Wasserburg – Sein Kreis- und Ortsgruppentreffen wollte der Bund Naturschutz (BN) Rosenheim einmal etwas anders gestalten. Bei einer Ortsbesichtigung im Raum Wasserburg wurde allen Teilnehmern eine besondere Naturerfahrung angeboten. Denn Biodiversitätsberater Jonas Garschhammer vom Landratsamt Rosenheim erläuterte vor Ort auf zwei vom BN erworbenen Grundstücken am Kesselsee und im Penzinger Moos, was Naturschutz und Renaturierung bewirken können, wenn man Flora und Fauna ernsthaft in ihrem Urzustand erhalten will.
Am Kesselsee auf
ausgewählten Wegen
Normalerweise besteht im Bereich Kesselsee ein allgemeines Betretungsverbot für die geschützten 60 Hektar. Deshalb freuten sich Kreisgruppenvorsitzender Rainer Auer und Wasserburgs Ortsgruppenchef Max Finster besonders, auf ausgewählten Wegen einmal direkt den aktuellen Zustand auf den im vergangenen Jahr erworbenen 1,25 Hektar großen Grundstücken in Augenschein nehmen zu können.
Die liegen inmitten des Naturschutzgebiets und Flora-Fauna-Habitat-Gebiets (FFH) „Hochmoor am Kesselsee“ und wurden wie auch das 1,2 Hektar große Grundstück „Moorauge im Penzinger Moos“ im Landschaftsschutzgebiet „Äußere Lohe“ im Rahmen des „Klimaprogramms Bayern 2050 – Moore“ erheblich gefördert.
Der Hauptverantwortliche für die Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen, Jonas Garschhammer, begnügte sich bei seinen ausführlichen Erläuterungen aber nicht damit, nur den Stand der Renaturierung nach dem Entfernen eines nicht passenden Fichtenbestandes und der Wiederherstellung von Wasserflächen zu demonstrieren. Er gab in einem historischen Rückblick auch Auskunft über die Nutzung des Moorgebiets in der Vergangenheit. Entwässerungsversuche, wie durch einen 1899 gebauten Durchstich, sorgen nämlich bis heute noch für Probleme beim Erhalt eines optimalen Wasserstandes. Der wird aktuell auch durch einen regulierten Biberdamm ermöglicht, solange die Niederschlagsmengen stimmen.
Das Betretungsverbot begründete Garschhammer vor allem mit der exzessiven Nutzung als Badesee in der Vergangenheit, was beinahe zum Umkippen des Gewässers geführt hätte. Eine 2020 durchgeführte Vegetationskartierung habe zudem ergeben, dass einzelne Pflanzenarten, die typisch für ein Kalkflachmoor sind, um bis zu 99 Prozent reduziert wurden.
Durch zielgerichtetes Mähen und das Anlegen von Schlenken (Vertiefungen und Wasserrinnen im Moor, Anm. d. Redaktion) kann man laut Garschhammer aber schon Erfolge sehen. Lebensraum für seltene Libellen, Torfmoos oder den Sonnentau sei wieder geschaffen worden. Das stimme optimistisch – vor allem auch, weil auf den erworbenen Bereichen dauerhaft keine unsachgemäße Nutzung mehr erfolge, so der Experte.
Neuer Lebensraum
für Tiere und Pflanzen
Ähnliches gab es dann im „Penzinger Moorauge“ zu sehen und zu berichten. Hier sorgt seit 2020 Rafael Dengler, der das hydrologisch verhältnismäßig intakte Gelände betreut, für eine optimale Pflege. Damit wird auch hier der Bestand an Wollgras oder Moorveilchen wieder gesichert und das in einem der kleinsten Landschaftsschutzgebiete.
Den Teilnehmern wird die Expedition und das Erlebnis, einmal einen sehr beweglichen Untergrund im Moorbereich betreten zu haben, der den Eindruck vermittelt, auf einer schwimmenden Matte zu gehen, wohl länger in Erinnerung bleiben.