Viele Millionen Euro fürs Trinkwasser

von Redaktion

Neue Leitung zwischen Marienberg und Pürstling sowie Probleme an der Hauptleitung

Schechen – Die Trinkwasserleitung zwischen Pürstling und Marienberg muss erneuert werden. Der Schechener Gemeinderat stimmte der Maßnahme in seiner vergangenen Sitzung zu. Die Kosten belaufen sich auf knapp 1,1 Millionen Euro.

Die bestehende Trinkwasserleitung läuft über die Ortsteile Stadl, Kronstaude, Brand sowie Hinterreut und stammt aus dem Jahr 1962. „Damals hat man das einfach vogelwild hingebaut“, erklärt Bürgermeister Stefan Adam (CSU). In den vergangenen Jahren haben sich nun Rohrbrüche und Undichtigkeiten gehäuft, sodass die Versorgungssicherheit der betroffenen Haushalte gefährdet sei. Die Leitung besteht aus Asbestzementrohren mit einem Innendurchmesser von 125 Millimetern.

Asbestzementleitung
muss ersetzt werden

Aufgrund des Alters und der Materialbeschaffenheit sei eine Sanierung wirtschaftlich und aus technischen Gründen nicht zu empfehlen. Bereits im Jahr 2023 hatte der Gemeinderat daher den Neubau beschlossen.

Die Planungen stellten Markus Bauer und Andreas Weber vom beauftragten Ingenieurbüro Roplan vor. Die neue Trinkwasserleitung soll aus Polyethylen mit einem Innendurchmesser von 131 Millimetern gebaut und unter Berücksichtigung aktueller technischer Standards und Umweltauflagen verlegt werden.

Bauarbeiten auf
1,6 Kilometern Länge

Wie die Planer erklärten, soll im Bereich zwischen Marienberg und Kronstaude parallel zur Kreisstraße auf rund 1,6 Kilometern das sogenannte Spülbohrverfahren angewendet werden. Dabei werden an einigen Punkten Gruben errichtet, durch welche auf Längen von 200 bis 300 Metern durchgespült werden könne. Dadurch habe man wenig Eingriff in die landwirtschaftliche Fläche. Zudem sei das Verfahren günstiger als andere.

Der restliche Bereich der Trasse läuft auf rund 1,2 Kilometern östlich hinter Stadl, Kronstaude und Pürstling vorbei. Hier sei eine offene Baugrube notwendig, da hier das Gefälle für die Spülbohrung zu gering und der Boden zu ungünstig sei. Der Bau ist zwischen Anfang März und Ende Juli geplant.

Dr. Florian Zeller (CSU) fragte nach, wer die Kosten trage. Bürgermeister Adam erklärte, dass die Summe über 40 Jahre auf den Wasserpreis in der Gemeinde umgelegt werde. Hans Neumayer (Parteifreie Bürger Schechen) wollte wissen, ob die Leitung ausreichend groß sei. Der Bürgermeister informierte, dass der Bedarf ermittelt wurde und dementsprechend der Leitungsdurchmesser gewählt worden sei. Der Gemeinderat billigte die Planungen einstimmig.

Im Gemeindegebiet Schechen wird derzeit auch die Trinkwasserhauptleitung nach Rosenheim erneuert. Nun musste sich der Gemeinderat mit einem unerfreulichen Thema auseinandersetzen. Denn bei der Bodenentsorgung und dem Rückbau des Straßenbelags sind erhebliche Mehrkosten aufgelaufen. Rund 290000 Euro zusätzlich sollte das Gremium in seiner jüngsten Sitzung bewilligen.

Gesamtkosten liegen
bei 5,1 Millionen Euro

Die Leitung wird auf einer Länge von 7200 Metern erneuert. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 5,1 Millionen Euro. Die Maßnahme befindet sich kurz vor dem Abschluss. Ende des Jahres soll sie fertig sein. Nun landete eine unerwartete Rechnung bei der Gemeinde. Demnach wurden bei der Bodenentsorgung erhebliche Mehrmengen festgestellt. Darunter befindet sich auch pechhaltiges Material, das aufwendig zu entsorgen ist.

Die Mengenüberschreitungen sorgen für Mehrkosten von rund 85000 Euro. Die zusätzlichen Kosten für die Entsorgung des pechhaltigen Bodens belaufen sich auf rund 205000 Euro. Auf Basis eines Bodengutachtens wurden 850 Tonnen pechhaltiges Material vermutet – tatsächlich sind bislang rund 2500 Tonnen angefallen. Sie traten im Bereich der alten B15 sowie Am Gries auf. „Das sind immer unangenehme Beschlüsse“, meinte Schechens Bürgermeister Stefan Adam (CSU). Man habe extra ein Bodengutachten erstellen lassen, trotzdem habe man es mit erheblich größeren Mengen und Mehrkosten zu tun.

Wie Markus Bauer vom Ingenieurbüro Roplan erklärte, wurden rund ein bis zwei Prozent Teer und Steinkohle im Aushub festgestellt. Das sei schon ausschlaggebend, dass man es „nicht mehr losbekommt“. Er berichtete, dass im Gutachten alle 200 Meter Probebohrungen vorgenommen wurden, dabei aber nichts in dieser Menge entdeckt worden sei.

Dreifache Menge an
pechhaltigem Boden

Das könne daran liegen, dass im Bereich der alten B15 immer wieder Veränderungen vorgenommen worden seien – mal sei etwas abgefräst, dann wieder etwas asphaltiert worden. „Da kann man nicht reinschauen“, bedauerte er.

Stephan Sponfelder (CSU) wunderte sich über die große Mengenüberschreitung. Wie könne es sein, dass man plötzlich das Dreifache an belastetem Aushub habe?

Auch Martin Rinser (Parteifreie Bürger Schechen) machten diese Zahlen „stutzig“. Planer Bauer meinte, es könne an der Verdichtung oder an der Böschung liegen.

Maria Pindl (CSU) wollte wissen, ob man nicht das Straßenbauamt an den Kosten beteiligen könne, da es sich ja um Bereiche der alten B15 handele. Karl-Heinz Salzborn, der Leiter der Gemeindeverwaltung, berichtete, dass er in den Unterlagen keinen entsprechenden Passus gefunden habe.

Gemeinderat vertagt
Entscheidung

Sabine Altendorfer (CSU) äußerte ihr Unverständnis. „Man wusste doch, dass dort die B15 lief. Die ist doch von vorne bis hinten gleich. Da muss man doch ausrechnen können, wie viel da im Boden ist!“ Sie meinte, dann könne man sich ein Gutachten gleich sparen. Am Ende komme doch etwas ganz anderes heraus und bezahlen müsse man es eh. „Das ist doch Bürger-Geld!“, kritisierte sie. Stephan Sponfelder regte an, hier mit der ausführenden Baufirma nachzuverhandeln. Josef Weber (CSU) bemängelte „diese Abrechnerei im öffentlichen Bau“. Dass belastetes Material auftauche, sei heutzutage schon fast normal. Doch diese Mehrmengen finde er unschlüssig.

Bürgermeister Adam brachte es auf den Punkt: „Es ist blöd, das zu beschließen, da wir bei der Maßnahme auf den letzten Metern sind.“ Der Gemeinderat war sich aber auch einig, dass man die Leitung wahrscheinlich trotzdem so gebaut hätte, auch wenn man vorher von den Mehrkosten gewusst hätte.

Dr. Florian Zeller (CSU) fragte nach den Kosten, die für den Aushub ursprünglich angesetzt waren. Diese Summe hatte der Planer aber nicht parat und wollte sie nachliefern. Auch Martin Rinser (Parteifreie Bürger Schechen) wünscht eine detailliertere Darlegung der Zahlen und Mengen. Daher wurde der Beschluss vertagt. Das Thema wird in der nächsten Sitzung erneut behandelt.

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