Großkarolinenfeld – Nicht selten meldet die Polizei Personen aus der Region als vermisst und bittet die Bevölkerung um Hilfe bei der Suche. Mal sind es Jugendliche, die womöglich von zu Hause ausgebüxt sind, mal Senioren, um die sich Angehörige aufgrund ihres gesundheitlichen Zustandes Sorgen machen. Glücklicherweise werden die Verschwundenen oftmals nach kurzer Zeit wieder aufgefunden. Nicht so bei einem Fall im Juli, bei dem die Polizeiinspektion Bad Aibling zunächst ebenso die Bevölkerung um Mithilfe gebeten hatte.
Damals verschwand ein 49-Jähriger aus Großkarolinenfeld von der Bildfläche. Laut Polizeiangaben wurde er zuletzt am Morgen des 21. Juli in seiner Heimatgemeinde gesehen. Doch dann verlor sich seine Spur. „Seitdem ist er nicht wieder zurückgekehrt und nicht erreichbar“, erklärte die Polizei kurz darauf. Dieses Verhalten sei für den Mann untypisch gewesen.
Auch konnte man zu diesem Zeitpunkt nicht ausschließen, dass der 49-Jährige auf Hilfe angewiesen ist. Groß angelegte Suchmaßnahmen in der Region führten unmittelbar nach Bekanntwerden des Vermisstenfalls zunächst nicht zum Auffinden des Mannes.
Vor wenigen Tagen, gut zwei Monate nach der veröffentlichten Vermisstenmeldung, folgte nun jedoch die Entwarnung (wir berichteten). „Am Abend des 16. September 2025 konnte der Vermisste nach einem Hinweis aus der Bevölkerung durch Kräfte der Polizei wohlbehalten angetroffen werden“, hieß es in einer weiteren Mitteilung des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd.
Doch mehr Hintergründe zu dem außergewöhnlichen Fakt, dass der Mann nach zwei Wochen einfach wieder aufgefunden werden konnte, waren zunächst nicht zu erfahren. Und auch auf OVB-Nachfrage hielt sich das Polizeipräsidium Oberbayern Süd nun recht bedeckt. „Dies hatte persönliche Gründe, auf die hier nicht näher eingegangen wird“, erklärte ein Polizeisprecher gegenüber dem OVB auf die Frage, warum der Mann so lange nicht mehr gesehen wurde. Nur so viel: „Der Herr wurde in der Region Rosenheim wohlbehalten angetroffen“, so der Sprecher des Präsidiums. Er hatte sich zumindest jetzt also nicht an einem weiter entfernten Ort aufgehalten. Aus persönlichen Gründen sind zu diesem Vermisstenfall keine näheren Einzelheiten bekannt. Doch wie gehen die Behörden grundsätzlich mit Vermisstenfällen um?
Für die polizeiliche Arbeit gibt es klare Handlungsvorgaben, wie mit Vermisstenfällen umzugehen ist. Laut dem Bundeskriminalamt wird eine Person in der Regel von den Angehörigen oder Bekannten bei der Polizei als vermisst gemeldet, wenn sie aus unerklärlichen Gründen von ihrem gewohnten Aufenthaltsort fernbleibt. Die Polizei leitet dann eine Vermisstenfahndung ein, wenn die Person „ihren gewohnten Lebenskreis“ verlassen hat, ihr derzeitiger Aufenthalt unbekannt ist und „eine Gefahr für Leib oder Leben“ (beispielsweise Opfer einer Straftat, Unfall, Hilflosigkeit oder Selbsttötungsabsicht) angenommen werden kann. Dabei unterscheidet das Bundeskriminalamt zwischen Minderjährigen und Erwachsenen. Letztere haben demnach das Recht, ihren Aufenthaltsort frei zu wählen, auch ohne diesen Angehörigen oder Freunden mitzuteilen.
Anders ist es bei Minderjährigen. Laut dem Bundeskriminalamt dürfen Personen im Alter von bis zu 18 Jahren ihren Aufenthaltsort „nicht selbst bestimmen“. Bei ihnen werde grundsätzlich von einer Gefahr für Leib oder Leben ausgegangen. Sie gelten für die Polizei bereits als vermisst, wenn sie ihren gewohnten Lebenskreis verlassen haben und ihr Aufenthalt nicht bekannt ist. Vermisste Minderjährige werden, wenn die Polizei sie antrifft, so lange in staatliche Obhut (etwa in eine Jugendeinrichtung) genommen, bis eine Rückführung des Vermissten zum Sorgeberechtigten gewährleistet ist. Nicolas Bettinger