.

Andere mussten
früher schließen

Denn das Geschäft laufe gut. Zurzeit haben sie zwischen 300 und 400 Gäste die Woche. „Das ist schon gewaltig für einen kleinen Betrieb wie unseren“, sagt die 66-Jährige. Den Betrieb führen Spöck und ihre Familie bereits seit 17 Jahren. Andere Anbieter in der Umgebung mussten Spöck zufolge schon früher schließen. Am Samerberg fruchte das Konzept noch immer.

Ursprünglich heißt das Bauerngolf „Farmersgolf“ und kommt aus den Niederlanden. Ihre Schwester habe Spöck von diesem Sport erzählt, nachdem sie einen Beitrag dazu im Fernsehen gesehen hatte. Für Spöck war sofort klar: Das will sie auch anbieten. „Ich habe damals einen Nebenerwerb zu unserer Landwirtschaft gesucht. Aber mit den Kindern wollte ich von zu Hause aus arbeiten“, erklärt Spöck. Dadurch war das Konzept für sie perfekt, und auch ihre Familie war begeistert. So sehr, dass sie zeitnah in einen Flieger in die Niederlande stiegen, um sich mit dem Entwickler von Farmersgolf zu treffen.

Das ist mittlerweile Jahre her und der Lizenzvertrag, den sie damals mit dem Niederländer geschlossen haben, läuft noch heute. Doch Spöck hat nicht alles so übernommen, wie es bei der ursprünglichen Variante gedacht ist. „Es hieß Farmersgolf. Der Name passt nicht nach Grainbach, deswegen heißt es bei uns Bauerngolf“, erklärt Spöck. Aber auch die Spielregeln hat Spöck ein bisschen abgeändert. Eigentlich spielen zwei Teams gegeneinander, wobei jedes Team nur einen Schläger und Ball hat. Die Teammitglieder schlagen abwechselnd den selben Ball und müssen ihn schneller im Loch versenken als die Gegner.

Am Samerberg hingegen hat jedes Mitglied der Gruppe seinen eigenen Ball, Schläger und spielt für sich allein. Gleich ist allerdings die Ausstattung: Ein Lederball in der Größe eines Handballs und der Schläger besteht aus einem Besenstiel, an dem ein Holzschuh befestigt ist. Ein weiterer Unterschied sind die Entfernungen zwischen den Löchern: „Normalerweise gehen die kilometerweit. Das geht bei uns nicht, wir haben ganz andere Ländereien“, betont Spöck. So braucht man am Samerberg eineinhalb bis zwei Stunden für den Parcours und „das kann wirklich jeder: von kleinen Kindern bis zu älteren Menschen“, sagt die Inhaberin.

Nachdem das Konzept und die Ausrüstung damals stand, gab es für Sophie Spöck aber auch ein Problem – mit der Genehmigung. „Das war ganz lustig. Keiner wusste, als was man das einordnen soll“, sagt Spöck. Weder die Gemeinde noch das Landratsamt war sich sicher, ob die Bauerngolf-Anlage als Sportstätte oder Freizeitland eingetragen werden soll. „Letztendlich sind wir als Sportstätte genehmigt worden. Auch der Kiosk gehört mit dazu“, erzählt Spöck.

Denn im ersten Jahr hat sich laut der Inhaberin gezeigt: Die Leute möchten nach dem Spielen gerne noch sitzen bleiben und einen Kaffee trinken. Also baute Spöck zusammen mit ihrer Familie eine Hütte, in der sie noch heute ihre Gäste mit selbstgebackenem Kuchen bewirtet. Auch Einheimische kommen regelmäßig zu einem Stammtisch. „Anfangs waren sie sehr skeptisch, die haben uns eigentlich alle belächelt. Auch die Gemeinde. Aber es hat sich dann alles so entwickelt, dass wir im ersten Jahr schon 3000 Gäste hatten und dann waren alle überzeugt“, sagt Spöck.

Nach Corona hat
es eine Zeit gedauert

Diesen Andrang konnten Spöck und ihre Familie – auch dank vier Mitarbeitern – kontinuierlich steigern. Bis Corona kam. „Das war ein großer Einbruch, aber jetzt sind wir wieder bei den Zahlen vor Corona“, sagt die fünffache Oma. Nach der Pandemie habe es erst eine Zeit lang gedauert. „Aber dann waren alle wieder froh, dass man irgendwas gemeinsam unternehmen kann“, sagt die Inhaberin.

Den Spaß und die Freude der Menschen zu sehen, während sie auf der Anlage am Samerberg zu Besuch sind, zählt zu den Höhepunkten für Spöck in all den Jahren. „Ich finde es wichtig, dass der Mensch zufrieden ist und ein bisschen zur Ruhe kommt in dieser komischen Zeit“, sagt Spöck. Für sie sei es perfekt, wenn die Besucher ihren Spaß hätten. „Wenn ich sie bis zur Hütte hoch lachen höre: Das sind meine persönlichen Highlights. Dann denke ich mir, das hast du richtig gemacht“, erzählt Spöck.

Wegen der vielen schönen Erinnerungen falle ihr der Abschied nicht leicht. „Ich bin einerseits froh, wenn es vorbei ist, auch weil die Vorschriften immer mehr werden und die Computersachen für mich schwierig sind. Aber abgehen wird es mir auf alle Fälle, das tut schon weh“, sagt Spöck. Denn das Bauerngolf sei auch ein bisschen ihr Leben geworden. Auch wegen der netten Gäste und der damit verbundenen schönen Arbeit. Der Kontakt zu den Leuten werde ihr fehlen, sagt Spöck.

In der Zeit habe sie aber auch ganz viel gelernt: ob Buchführung, Organisation oder alles selbst auf die Beine stellen. Auch ihr Selbstbewusstsein sei gestiegen, seitdem sie den Betrieb habe. Ohne die Unterstützung ihrer Familie hätte es aber auch nicht geklappt. Denn immer ab Januar habe das Telefon ununterbrochen geklingelt, da die Leute den Parcours reservieren wollten. Sobald das Wetter im Frühjahr schön ist, werde alles für die neue Saison vorbereitet: Holz gekauft, Strohballen bestellt und aufgebaut.

Im kommenden Jahr wird das aber nicht mehr so sein. Außer es findet sich ein Nachfolger, der alles so übernimmt, wie es ist. „Ich würde sogar keine Pacht verlangen, wenn es dafür weiter läuft“, sagt Spöck. Mögliche Pächter hätten sich bei ihr schon gemeldet, doch diese wollten unter anderem eine Glamping-Anlage daraus machen, also luxuriöseres Camping in festen Unterkünften. „Die wollten auch keinen Stammtisch mehr machen. Das geht bei uns nicht, man muss auch für die anderen und die Gemeinde da sein“, erklärt die 66-Jährige.

Auch die Gemeinde
schätzt das Angebot

Monika Schimanski, die Leiterin der Samerberger Gästeinformation, bedauert das Ende der Bauerngolf-Anlage. „Spiel und Spaß für die ganze Familie stehen hier im Vordergrund und das außergewöhnliche Angebot ist nicht nur bei unseren Urlaubsgästen, sondern auch bei Firmen-, Teambuildingveranstaltungen oder auch den Einheimischen sehr beliebt“, betont Schimanski. Auch Georg Huber, Bürgermeister vom Samerberg, fände es schön, wenn sich ein Nachfolger findet.

Sophie Spöck wird das Bauerngolf auf jeden Fall nicht weiter machen. Sie freut sich auf ein paar schöne Jahre, in denen sie mit ihrem Lebensgefährten Reisen unternehmen kann. Aber auch mit ihren Kindern und Enkelkindern möchte sie so viel Zeit wie möglich verbringen.

Artikel 1 von 11