Auf der Suche nach Freiheit

von Redaktion

Wolfgang „Gangerl“ Clemens segelt dem Paradies entgegen

Bad Aibling – Wahre Freiheit und echtes Glück bleiben für die meisten Menschen ein Sehnsuchtstraum. Auch das vermeintliche Paradies wird einem nicht geschenkt, sondern muss man sich verdienen. Diese philosophische Einstellung gilt für Wolfgang „Gangerl“ Clemens, der vor über 40 Jahren „ausgsting“ (ausgestiegen) ist und mit seinem Segelboot „Bavaria II“ durch die Weltmeere kreuzt.

Inspirieren von der abenteuerlichen Lebensgeschichte des inzwischen 82-jährigen Protagonisten aus Roding im Bayerischen Wald ließen sich die Filmemacher Thomas und Julian Wittmann. Während der Corona-Quarantäne 2020 entstand die Idee für das Projekt „Ausgsting“, das letztendlich mit einem herausragenden Dokumentarfilm endete und mittlerweile in 75 Kinos einen durchschlagenden Erfolg feiert.

Seekrankheit und
schwere Stürme

Dazu gehört Bad Aiblings Filmtheater „Aibvision“, wo „Gangerl“ und die Wittmann-Brüder kürzlich dem Publikum einen Besuch abstatteten und am Ende der kurzweiligen Vorführung lang anhaltenden Applaus ernteten.

Eingeladen und organisiert hatte das Zusammentreffen Andrea Hailer vom Soulkino-Marketing. Nach umfangreicher Recherche mit Büchern, Vorträgen und unzähligen Videodateien des Aussteigers „Gangerl“ sowie erfolgreicher Überzeugungsarbeit begleitete ein neunköpfiges Team, darunter Julian Wittmann als Regisseur und Erzähler, das geistig fitte, teils grantige und humorvolle bayerische Original auf seinem 2000 Seemeilen langen Segeltörn zwischen Bali und Westpapua.

Das Boot „Bavaria II“ diente überwiegend als Studio, als Zuhause für den Protagonisten sowie während der Dreharbeiten zusätzlich für Team, Ausrüstung und Verpflegung.

Neben räumlicher Enge stellten Seekrankheit, schwere Stürme und Unwetter, ein kaputtes Hauptsegel, der Verlust einer Schiffsschraube und sogar eine Blinddarmentzündung eines Kameraassistenten Herausforderungen dar, die sich während der Fahrt über den Ozean, weit ab der Zivilisation, ergaben. „Gangerl“, gelernter Kunstschmied, erlebte als Kind die Flucht aus Breslau und wuchs als streng erzogener „Hundskrippi“ in Roding auf. Die Zivilisation zeigte sich ihm gegenüber voller Neid und Falschheit. Sogenannte Freunde zeigten ihr wahres Gesicht, als er in Not war. Mit der Lebenseinstellung „Man muss durch die Hölle gehen, um das Paradies zu finden“ blickte er nach vorne, baute sich ein Segelboot und versuchte, als „friedvoller Naturmensch“, seinen Traum von Freiheit auf den Meeren zu verwirklichen.

Regisseur Julian Wittmann, per Videoschaltung im ständigen Kontakt mit seinem Bruder Thomas und das gewohnte Umfeld mit Freunden und Gesellschaft in der Heimat vermissend, gewann auf dieser Odyssee beeindruckende Erfahrungen über den „Paradiesentdecker“. Jener Held und Abenteurer, der sich als „Egoist“ bezeichnet und nicht tatsächlich mitteilsam gibt, lässt für Regisseur und Genießer des Dokumentarfilms jedoch manche Fragen über Glück und Freiheit unbeantwortet und fasziniert den Betrachter, nach möglichen Lösungen zu suchen. Für „Gangerl“ soll die Reise in sein Paradies demnächst von Westpapua über die Philippinen und Japan bis nach Alaska weitergehen.

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