Starker Schlussakkord

von Redaktion

Kieferer Ritterschauspiele begeistern mit Atmosphäre und Spielfreude – 2500 Besucher

Kiefersfelden – Mit der zehnten und letzten Vorstellung von „Ulrika oder Die Entscheidung um Mitternacht“ ist am vergangenen Wochenende die diesjährige Theatersaison in der Comedihütte zu Ende gegangen. Die Ritterschauspiele Kiefersfelden setzten damit den Schlusspunkt unter eine Spielzeit, die bereits bei der Premiere Ende Juli mit großem Applaus startete – und sich bis zum letzten Vorhang zu einem eindrucksvollen Erfolg entwickelte.

Hohe Besucherauslastung

Rund 2500 Zuschauer besuchten die Aufführungen im historischen Theaterstadl, wie Vereinsvorsitzender Michael Dünkel am Rande der letzten Vorstellung mitteilte. Dies markiere die erfolgreichste Spielzeit seit dem Jubiläumsjahr 2018. Besonders erfreulich sei laut Dünkel der Umstand, dass das wachsende Interesse des Publikums nicht etwa einer groß angelegten Werbekampagne, sondern in erster Linie der positiven Mundpropaganda zu verdanken sei. „Die Menschen reden über das Theater – und sie kommen“, sagte Dünkel und wertete dies nach den pandemiebedingten Einbrüchen der vergangenen Jahre als ermutigendes Signal für die Zukunft des traditionsreichen Dorftheaters. So setzt man bewusst auf den Einsatz moderner Medien wie Instagram und Co., die den Besuchern unter anderem mit ‚Making-ofs‘ sonst verborgene Einblicke hinter die Kulissen verschaffen.

Die diesjährige Aufführung des Ritterschauspiels von Josef Georg Schmalz – erstmals erschienen 1836, in Kiefersfelden seit 1932 in regelmäßigen Abständen gespielt – verzichtete bewusst auf spektakuläre Effekte. Spielleiter Philipp Kurz, der seit 2018 die künstlerische Leitung innehat, setzte stattdessen auf das, was die Inszenierung tragen kann: die Kraft des Spiels, den Reiz des historischen Bühnenraums und das lebendige Zusammenspiel eines hoch engagierten Laienensembles. Kurz führte sein Team mit sicherer Hand, mit Sinn für Rhythmus, Atmosphäre und szenische Kontraste.

Ein Effekt wurde jedoch zur Unterhaltung des Publikums ausgebaut. Mit der Einführung realistischer Kampfelemente, wie sie nun zum Einsatz kommen, erhält der bislang praktizierte klassische Schwertrundkampf eine packende Erweiterung: kraftvolle Hiebe, kontrollierte Kollisionen und sprühende Funken sorgen für eine authentische Atmosphäre.

Der Inszenierung gelang es, die traditionellen Elemente des historischen Volkstheaters zu bewahren, ohne sie museal wirken zu lassen. Sprache, Gestik und Ausstattung blieben dem Geist des 19. Jahrhunderts verpflichtet, doch setzten Lichtregie, Tempowechsel und präzise Figurenführung eigene Akzente. Besonders die Zerrissenheit der Titelfigur wurde in stillen Momenten, mit gezielten Pausen und stimmungsvollen Lichtwechseln atmosphärisch dicht erzählt. Auflockerung brachte die Kasperlfigur Lipperl, deren bayerischer Witz und pointierter Kommentar das Geschehen zwar humorvoll rahmte, aber nie entwertete.

Musikalische Live-Begleitung

Musikalisch sorgte die Musikkapelle Kiefersfelden mit Livebegleitung – Fanfaren, Zwischenspielen, atmosphärischer Untermalung – für emotionale Tiefe. Besonders wirkungsvoll: die neu arrangierten Chorsätze des hauseigenen Ensembles, die zentrale Szenen musikalisch rahmten.

Das Publikum zeigte sich begeistert: Szenenapplaus, heiteres Lachen bei Lipperl und lange stehende Ovationen am Ende der letzten Aufführung unterstrichen die hohe Qualität des Abends – und die Begeisterung für ein Theater, das seine Wurzeln kennt und sich zugleich dem Heute öffnet.

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