Halfing – Der Platz im Dachgeschoss des Halfinger Rathauses ist groß und wird aktuell vielfältig genutzt. Auf gut 385 Quadratmetern lagert die Feuerwehr einen Teil ihrer Ausrüstung, die Gemeindeverwaltung hat dort ihr Archiv und sowohl Trachtenverein, Musik- und Gesangsverein als auch Blasmusiker nutzen dort einen gemeinsamen Proberaum. Doch all das könnte sich ändern. Denn unter das Dach soll nach den aktuellen Plänen der Gemeinde eine Arztpraxis einziehen.
Arztpraxis im Rathaus-Dachgeschoss?
„Wir sind auf der Suche nach einem Mietobjekt für eine langfristige Lösung“, berichtete der Allgemeinarzt Dr. Wolfgang Prokop bereits in einer Sondersitzung des Gemeinderats im Mai 2025. Er ist geschäftsführender Gesellschafter der Hausärztlichen Gemeinschaftspraxis Bad Endorf GbR und kümmert sich unter anderem um den Standort in Halfing. Das Problem: Der bisherige Platz am Finkenweg wird laut Prokop zu klein, um die große Nachfrage zu decken. Mit dem Platz unter dem Dach des Rathauses hätte man genügend Raum, um von drei auf vier Ärzte aufzustocken.
Bei der Sondersitzung schien die Idee durchaus Anklang zu finden. Die Halfinger Bürgermeisterin Regina Braun meinte, die Akten aus dem Archiv könnte „man auch anderweitig verstauen” und die Feuerwehr könnte noch einen verbleibenden Raum zur Lagerung nutzen. Doch genau in diesem Raum proben aktuell Trachtenverein, Männerchor und Blaskapelle, deren Mitglieder nun Alarm schlagen.
„Wir werden da einfach rausgeschmissen“, klagt ein Haflinger, der anonym bleiben möchte, gegenüber dem OVB. Auch in den sozialen Medien wird der Unmut bereits deutlich. Viele wissen nicht, wo sie stattdessen unterkommen sollen. „Wir proben dort schon so lange und haben außerdem unsere großen Instrumente dort gelagert”, meint Gottfried Aicher, Vorsitzender der Halfinger Blasmusik. Eine echte Alternative für ihn und seine rund 20 Musiker sieht er nicht. Auch der Vorsitzende des Trachtenvereins, Josef Stettner, ist nicht begeistert von den Plänen. Als Mitglied des Gemeinderats beschäftigt er sich schon länger mit dem Thema. „Ich halte das für die schlechteste Lösung“, betont er. Nicht nur, dass es die Vereine trifft, auch der Bauaufwand, um die Fläche zu einer nutzbaren Praxis zu machen, ist in seinen Augen immens. Stettner würde die Arztpraxis lieber im erweiterten Gewerbegebiet sehen oder in die Pläne für die ebenfalls umstrittene Reismühle integrieren. „Denn wenn die Vereine keinen Raum mehr haben, könnte das im schlimmsten Fall dazu führen, dass es sie nicht mehr gibt”, sagt Stettner.
Doch der aktuelle Proberaum birgt ein Problem. „Er bietet keinen vorgeschriebenen zweiten Fluchtweg“, meint Bürgermeisterin Braun. Dementsprechend hätte der Platz unter dem Dach eigentlich nie für derartige Zwecke hergenommen werden dürfen. Das bedeutet, auch wenn dort keine Gemeinschaftspraxis einziehen wird, müssten die Vereine raus. „Das wissen die drei Vereine auch seit mindestens zwei Jahren”, betont Braun.
Im Jahr 2023 wurde sie bei einer Begehung vom Rosenheimer Landratsamt und dem Kreisbrandrat Richard Schrank auf das Problem hingewiesen. Seitdem trägt die Bürgermeisterin selbst die Verantwortung, wenn bei den Proben etwas passieren sollte. Aufgrund mangelnder Alternativen stimmte Braun damals zu, den Raum „vorübergehend“ weiter für die Vereine zu nutzen.
Alternativen für Halfinger Vereine
Doch damit ist jetzt Schluss. „Ich hoffe, dass wir eventuell die Mehrzweckhalle, das Pfarrheim oder den Mehrzweckraum der Schule nutzen können”, stellt Braun in Aussicht. Dort könnten laut der Bürgermeisterin die Vereine unterkommen, bis in der Reismühle das geplante Konzept mit Bürgersaal und Vereinsräumen umgesetzt werden kann. Die Entscheidung über das Dachgeschoss wird voraussichtlich am heutigen Donnerstag fallen. Ab 19 Uhr berät der Gemeinderat über den Einbau einer Arztpraxis im Speicher. „Egal wie es ausgeht, ich bin mir sicher, dass es Diskussionen geben wird”, prognostiziert Stettner.