Halfing – Rinderzucht ist – trotz aller Kritik von Gegnern – notwendig, um die Ernährungssouveränität in Deutschland zu sichern. Dies war eine deutliche Ansage der Rinderhalter beim Züchtertag von „ProRind“ in Halfing.
In vielen Regionen sind Klima und Boden nicht für Anbau von Nahrungsmitteln für Menschen geeignet. Und das Gras, das etwa hier im Voralpenland wächst, kann nur von Tieren, vor allem von Rindern, in Lebensmittel für Menschen umgesetzt werden. Rinderzucht müsse also weiter betrieben werden.
Überforderung von Landwirten vermeiden
Dass dabei auf Tierwohl geachtet werden muss, ist für den Verband eine Selbstverständlichkeit. Eklatante Missstände, wie sie sich jüngst in der Region ereignet haben, bei denen Rinder verendeten, dürften sich nicht wiederholen. Laut Thomas Müller von der Bezirkszuchtgenossenschaft für Ober- und Niederbayern geht es nicht um Schuldzuweisungen an einzelne Landwirte, die durch Schicksalsschläge überlastet wurden, sondern darum, Problemlösungen zu finden und umzusetzen.
Wenn man Tierwohl wolle, muss laut Müller die Größe von Herden auf bäuerlichen Familienbetrieben, auf denen nur zwei Personen arbeiten, auf 50 Stück Vieh begrenzt werden. Nur diese Zahl von Tieren könnten sie gut betreuen. Bei größeren Viehbeständen müssten Betriebe zusätzliche Arbeitskräfte engagieren.
Um den 50 Besuchern zu zeigen, wie ein Bauernhof funktionieren kann, war eine Besichtigung des Betriebs von Blasius Guttmann angesetzt. Der vor einem Jahr erstellte Neubau des Stalls ist für 50 Milchkühe ausgelegt und berücksichtigt das Wohl der Tiere. Er ist gut belüftet und bietet Zugang zu einem Außenbereich. Die Liegebereiche sind mit Stroh eingestreut und es gibt einen Ruhebereich für Kühe nach der Geburt ihrer Kälber. „Nur Kühe, die gut behandelt werden, können auch gut Milch produzieren“, so die Überzeugung von Guttmann. Im Stalldurchschnitt geben diese 12500 Kilogramm Milch pro Jahr mit vier Prozent Fett und 3,48 Prozent Eiweiß. Bei guter Gesundheit leben die Kühe auch länger. In seiner Herde hat Guttmann inzwischen eine „100000-Liter-Kuh“, so die Benennung der bisherigen Lebensleistung in der Milchproduktion. Die Arbeit auf dem Hof sei bei dieser Größe für ihn und seine Frau gut zu schaffen, wobei sein Vater und sein Sohn, der gerade seine landwirtschaftliche Ausbildung begonnen hat, sich auch engagieren. „So soll es sein, so kann es sein“, so Müllers Beurteilung des Familienbetriebs.
Wichtiger Beitrag von Hilfskräften
Da in jedem Familienbetrieb die Gefahr besteht, dass eine Person als Arbeitskraft ausfällt, hält Müller es für wichtig, dass die Maschinenringe eine ausreichende Zahl von Betriebshelfern haben, die in solchen Fällen einspringen können. Diese müssten nicht unbedingt eine hohe landwirtschaftliche Qualifikation haben, da auf einem Bauernhof auch viele Arbeiten anfallen, die Hilfskräfte unter fachlicher Anleitung erledigen können. Solche Hilfskräfte einzusetzen, schone nicht nur die Gesundheit der Bauern, sondern sei auch gesamtgesellschaftlich von Vorteil, da so viele Arbeitslose wieder beschäftigt werden könnten.