Bald wieder Malerkittel statt Schärpe

von Redaktion

Miss Herbstfest Eva Maria Bachmaier ist im wirklichen Leben Kirchenmalerhelferin

Bad Endorf/Rosenheim – Das handwerkliche Arbeiten gefällt Eva Maria Bachmaier sehr. Sie packt gerne mit an und plant die Dinge nicht nur. Das setzt sie als Kirchenmalerhelferin in die Tat um. Dabei vereint der Beruf mehrere Handwerkskünste in einem. Sowie Bachmaier nicht nur das Handwerk, sondern auch die Miss Herbstfest verkörpert.

Zurzeit dreht sich auf Bachmaiers Arbeit sehr viel um den Salzburger Dom. Dort kümmern sich die Mitarbeiter der Neubauer Restaurierungswerkstätten um einen Raum im hinteren Teil der Kirche. Unter den Handwerkern ist auch Bachmaier – als Kirchenmalerhelferin. Eigentlich ist sie gelernte Bauzeichnerin, doch bevor ihr Studium in Rosenheim losgeht, wollte sie etwas Handwerkliches machen. „Ich liebe Handarbeit, also auch Stricken und Ähnliches. Das wollte ich mal den ganzen Tag lang machen: kreativ sein und mit den Händen arbeiten“, sagt Bachmaier.

Der Wecker klingelt
gegen fünf Uhr

Diesen Wunsch äußerte sie auch gegenüber ihrem ehemaligen Arbeitgeber und der vermittelte sie nach Bad Endorf zu den Restaurierungswerkstätten Neubauer. Seit einem Jahr beginnt ihr Tag immer gegen fünf Uhr morgens, denn spätestens um 6 Uhr geht es vom Betrieb aus Richtung Salzburg, auf die Baustelle im Dom. Nach neun Stunden fährt sie dann wieder nach Hause und das vier Tage die Woche. Am Freitag und am Wochenende hat sie frei.

Durchhaltevermögen
ist gefragt

„Es ist ein Beruf, den ich nicht bis zur Rente machen würde. Das packe ich nicht“, sagt Bachmaier. Denn laut ihr fordert der Job viel Durchhaltevermögen, Ausdauer und Geduld. Als Kirchenmaler beschäftige man sich oft lange mit einer Sache. Bachmaier war zum Beispiel für das ewige Licht einer Kirche zuständig. Eine Kerze, die in einer verzierten goldenen Fassung hängt und die Gegenwart Gottes symbolisiert. „Das ist ganz prunkvoll, verschnörkelt und komplett vergoldet. Doch dieses ewige Licht war nicht mehr schön und da wurden viele Sachen überarbeitet“, sagt Bachmaier. Sie kümmerte sich dabei vor allem um das Vergolden. Dabei arbeitete sie mit Blattgold und musste dieses mit einem speziellen Werkzeug mit einem Achat Edelstein als Spitze polieren. Das habe ein bis zwei Monate gedauert.

Vergolden ist Teil des Berufs eines Kirchenmalers und das, obwohl es auch den Handwerksberuf des Vergolders gibt. Denn ein Kirchenmaler vereint Bachmaier zufolge einige Fertigkeiten anderer handwerklichen Berufe. „Wir sind definitiv keine Schreiner, aber man muss auch mit Holz umgehen können“, sagt Bachmaier. Außerdem müsse man sich in dem Beruf auch ein bisschen mit Chemie auskennen: Welches Mittel löst die Farbe, welches greift das Material an.

Dass es ein gewisses Know-how braucht, betont auch Anneke Pfefferle, die Leitung der Fachgruppe Kirchenmaler beim Landesinnungsverband Bayern. Das ist ein Zusammenschluss von Betrieben, deren Kernkompetenz im Kirchenmalerbereich liegt.

„Der Kirchenmaler hat in der Regel kein Material, das er einfach aus der Tube oder dem Eimer nehmen kann. Wir richten alles selber her und dafür braucht man viel Wissen“, sagt Pfefferle. Dabei würden die Kirchenmaler auf historische Malmaterialien zurückgreifen. Somit sei der Kirchenmaler eigentlich der historische Maler. „Uns könnte man auch vor 200 Jahren arbeiten lassen und wir wüssten, was wir tun müssen“, betont Pfefferle.

Ein Kirchenmaler benötigt somit für die historischen Techniken viel Wissen, aber auch Praxis. Dadurch werden die Auszubildenden auch gleich in die Arbeit eingebunden, sagt Bachmaier. „Bei mir als Hilfe ist das ähnlich. Ich darf generell bei allem mitarbeiten. Azubis müssen es anfangs auch erstmal gezeigt bekommen“, erklärt die 21-Jährige.

Was ein Kirchenmaler aber von Anfang an braucht, ist laut Bachmaier ein Auge für das Künstlerische. „Wenn bei einer Kirchenstatue die Farbe nicht mehr gut ist, wird sie abgenommen und muss wieder neu hergestellt werden. Es muss wieder der gleiche Farbton sein“, sagt die Miss Herbstfest 2025.

Zuletzt arbeitete sie tatkräftig an der Baustelle im Salzburger Dom mit. Doch manchmal ist sie auch in der Firma in Bad Endorf. Dort bearbeitet sie gerade die Türen einer Kommode. „Die wurden irgendwann einmal weiß überlackiert und das war nicht mehr schön“, sagt Bachmaier. Dabei mussten sie und ihre Kollegen aber zuerst das richtige Lösemittel finden. So entpuppte sich die weiße Kommode als ursprünglich dunkelbraunes Möbelstück. Diese ehemalige Farbe stellen Bachmaier und die anderen Mitarbeiter der Restaurierungswerkstätten jetzt wieder her. „Da muss ich viel retuschieren, also Farb-Pünktchen mit dem Pinsel setzen“, erzählt Bachmaier. So soll die ganze Kommode am Ende wieder aussehen wie früher und keine Flecken mehr haben.

„Das Ziel ist es, die Dinge wieder so zu machen, wie sie einmal waren. Sie sollen gut ausschauen, aber nicht wie neu“, sagt Bachmaier. Dabei würden Kunden manchmal nachfragen, was überhaupt an den Stücken gemacht wurde. Deshalb gibt es in der Firma extra einen Fotografen, der alles dokumentiert: mit Text und Bild. Dass die Stücke nicht aussehen wie neu, liegt laut Bachmaier daran, dass man immer noch die Geschichte der einzelnen Gegenstände sehen soll.

Trotz historischer Techniken werden auch moderne Werkzeuge verwendet, wie beispielsweise ein Staubsauger. Denn auch das Abstauben gehört zu den Tätigkeiten eines Kirchenmalers oder zumindest zu denen der Helferin. So durfte Bachmaier bereits den Stuck bei einem Auftrag absaugen. Mit der Kirche und vor allem auch der Kirchendecke als Arbeitsplatz sollte man laut der Miss Herbstfest keine Höhenangst haben. „Ich habe mal bei einer Kirche an der Fassade des Turms gearbeitet. Das war sehr cool und ist immer was Besonderes. Da kommt man sonst nie hin“, erzählt Bachmaier. So könne sie zurzeit auch durch die Hintertür des Salzburger Doms gehen, um an ihren Arbeitsplatz zu kommen. Das kann ebenfalls nicht jeder.

Nur eine
Berufsschulklasse

Pfefferle zufolge ist der Beruf nicht weit verbreitet. Der Kirchenmaler ist eine der vier Fachrichtungen des Malerhandwerks und wird gebündelt unterrichtet. „Die Berufsschule ist in München und tatsächlich die einzige in Deutschland“, sagt Pfefferle. In dieser Berufsschule gibt es laut ihr nur eine Klasse pro Jahrgang, wodurch man auch keine weitere Berufsschule bespielen könne. „Bayern ist der Hotspot, hier sind die Kirchen“, sagt Bachmaier. So gibt es in ihrer Firma auch gerade eine Auszubildende aus Berlin.

Die Vielfältigkeit, die es bei dieser Arbeit braucht, zeigt sich auch an den unterschiedlichen Handwerkern, die bei den Restaurierungswerkstätten Neubauer angestellt sind. „Hier gibt es Schreiner, Vergolder, Stuckateure, Zimmerer, einen Glasmaler, der aber auch als Kirchenmaler arbeitet, ein Fotograf und eine Wand- und Steinrestauratorin“, sagt Bachmaier.

Nach dem Herbstfest beginnt bald Bachmaiers Studium. Somit hört sie nach einem Jahr als Kirchenmalerhelferin auf. Doch sie könne sich gut vorstellen, in den Semesterferien in der Firma Neubauer zu jobben. Jetzt ist sie für die letzten Tage noch Miss Herbstfest 2025 und kann dafür die Geduld, Ausdauer und das Durchhaltevermögen, die sie im Beruf gelernt hat, mitnehmen. Das konnte sie in den ein bis zwei Monaten beim Arbeiten am ewigen Licht gut trainieren.

Tradition
und Brauchtum

Aber auch andere Punkte gibt es für sie auf dem Herbstfest und in der Arbeit. „Das Herbstfest ist nicht gleich die Kirche, aber beides ist Brauchtum, zumindest bei uns. Wir sind eine recht christliche Gegend und unsere Kultur ist dadurch geprägt. Und Kultur ist immer etwas, das ein bisschen zusammenhält“, sagt Bachmaier. Für die Aschauerin sei das ein bisschen wie ein roter Faden durch ihr Leben. Egal ob Glaube oder traditionelle Feste: beides begleite sie.

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