Ein Loblied der Geschöpfe

von Redaktion

Sonnengesang des heiligen Franziskus liefert Inspiration für Kunstwerk von Christian Huba in der Pfarrkirche Aschau

Aschau – Zu einem Erlebnis aus Klang, Vortrag und Bild hatte die Pfarrei Aschau ins Pfarrheim eingeladen. Und ein Erlebnis wurde „Ein Loblied der Geschöpfe – 800 Jahre Sonnengesang des heiligen Franziskus“ fürwahr. Bruder Markus Scholz, Franziskaner vom Kloster Maria Eck, erschloss Hintergründe und Botschaft des Sonnengesangs. Klavier, Gesang und Cellomusik umrahmten die Veranstaltung musikalisch und Künstler Christian Huba stellte sein eigens für den renovierten Pfarrsaal geschaffenes Tryptichon vor.

Aschaus Dritte Bürgermeisterin Monika Schmid sagte in ihrem Grußwort, dass das Pfarrheim ein Ort der Begegnung sei. Der Sonnengesang – ob in textlicher oder bildlicher Darstellung – schärfe die Sinne und lenke den Blick auf das Wesentliche.

Wer war Franziskus?, fragte Bruder Markus. Sicherlich „kein Sonnenanbeter oder Esoteriker oder gar Ökofuzzi,“ sondern „ein Mann Gottes, eine Figur der Zukunft“. Von Krankheit schwer gezeichnet, dichtete der Heilige Franz von Assisi vor 800 Jahren den Sonnengesang, der nicht nur als ältestes Zeugnis italienischer Literatur gilt, sondern bis in die Gegenwart hinein Menschen künstlerisch und spirituell inspiriert hat. Der Sonnengesang sei ein Spiegelbild des wahren und wirklichen Lebens.

Bruder Markus deutete es sprachlich aus: Im Italienischen heißt es „Bruder Sonne“, im Deutschen „Schwester Sonne“, der Tod bekomme im Italienischen die weibliche Form, also „la morte“. Die Familie werde als harmonische Ordnung dargestellt: Die Eltern sind Vater, „il signore“, und Mutter ist Mutter Erde. Feuer, Wasser und Luft sind die Geschwister. „Laudatio si“ sei, so Bruder Markus, ein Lobpreis der Schöpfung, ein Lob Gottes und versinnbildliche „In seiner Liebe bin ich geborgen“.

Die vier Elemente spielen auch im Kunstwerk, das Künstler Huba geschaffen hat, eine wichtige Rolle. Den Sonnengesang hat er auf einem Tryptichon, einen mittelalterlichen Flügelaltar, dargestellt. Links Bruder Sonne, Feuer und Luft, rechts Mond, Tod, Wasser und Mutter Erde in Form der Kuh. Die Mitte sollte frei bleiben, so Huba weiter. Denn Franziskus sei auch bescheiden und enthaltsam gewesen. Und doch ist da ein Paar. Der Künstler berichtete, dass er sich für sein Wandbild vom Alten Testament inspirieren habe lassen. Bei Moses heißt es: „Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde. In seinem Bilde schuf er sie.“

Huba betonte, Franziskus sei aktuell wie nur zuvor. Es gehe um den Respekt vor der Schöpfung. Alle Kreaturen sollen sich auf Augenhöhe begegnen. Pfarrer Paul Janßen hatte in seinem Willkommensgruß gesagt, dass Franziskus trotz schwerer Krankheit den Sonnengesang gedichtet habe. Franziskus als Bruder Immerfroh zu bezeichnen, sei da wohl ein realistischerer Blick.

Wie man es auch auslegt, der Abend bot viele Anregungen, um sich in das Wandbild des Sonnengesangs zu vertiefen oder im Nachgang einen Blick in die Dichtung zu werfen. elk

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