Tuntenhausen/Inntal – Wenn Politiker nicht hören und wenn der Verlust der Heimat und der Natur droht, dann hilft oft nur noch beten. Und deshalb riefen die Bürgerinitiativen erneut zum Gebet um einen verantwortungsvollen Umgang mit der dem Menschen anvertrauten Schöpfung auf.
Bei herrlichen Spätsommerwetter wollten die Initiatoren ein „friedliches, aber starkes, Zeichen“ für den Erhalt der Heimat setzen, so erklärte die Mit-Organisatorin Maria Haimmerer ihre Beweggründe. Dies sei auch möglich, wenn man den Alternativvorschlag der Bürgerinitiativen umsetzen würde, der überdies im Ergebnis „Schneller, günstiger, nachhaltiger“ wäre, betonten Stefan Hofbauer und Jakob Wallner.
„Ein Ausbau der Bestandstrecke – natürlich in Verbindung mit optimalen Lärmschutz – würde genügen, um den zu erwartenden Mehrverkehr aus dem Süden aufzunehmen“, so Hofbauer. Ein wichtiger Baustein des Alternativkonzeptes wäre auch der zweigleisige Ausbau der Bahnstrecke München-Mühldorf-Freilassing zur Entlastung der derzeitigen Hauptstrecke München-Rosenheim.
Bei der von allen Beteiligten als unbedingt notwendig erachteten Güterverlagerung auf die Schiene hinke man seit Jahren hinterher. Die wesentliche Grundlage hierfür, eine ausreichende Verladeinfrastruktur, fehle und werde auch in den kommenden Jahrzehnten nicht zur Verfügung stehen. Durch den bloßen Bau zweier neuen Gleise, die noch dazu eine Geschwindigkeit von 230 km/h erlauben sollen, werde das Ziel der Güterverlagerung nicht erreicht werden.
Christliche Wallfahrten zu einem Heiligtum dienen bekanntlich unter anderem dem Erleben religiöser Erfahrungen, um geheilt zu werden oder für besondere Anliegen zu beten. „Wer die Basilika in Tuntenhausen kennt, sieht dort die vielen Votivtafeln, die als Dank an Maria gestiftet wurden“, berichtet Jakob Wallner. Die Tafeln zeigen Überflutungen, Brände, Krankheiten und Unglücksfälle, bei denen die Menschen eine wunderbare Hilfe erfahren haben. Wallner: „Vielleicht können auch wir eine solche wunderbare Hilfe erfahren, damit sich bei unserem Anliegen die in unseren Augen besseren Argumente durchsetzen.“ Denn der Naturverbrauch bei diesem Projekt ist immens und insbesondere viele Landwirte werden ihre Existenz verlieren.
Von drei Orten aus starteten die Teilnehmer zur Basilika von Tuntenhausen: von Brettschleipfen, Berg/Sportplatz und Weiching, angeführt jeweils von einem Kreuzträger.
Pfarrer Drago Curic erinnerte bei seinen einleitenden Worten an die Verantwortung gegenüber der Umwelt und an die nächste Generation. „Wir müssen sensibel mit der Natur umgehen, die uns Gott anvertraut hat“, betonte der Geistliche. Zugleich warnte er davor, dass wir leider allzu oft eigene Wege gehen, die nicht immer die richtigen sind. Meditative Texte, untermalt mit Zithermusik, lenkten den Blick auf die Bedeutung der Natur. Auch in der Predigt von Pfarrer Drago Curic stand die Schöpfung im Mittelpunkt. „Wir sollen vertrauensvoll mit Gottes Schöpfung umgehen, nicht aber eigene Reiche aufbauen und persönliche Vorteile suchen“, betonte er. „Wir tragen Verantwortung für die Natur und sind daher aufgerufen, sie zu schützen und achtsam mit ihr umzugehen.“ Für seine bewegenden Worte erhielt der Pfarrer spontanen Beifall.
In den Fürbitten baten die Wallfahrer darum, offensichtliche Irrwege in Politik, Wirtschaft und Bahn zu verlassen und Entscheidungen mit Weitblick und Weisheit zu treffen – im Dienst an Mutter Erde und den kommenden Generationen. Nach der Kommunion erklang das Lied „Mutter Maria, nimm mich an der Hand“, gesungen von einem Dreigesang. Nach dem Schlusssegen dankte Jakob Wallner allen Teilnehmern. Mit dem beziehungsreichen Lied „Maria breit den Mantel aus“ fand der Gottesdienst seinen feierlichen Abschluss.