Flintsbach – Es ist keine Übertreibung: Rund um den Petersberg dröhnt der Boden vor Geschichte: Seine Besiedlung geht wohl bis in die Bronzezeit zurück. Die Peterskirche oben auf dem Berg macht das bis heute auch augenfällig: Sie ist der Rest eines einstigen Klosters, das im Jahr 1130 gegründet worden war. Und ohne Übertreibung kann man auch sagen: Die Musikantenwallfahrt auf den Petersberg, die am kommenden Sonntag stattfindet, gehört zur Geschichte dazu. Zwar gibt es sie „erst“ seit gut drei Jahrzehnten, doch wer einmal dabei war, weiß: Es ist, als ob es eine schon Jahrhunderte alte Tradition wäre.
Dies ist auch der Tatsache zu verdanken, dass sie trotz der vielen teilnehmenden Musikanten aus Bayern, aus Österreich und Südtirol nie zu einer Show verkommen ist. Alle die dabei sind, sind wirkliche Wallfahrer, auch die Musiker. Hier kommt niemand, um sich etwas „Folklore“ anzusehen, sie ist kein „Event“, sondern Glaubenssache.
Dafür sorgt schon der Petersberg selbst, der sich, die Petersbergkirche und die Wallfahrer schützt: Eine gute Dreiviertelstunde Fußanstiegs hat man vor sich, bis man überhaupt den eigentlichen Beginn der Wallfahrt erreicht hat – den Apostelstationsweg, der dann in zwölf Stationen schließlich hinauf zur Kirche führt. An ihnen wird bei der Wallfahrt nicht nur gebetet, sondern auch musiziert und gesungen.
Und bis heute ist sie ein im Ort Flintsbach verwurzeltes Ereignis, ins Leben gerufen durch Sepp Wieland, der im August seinen 95. Geburtstag feierte und einst Kirchenpfleger von Flintsbach war. Fortgeführt wird die Tradition durch seine beiden Söhne Martin und Josef. Auch dieser Ortsbezug ist in gewissem Sinn ein Teil der Geschichte: 1806, zur Zeiten der Säkularisation, in dem viele Kirchen und Klöster aufgelöst, teilweise auch abgebrochen wurden, konnte die Peterskirche nur dadurch gerettet werden, dass sie von den umliegenden Almbauern gekauft wurde.
In diesem Jahr wird der Geschichtsbezug bei der Wallfahrt sogar besonders deutlich. In der Reihe der Musiker wird auch der bekannte Südtiroler Musikant Sepp Oberholler mit seiner Familie sein. Er wird am Nachmittag, nach dem Gottesdienst, mit anderen direkt in der Kirche musizieren. Dies auch eine Erinnerung daran, dass Flintsbach und Petersberg zur Zeit der Klostergründung einem Südtiroler Bischof gehörten, Bischof Albuin aus dem Geschlecht der Aribonen.
Die Wallfahrt aber läge nicht in Bayern, wenn nach dem Wallfahrtsweg und dem Gottesdienst Essen und Trinken angesagt wären: Auch diese geradezu barocke Verbindung des Glaubens mit der Lebensfreude ist Teil der Geschichte des Petersbergs und seiner Kirche.
Für alle, die sich der Wallfahrt anschließen möchten: Beginn der Wallfahrt ist morgen, Sonntag, um 9 Uhr, Abmarsch am Anfang des Apostelstationsweges bei der Weggabelung Astenweg/Petersberg. Der Festgottesdienst beginnt dann um 10.30 Uhr. Die Wallfahrt findet bei jeder Witterung statt.jt