Altingers Brettl

„Österreicher sind ja auch Bajuwaren“

von Redaktion

Michael Altingers Brettl-Tour startet am 15. September Interview

Wasserburg/Mühldorf/Ebersberg – Kabarettist Michael Altinger bringt am Montag, 15. September, seine Gäste in Wasserburg auf die Bühne des Rathaussaals, tags darauf zieht er mit ihnen weiter nach Mühldorf und dann Ebersberg. Mit dabei sind diesmal Atze Bauer aus Bamberg, Kai Magnus Sting aus Duisburg und Berni Wagner aus Wien.

Herr Altinger, wie kommen Sie denn immer an die Kollegen und Kolleginnen ran?

Ich biete denen das so als halben Urlaub an. Viele haben das Radl dabei, erkunden unsere schöne Gegend und springen abends für 20 Minuten auf die Bühne. Und dadurch, dass Montag, Dienstag, Mittwoch nicht die Hauptspieltage in der Woche sind, habe ich auch die Möglichkeit, namhafte Kollegen zu bekommen.

Jetzt ist Berni Wagner dabei. Der Österreicher ist schon eine Hausnummer.

Berni war zu Gast bei uns im „Schlachthof“. Wir haben uns auf Anhieb super verstanden. Da hab ich gesagt: „Komm doch bitte zum Brettl“. Da hat er nicht lang überlegt.

Ich habe mal die KI gefragt: „Was ist der Unterschied zwischen österreichischem und bayerischem Kabarett?“

Was sagt die KI?

Die KI sagt, der Bayer ist derber, heimatverbundener, traditioneller und ein bisschen grobschlächtiger in seinen Witzen.

Aha.

Und der Österreicher ist im Allgemeinen feinsinniger und ironischer.

Die KI ist blöd. Ich habe den Eindruck, der Bayer kommt schneller zur Pointe und der Österreicher entführt einen vorher mehr! Generell mag man sich aber. Das ist so eine Hassliebe. Man macht Witze übereinander, aber inspiriert sich gegenseitig. Und wenn man beieinander hockt, hat man eh eine Riesengaudi. Die Österreicher sind ja auch Bajuwaren. Österreichisch ist ja auch eine bajuwarische Sprache. Ohne uns wüssten die gar nicht, was sie reden sollten.

Okay, da würde Berni Wagner ein bisschen dagegenhalten.

Da würden jetzt die Fetzen fliegen!

Wie ist die Mischung für dieses Brettl zustande gekommen?

Ich schau immer, dass das Programm möglichst abwechslungsreich ist. Der Atze Bauer macht Musik-Clown-Geschichten. Der Kai Magnus Sting ist überfordert mit der Moderne. Er hat eine wunderschöne Nummer über eine intelligente Küche und ich habe tatsächlich meine eigene Küche wiedererkannt (lacht).

Sie haben eine neue Küche bekommen?

Ja, vor drei Jahren. Die Küche kommt ziemlich genau auf das hin, was er beschreibt (lacht). Und Berni Wagner geht aufs ganze Leben los, auf die Evolution.

Der kommt ja aus der Biologie.

Er stellt immer Fragen: „Warum ist der Mensch heute so, wie er jetzt ist?“ „Und warum ist er so blöd?“ Das sind also drei völlig unterschiedliche Typen. Der Kai Magnus Sting kommt wie Heinz Erhardt rüber. Der Atze Bauer hat für mich was von Otto Waalkes. Und der Berni Wagner ist für mich ein herrlicher Paradiesvogel. Da ist garantiert für jeden was dabei.

Und das ist der Sinn, dass sich das Publikum wiederfindet?

Du wirst keinen Lacher ernten, wenn das Publikum sich nicht ertappt fühlt. Du musst den Menschen in seiner Welt abholen, sonst interessiert es ihn nicht.

Wie ist da Ihre Rolle?

Moderator sein, einen Teppich legen für meine Kollegen, damit die abräumen können.

Ich gehe nicht raus, damit hinterher alle sagen, der Altinger war der Beste. Der ganze Abend muss großartig sein.

Also nicht nur einer kann der Beste sein?

Natürlich vergleichen die Leute immer. Ich habe schon Moderatoren erlebt, die sich ewig lange selber präsentieren und dann wird der Gast auf die Bühne geholt und der hat dann ein müdes Publikum vor sich. Das will ich als Gastgeber niemals den Kollegen zumuten.

Müssen Sie auch mal
Ihre Gäste einbremsen?

(Lacht) Wir haben Zeichen vereinbart. Die sehen mich schon an der Seite stehen. Klar deutet man auf die Uhr: „langsam zum Schluss kommen“ oder man signalisiert „mach doch noch eine Zugabe“. Dass beim Brettl einer gnadenlos überzieht, haben wir in 26 Jahren nicht erlebt. Nein, das war immer sehr fair, sehr kollegial das Ganze.

Also das Timing
ist auch wichtig?

Es gibt Kabarettkollegen, die so einen Abend drei Stunden lang gestalten. Das ist mir als Zuschauer und als Akteur viel zu lang. Ich sage zwei Stunden, das ist das Maximum. Da kann der Zuschauer noch gut folgen. Dann muss Ruhe sein (lacht).

Hat sich die Aufmerksamkeitsspanne verändert durch die sozialen Medien?

Auf jeden Fall. Beim jungen Publikum musst du in der ersten Minute mit schnellen Pointen überzeugen, weil dann die Aufmerksamkeit weggeht. Die scrollen dann innerlich weiter.

Und wenn jemand das Handy zückt und während der Vorstellung filmt oder fotografiert?

Noch vor wenigen Jahren hab ich mich darüber wahnsinnig aufgeregt. Ich habe mir gedacht: „Mensch, genieß doch jetzt mal den Abend.“ Inzwischen muss ich aber akzeptieren, dass das ein Multiplikator für mich ist. Es ist ein Kompliment. Der Zuschauer zeigt mir damit, dass er mich gut findet. Aber ganz angefreundet hab ich mich damit noch nicht.

Aber die ganze Show filmen, geht nicht?

Wenn ich sehe, dass jemand über zehn Minuten seine Kamera laufen lässt, dann sage ich schon was. Denke mir auch: „Schaut ihr das echt noch mal an oder müsst ihr das jetzt alles rausschicken?“ Das Erlebnis selber ist doch gar nicht da. Wahrscheinlich bin ich altmodisch.

Das ist ein Reflex?

Für die jetzige junge Generation gilt, was nicht gefilmt ist, ist auch nicht erlebt.

Angst, dass Ihnen mal die Kabarettisten und Kabarettistinnen ausgehen?

Nein, der Comedian ist ein ständig nachwachsender Rohstoff.

Und die Frauen?

Diesmal leider wieder nicht. Ich will mich nicht darauf hinausreden, es gäbe nicht genug gute Frauen im Kabarett-Comedy. Das stimmt schon lange nicht mehr. Da muss ich unbedingt schauen, dass ich die in Zukunft noch mehr reinhole. Interview: Petra Jahn

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