Raubling – Die Renaturierung der Hochrunst- und Kollerfilze geht weiter. Östlich der Panger Straße bei Nicklheim werden derzeit Bäume gefällt. Schon im Dezember 2024 hatten die
Bayerischen Staatsforsten mit den Arbeiten begonnen. Doch der kurzfristig angekündigte Vorbereitungshieb sorgte damals für großen Unmut in der Gemeinde. Die Raublinger fühlten sich nicht nur überrumpelt. Sie hatten vor allem Angst vor neuen Überschwemmungen. Ihre Erfahrungen mit der verheerenden Flut vom 3. Juni 2024 nährte die Sorge, dass die Wiedervernässung der Moore bei Starkregen zu stärkeren Hochwassern führen könnte.
Überarbeitete
Planung
Seit der Juni-Flut von 2024 steht die weitere Renaturierung der Hochrunst- und Kollerfilze in der Gemeinde Raubling in der Kritik. Die Bayerischen Staatsforsten haben darauf reagiert: „Die Planung wird überarbeitet, das Projekt zeitlich gestreckt. Die Anliegen der Bürger fließen in den weiteren Verlauf ein“, so Lasse Weicht, Leiter des Forstbetriebes Schliersee der Bayerischen Staatsforsten. Zugleich stellt er klar: „Intakte Moore helfen dabei, Wasser länger in der Landschaft zu halten. Im Gegensatz zu entwässerten Mooren, bei denen das Wasser schnell über Entwässerungsgräben abfließt.“
Die Hochrunst- und Kollerfilze wurden über Jahrzehnte entwässert und mit Fichten bepflanzt. Das sei ein unnatürlicher Zustand, der den Moorboden austrocknet und abbaut. Mit der Rückkehr zu einem naturnahen Wasserhaushalt inklusive einer moortypischen Vegetation soll das Gebiet widerstandsfähiger, ökologisch wertvoller und klimaaktiver gemacht werden.
„Die Renaturierung der Hochrunst- und Kollerfilze ist ein Projekt mit Potenzial für Klima und Naturschutz“, betont der Forstbetriebsleiter. Ursprünglich sollte sie schon in diesem Jahr beginnen. Doch die Bedenken der Raublinger waren so groß, dass die Renaturierung vorerst gestoppt und verschoben wurde. Trotzdem gehen die Maßnahmen weiter, allerdings langsamer und transparenter. „Die Projektbeteiligten setzen auf ein besseres Miteinander, eine sorgfältige Vorbereitung und eine klarere Kommunikation“, betont Lasse Weicht. Nur so könne das Projekt erfolgreich werden. Zahlreiche Informationsveranstaltungen und öffentliche Begehungen wurden bereits durchgeführt, weitere seien geplant – immer in enger Abstimmung mit der Gemeinde Raubling.
Wie geht es konkret weiter: Östlich der Panger Straße bei Nicklheim hat das Fällen der Bäume begonnen. Nach Informationen der Bayerischen Staatsforsten diene die Maßnahme der ökologischen Aufwertung. „Es findet keine vollständige Abholzung statt. Es werden nur standortfremde und instabile Fichtenbestände entnommen, um einem Borkenkäferbefall vorzubeugen“, erklärt der Forstbetriebsleiter. Fichtenbestände im Moor seien oft flach wurzelnd, anfällig für Borkenkäfer und bei steigender Feuchtigkeit nicht überlebensfähig.
Während der Holzarbeiten müssen Anwohner und Spaziergänger mit Lärm und Maschinenverkehr rechnen. „Die Arbeiten erfolgen jedoch so schonend und so schnell wie möglich“, versichert Weicht. Waldwege im betroffenen Gebiet könnten vorübergehend gesperrt werden.
Mit dem Hieb wird der Weg für eine Entwicklung hin zu einem naturnahen Moorwald geebnet und eine spätere Wiedervernässung vorbereitet. Diese soll allerdings erst nach Abschluss eines umfassenden Monitorings der Wasserstände erfolgen. „Der Verbau der Entwässerungsgräben findet zeitlich gestaffelt in den verschiedenen Teilflächen statt“, informiert Lasse Weicht.
So soll die erste Bauphase frühestens im Herbst 2026 in den bebauungsferneren Bereichen im Nordosten und Südwesten der Panger Straße sowie im Süden von Nicklheim beginnen. Danach erfolgt ein einjähriges Monitoring der Wasserstände. Im Frühjahr 2028 soll die zweite Bauphase folgen. Dann sind bebauungsnahe Moorbereiche im Nordosten und Süden der Nicklheimer Siedlung an der Panger Straße an der Reihe.