Nervenkitzel für Bahnreisende

von Redaktion

Die Sanierung des Bad Endorfer Bahnhofs wird ein Kraftakt. Fünf Monate Vollsperrung. Intensive Arbeiten auf engstem Raum. Schienenersatzverkehr ohne Pendlerparkplätze. Das Projekt verspricht Nervenkitzel. Das sind die Pläne für 2027.

Bad Endorf – Die Generalsanierung der Bahnstrecke München-Rosenheim-Salzburg steht bevor. Direkt davon betroffen ist auch Bad Endorf. Von Februar bis Juli 2027 wird der Abschnitt von Rosenheim nach Salzburg voll gesperrt. In der jüngsten Sitzung des Marktgemeinderates informierte Lukas Borowski, Projektleiter bei der DB InfraGO AG, über die geplanten Arbeiten am Bahnhof in Bad Endorf.

Kein gutes
Aushängeschild

Es ist nicht zu übersehen. Das Bahnhofsgebäude ist in keinem guten Zustand. Weil das Dach nicht mehr standsicher ist, musste der Durchgang gesperrt und das Gebäude mit Bauzäunen gesichert werden. Geplant ist eine energetische Gebäudesanierung. Dach, Fassade und Anlagentechnik müssen erneuert werden. Auch die beiden Wohnungen im Bahnhofsgebäude sollen saniert werden.

Umgesetzt werden soll das allerdings erst ab Februar 2027. Und das ist den Bad Endorfern zu spät. „Dieser Bahnhof ist keine gute Visitenkarte für eine Tourismusgemeinde wie Bad Endorf“, kritisierte Magdalena Restle (Grüne). Seit langem sei die Gemeindeverwaltung mit dem Bahnhofsmanagement Rosenheim in Kontakt, um eine Lösung zu finden, informierte Bürgermeister Alois Loferer (CSU). „Wir haben viele Versuche gestartet, leider ohne Ergebnis.“

Deshalb wurde auch die Idee von Bettina Scharold (CSU) schnell verworfen, dass „die Gemeinde ein Dach zur Verfügung stellen“ könnte. „Das muss die Bahn selbst machen. Wir bauen nicht auf fremden Grundstücken“, stellte Loferer klar. Dafür erhielt Projektleiter Borowski den Auftrag, bei der DB InfraGO noch einmal nachzuhaken, ob die Gebäudesanierung oder zumindest eine Gebäudesicherung nicht schon vor 2027 möglich wäre.

In den fünf Monaten Vollsperrung soll der Bad Endorfer Bahnhof barrierefrei teil modernisiert werden. Geplant ist, den Bahnsteig am Gleis 4 in Richtung Salzburg auf 330 Meter zu verlängern und von heute 55 auf die Regelhöhe von 76 Zentimetern anzuheben. Der Bahnsteig am Gleis 2 wurde bereits barrierefrei gestaltet. Hier ist ein stufenloser Einstieg in den Zug bereits möglich.

Erneuert werden auch Gleise, Weichen und Oberleitungen, die Entwässerung, die Wetterschutzhäuser an den Bahnsteigen, die gesamte Beleuchtung, Anzeigetafeln sowie Leit- und Sicherungstechnik. Zudem werden Schallschutzwände installiert. Während der Vollsperrung soll auch der gemeindliche Durchlass im Bereich der Gleise erneuert werden. Dazu sei man mit der Bahn im Gespräch, informierte Loferer.

„Wir arbeiten mit großen Fertigteilen“, erläuterte Borowski. Deshalb werde vor allem die Baustellenlogistik eine Herausforderung. „Wir benötigen Flächen, die nahe an der Bahnstation sind. Deshalb werden wir den Park-and-Ride-Parkplatz an der Rückseite des Bahnhofs und den privaten Parkplatz an der Chiemseestraße als Lagerflächen brauchen“, kündigte der Projektleiter an. Auch für die Anmietung der Parkflächen im Westen der Bahnstrecke stehe die DB InfraGo in Verhandlungen mit den Eigentümern. Noch geklärt werden müsse, wo während der Bauphase Ausweichparkflächen für Pendler angeboten werden können, betonte der Bürgermeister, denn „die werden auch bei Schienenersatzverkehr gebraucht“. Auf ein weiteres Problem machte Bettina Scharold aufmerksam: „Wie bleibt die neue Fahrradanlage während der Bauarbeiten erreichbar?“ Auch dazu sind noch Abstimmungen erforderlich.

Bis zur Vollsperrung der Strecke gehen noch 17 Monate ins Land. Trotzdem laufen bereits die Vorbereitungen für den Schienenersatzverkehr (SEV). „Derzeit werden mit den Eisenbahnverkehrsunternehmen und den für den Nahverkehr zuständigen Aufgabenträgern Umleitungskonzepte erörtert, Fahrpläne, Routen und Haltepunkte im Detail ausgearbeitet“, informierte Borowski.

Im kommenden Jahr erfolge die Abstimmung mit den Gemeinden. Zudem sei 2026 eine Informationsveranstaltung für Bürger geplant. Akdag Türker (SPD) regte an, den SEV-Haltepunkt „Bahnhof“ an einen anderen Standort zu verlegen, um das zu erwartende Verkehrschaos aus begrenzten Pendler-Parkplätzen, Schienenersatzverkehr und Bauarbeiten von der Hauptverkehrsader Bad Endorfs fernzuhalten.

Entwicklung zum
Zukunftsbahnhof

Perspektivisch will die Bahn die Stationen an der Strecke zu „Zukunftsbahnhöfen“ entwickeln – unter anderem durch mehr Wetterschutz, moderne Beleuchtungsanlagen, neu gestaltete Personenunterführungen und durchgängige Gestaltungskonzepte. Nach Aussage der Bahn sollen regionale Gestaltungselemente als „Identitätsstifter“ wirken. Das Bahnhofsgebäude in Bad Endorf, so informierte Borowski, werde künftig nicht mehr gelb, sondern blau sein.

Die Personenunterführung wurde schon im neuen Design gestaltet. Möglicherweise lehnt sich die Idee für die Fliesen an die Eggstätt-Hemhofer Seenplatte an. Leider sorgen sie aber bei einigen Reisenden für gesundheitliche Beschwerden, wie aus dem Gemeinderat zu hören war. Denn wer bei solch starkem „Wellengang“ durch die Unterführung läuft, wird schnell „seekrank“. Lukas Borowski versprach, den Hinweis im Projekt-Team zu diskutieren.

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