Bayrischzell/Brannenburg – Eigentlich waren die Bergretter wegen des Sommer-Eignungstests für Anwärter aus der Region am Wendelstein unterwegs. Doch aus der Simulation wurde am vergangenen Samstag schnell der Ernstfall. Zwei Einsätze hatten die Leitzachtaler Bergwachtler am beliebten Ausflugsberg abzuleisten, einen weiteren ein paar Kilometer entfernt am Breitenstein-Fensterl. Und am Sonntag ging‘s dann schon wieder an den Wendelstein. Dreimal war auch ein Hubschrauber an der Bergung beteiligt.
Erstmals ging der Alarm am Samstag um kurz vor 11 Uhr, teilt die Bergwacht Leitzachtal mit. Eine 71-Jährige hatte am Panoramaweg in Richtung Wendelsteingipfel einen Kreislaufkollaps mit kurzer Bewusstlosigkeit erlitten. Die Leitzachtaler Bergretter kümmerten sich zusammen mit den Kollegen der Bergwacht Brannenburg um die Erstversorgung und transportierten die Patientin mit der Gondelbahn nach Osterhofen, wo schon der Landrettungsdienst auf sie wartete.
Deutlich schwieriger zu erreichen war ein 54-Jähriger, der um kurz nach 15.30 Uhr am Breitenstein-Fensterl abgestürzt war. Zwei Einsatzkräfte machten sich zu Fuß auf den Weg zu dem Verunglückten, drei folgten mit dem Bergrettungsfahrzeug und der Gebirgstrage. Da wegen der Verletzungen des 54-Jährigen eine Bergung über den schmalen Steig aber nicht möglich war, alarmierte die Bergwacht den Rettungshubschrauber Christoph 14 nach. Dieser nahm den Patienten per Seilwinde auf und flog ihn ins Tal.
Noch als die Bergretter die Angehörigen des Mannes beim Abstieg begleiteten, kam der nächste Notruf, diesmal wieder vom Wendelstein. Dort brauchte um 17.37 Uhr eine Frau wegen internistischer Probleme im Gipfelrestaurant schnell medizinische Hilfe. Vier Ehrenamtliche seilten sich vom Helikopter Christoph Murnau in der Nähe der Wendelsteinkirche ab, weil die Gondelbahn um diese Uhrzeit schon ihren Betrieb eingestellt hatte. Nach der Versorgung der Patientin stiegen die Rettungskräfte mit den vier Angehörigen ins Tal ab und beendeten gegen 20 Uhr einen anstrengenden Tag.
Erholung bekamen sie jedoch auch am Sonntag nicht. Um kurz nach 11.30 Uhr ging der dritte Wendelstein-Einsatz des Wochenendes ein. Ein 69-Jähriger war am Wanderweg im Bereich des Hotelhangs fünf Meter weit abgerutscht und hatte sich dabei mittelschwer an der Schulter und im Gesicht verletzt. Erneut mit Unterstützung der Kameraden aus Brannenburg versorgten die Leitzachtaler den Mann und alarmierten den Hubschrauber 3 aus Langkampfen bei Kufstein nach, weil der Patient über starke Schmerzen klagte. Mithilfe eines Taus barg die Luftrettungscrew den 69-Jährigen und flog ihn ins Krankenhaus Agatharied. Nach drei Hubschrauberbergungen binnen etwas mehr als 24 Stunden betont die Bergwacht Leitzachtal, dass die „reibungslose und professionelle Zusammenarbeit“ mit den Besatzungen das Ergebnis „vieler Stunden Luftrettungstrainings“ sei. So würden die ehrenamtlichen Einsatzkräfte sowohl im Bergwacht-Simulationszentrum in Bad Tölz wie auch draußen – wie kürzlich am Sudelfeld mit dem ADAC-Helikopter – regelmäßig und intensiv üben.Sebastian Grauvogl