Bauprobleme sorgen für Verzögerung

von Redaktion

Interview Christoph Wiedemann spricht über das Rückhaltebecken Feldolling

Feldkirchen-Westerham – Das Rückhaltebecken in Feldolling sorgte vor einiger Zeit für große Verwunderung. In der Gemeinderatssitzung in Feldkirchen-Westerham vor gut drei Monaten wurde bekannt, dass es Schwierigkeiten beim Bau der Drainage gibt. Diese war als Teil des Hochwasserrückhaltebeckens nördlich der Mangfall eingeplant, um einen Anstieg des Grundwasserspiegels zu verhindern. Seit 2014 war die Drainage fest in dem Bau eingeplant, doch nun ist klar: So wird sie nicht kommen. Nicht nur, dass der Bau der Drainage einen größeren Eingriff in den Naturhaushalt verursachen würde, auch für eine deutliche Verbesserung bei Hochwasser sorgt sie nach neuesten Erkenntnissen nicht. Christoph Wiedemann, Fachbereichsleiter der Abteilung Planung und Bau vom Wasserwirtschaftsamt Rosenheim, verrät im OVB-Interview, ob bereits eine neue Lösung in Sicht ist.

Wofür genau war die Drainageleitung am Rückhaltebecken gedacht und warum sorgt sie für Probleme?

Bei einem Einstau des Rückhaltebeckens in Feldolling wirkt sich der Wasserstand im Becken gering auf die Grundwassersituation im Ortsteil Gries aus. Dabei wird der Grundwasserstand bei einem Hochwasser mit und ohne Befüllung des Beckens miteinander verglichen. Dies berechnet man mit einem Grundwassermodell. Im Ortsteil Gries sind die Auswirkungen sehr unterschiedlich. So gibt es Stellen, wie im Bereich der Vagener Straße, an denen sich der Grundwasserstand durch das Becken nicht erhöht. Entlang der Breitensteinstraße zum Beispiel erhöht sich der ohnehin schon hohe Grundwasserstand um lediglich zehn Zentimeter. Diese geringe Erhöhung muss durch Maßnahmen kompensiert werden. Wir haben dazu entlang des Hochwasserschutzes im Ortsteil Gries eine Drainage bis zum Triftbach geplant. Die geplante Drainage war eine Auflage im Genehmigungsverfahren, der wir nachkommen werden.

Gibt es noch mehr Probleme?

Aufgrund des sehr schlechten Baugrundes müssen wir die Drainage von einer parallel verlaufenden Baustraße aus bauen, die bisher nicht genehmigt war. Bisher sind wir davon ausgegangen, dass man mit der bestehenden Straßenbreite auskommt. Diese Baustraße befindet sich in einem naturschutzfachlich hochwertigen Gebiet. Bei einer Genehmigung ist es erforderlich, zu prüfen, ob es Lösungen gibt, bei denen der Eingriff in den hochwertigen Naturhaushalt vermieden werden kann. Das müssen wir jetzt abklären. Man nennt das „Alternativenprüfung“. Das Ganze einfach zu ignorieren, geht rechtlich nicht.

Und diese Hindernisse haben sich erst im Laufe der Bauarbeiten gezeigt?

In einem Planungsprozess ist der Detaillierungsgrad umso höher, je weiter man sich der Bauausführung nähert. Die einzelnen Bauwerke wie Einlaufbauwerke, Auslaufbauwerk, Absperrdamm, Drainage und so weiter, werden nach und nach entsprechend des jeweils vorgesehenen Baubeginns detaillierter ausgeplant. Bei der Detailplanung haben wir bei ergänzenden Baugrunderkundungen feststellen müssen, dass der Baugrund und der Grundwasserstand in der Trasse der Drainage erhebliche Probleme bereiten und dass der Bau nicht wie in einem früheren Planungsschritt vom bestehenden Weg aus, sondern von einer Baustraße aus erfolgen muss.

Können Sie das näher erklären?

Als Vergleich: Wenn Sie als Bürger eine Baugenehmigung für ein Haus bekommen, ist die grundsätzliche Realisierbarkeit zwar gegeben, allerdings sind hier ebenfalls viele Dinge noch nicht im Detail ausgeplant (Heizungssystem, Küche, Steckdosen und so weiter) und es ergeben sich im weiteren Bauverlauf noch Anpassungen oder Randbedingungen, auf welche man reagieren muss.

In der Gemeinderatssitzung haben Sie als nächsten Schritt angeführt, dass erst einmal alle Untersuchungsergebnisse erneut angeschaut werden.

Ja, wir arbeiten bereits an der Aktualisierung des Grundwassermodells. Alternative Lösungen müssen genehmigt werden. Dazu müssen die Planunterlagen auf dem neuesten Stand sein. Ein Teil der Planunterlagen ist ein Grundwassermodell, das aus diesem Grund aktualisiert werden muss. Das Grundwassermodell ist zudem wichtig, weil es uns zeigt, welche alternative Lösung nun infrage kommen wird.

Haben Sie schon konkrete Ansätze für neue Lösungen gewonnen?

Zunächst müssen wir das Grundwassermodell aus dem Jahr 2010 auf den neuesten Stand bringen. Es gibt immerhin 15 Jahre mehr an Daten, die die Qualität des Modells und letztlich auch das Ergebnis wesentlich verbessern werden. Das Modell wird im Sommer 2026 fertig sein. Danach werden wir die möglichen Lösungen ausarbeiten und mit den Betroffenen abstimmen.

In der Gemeinderatssitzung sagten Sie, dass eine Fertigstellung Ende 2028 möglich sei. Ist das immer noch realistisch?

Die Fertigstellung Ende 2028 ist zwar ein ambitioniertes, aber durchaus realistisches Ziel, das bei Unterstützung aller Betroffenen umsetzbar sein kann.

Welche Prioritäten setzen Sie persönlich bei der weiteren Planung und Umsetzung des Projekts?

Mein Planungsteam und ich werden mit Hochdruck daran arbeiten, dass die Drainage schnellstmöglich hergestellt wird.

Interview: Jennifer Beuerlein

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